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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Sarg?« »Nein.« »Wie dann?«
     
    »Er war draußen auf der Treppe in Decken gewickelt. Die Ärzte glauben nicht, dass er durchkommt. Aber das ist hier eines der Rehabilitationszentren der Vampirkirche. Wir haben einen Zweibisser hier. Die Frau sagt, dass der Vampir, den wir aufgegriffen haben, der Wächter für die jungen Vampire war, die noch drin sind. Sie scheint besorgt zu sein, was die Vampire tun werden, wenn sie erwachen und der Wächter nicht da ist, um sie zu beruhigen und saugen zu lassen.«
     
    »Saugen zu lassen?«
     
    »Sie sagt, dass sie alle einen kleinen Schluck von dem Wächter nehmen, um die Nacht zu beginnen. Ohne ihn, sagt sie, wird der Hunger zu groß, und dann könnten sie gefährlich werden.«
     
    »Welch ein Quell an Informationen.« »Sie hat Angst, Anita. Sie hat zwei beschissene Vampirbisse am Hals und hat Angst.« »Scheiße«, sagte ich. »Ich bin unterwegs, Dolph, aber offen gestanden, weiß ich nicht, was ich für Sie tun soll.«
     
    »Das müssen Sie mir sagen, Sie sind der Vampirexperte.« Das klang ein wenig feindselig. »Ich werde unterwegs darüber nachdenken. Vielleicht fällt mir etwas ein, bis ich da bin.« »Vor der Legalisierung hätten wir sie noch eigenhändig ausgeräuchert.« »Tja, die gute alte Zeit.«
     
    »Tja«, machte er. Ich glaube nicht, dass er meine Ironie mitbekommen hatte. Aber bei Dolph wusste man nie.
     
    Ich wählte die dritte Nummer. Larry war am Apparat. »Anita.« Er klang angestrengt, als hätte er Schmerzen. »Was ist los?«, fragte ich mit zugeschnürter Kehle. »Es ist alles in Ordnung.« »Sie klingen nicht danach«, meinte ich.
     
    »Ich habe mich nur mit der Naht zuviel bewegt. Ich müsste eine Schmerztablette nehmen, aber dann kann ich nicht mehr fahren.« »Brauchen Sie jemanden, der Sie mitnimmt?« Ein, zwei Sekunden blieb es still, dann: »Ja.«
     
    Ich wusste, was es ihn gekostet hatte, mich anzurufen. Er war erst ein paarmal ohne mich im Auftrag der Polizei im Dienst gewesen. Dass er jetzt bei irgendetwas meine Hilfe brauchte, musste ihm an die Nieren gehen. Mich hätte es mächtig geärgert. Ich hätte bestimmt nicht angerufen. Ich hätte durchgehalten bis zum Umfallen. Das war keine Kritik an Larry, sondern an mir. Er war manchmal klüger als ich. Hierbei zum Beispiel auch.
     
    »Wo sind Sie?«
     
    Er nannte mir die Adresse, und es war in der Nähe. Wir hatten Glück. »Ich bin nur fünf Minuten von Ihnen entfernt, aber ich kann Sie nicht nach Hause fahren. Ich bin unterwegs zu Dolph.«
     
    »Solange ich nicht ans Steuer muss, ist es in Ordnung. Es ist schon so weit, dass ich meine ganze Konzentration aufbringen muss, um auf der Straße zu bleiben. Zeit, auf den Beifahrersitz zu wechseln.«
     
    »Sie haben wirklich mehr Verstand als ich.« »Soll heißen, Sie hätten noch nicht um Hilfe gebeten.« »Nun ... ja.« »Wann hätten Sie's getan?« »Wenn ich von der Straße abgekommen wäre und einen Abschleppwagen gebraucht hätte.«
     
    Er lachte und saugte scharf die Luft ein. »Ich warte.« »Ich bin gleich da.« »Gut. Danke, dass Sie nicht gesagt haben: ich hab's Ihnen ja gesagt.« »Ich habe nicht mal daran gedacht, Larry.« »Ehrlich?«
     
    »Hand aufs Herz und ...« »Sagen Sie es nicht.« »Werden Sie jetzt abergläubisch, Larry?«
     
    Ein paar Herzschläge lang war er still. »Kann sein. Vielleicht war es auch nur ein langer Tag.« »Die Nacht wird noch länger«, erwiderte ich. »Danke, genau das, was ich hören wollte.« Er legte auf, ohne auf Wiedersehen zu sagen.
     
    Vielleicht lag es an mir, dass Larry nie auf Wiedersehen sagte. Vielleicht war ich immer der Überbringer schlechter Nachrichten, und jeder wollte das Telefonat mit mir so schnell wie möglich beenden. Bestimmt nicht.
     
     
     

40
     
    Ich hatte erwartet, ihn in seinem Wagen sitzend vorzufinden. Irrtum. Er stand dagegen gelehnt. Schon von weitem konnte ich sehen, dass er Schmerzen hatte. Er hielt den Rücken gerade und versuchte, sich nicht mehr als nötig zu bewegen. Ich blieb neben ihm stehen. Aus dieser Distanz sah er noch schlimmer aus. Sein weißes Oberhemd war rußverschmiert. Seine leichte Anzughose war braun, darum hatte sie es etwas besser überstanden. Ein schwarzer Rußstreifen zog sich von der Stirn bis zum Kinn. Das hob das eine blaue Auge stark hervor, so dass es dunkler wirkte, wie ein-Saphir in Onyx. Sein Blick war stumpf, als hätten die Schmerzen ihn ausgelaugt.
     
    »Himmel, Sie sehen grauenhaft aus.« Er lächelte fast.

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