Anita Blake 07 - Dunkle Glut
für einer war. Da Sie es wissen, können Sie Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
»Nein«, sagte ich. »Warum nicht?«
Ich machte den Mund auf und wieder zu. Ich hatte darauf keine gute Antwort. »Ich halte nichts davon, nur aus Neugier Tote zu wecken. Sie wissen doch, wie viel Geld man mir geboten hat, damit ich tote Berühmtheiten interviewe?«
»Ich würde trotzdem gern wissen, was wirklich mit Marilyn Monroe passiert ist«, sagte er.
»Wenn ihre Familie kommt und fragt, tue ich es vielleicht. Aber ich hole die arme Frau nicht aus dem Grab, weil ein Sensationsblatt unserem Boss mit einem Bündel Scheine winkt.«
»Das Bündel war ziemlich dick«, erinnerte mich Larry. »So dick, dass er sogar Jamison hingeschickt hat. Der konnte es nicht. Sie war angeblich schon zu lange tot, als dass es ohne ein größeres Opfer klappen konnte.«
Ich schüttelte den Kopf. »Jamison ist eine Lusche.« »Jeder bei Animators Inc. hat es abgelehnt.« »Einschließlich Ihnen.«
Er zuckte die Achseln. »Ich könnte sie erwecken und fragen, wie sie gestorben ist, aber nicht vor laufenden Kameras. Die Frau wurde in ihrem Leben ständig verfolgt, und sie tun es immer noch. Das kommt mir nicht richtig vor.«
»Sie sind ein anständiger Kerl, Larry.« »Aber ich wusste nicht, dass Vampire vollständig zu Asche verbrennen und Knochen nur bei Menschen übrig bleiben.«
»Lassen Sie das, Larry. Das ist nur Erfahrung. Ich hätte Ihnen das sagen sollen, bevor Sie heute rausgefahren sind. Ehrlich gesagt sind Sie inzwischen so gut, dass ich gar nicht daran gedacht habe.«
»Sie haben angenommen, dass ich es weiß?« «Ja.«
»Ich habe gemerkt, dass die täglichen Lektionen in letzter Zeit knapper werden. Früher habe ich mir bei der Arbeit mit Ihnen mehr Notizen gemacht als während meiner ganzen Collegezeit.«
»Zuletzt also nicht mehr so viele, wie?«
»Es ist mir nicht aufgefallen, aber es stimmt.« Er grinste plötzlich, und das hellte sein Gesicht auf, verjagte die Schrecken des Tages. Für einen Moment war er der optimistische Junge mit den strahlenden Augen, wie er damals vor meiner Tür gestanden hatte. »Sie meinen, ich lerne endlich, wie man diese Arbeit macht?«
>Ja, das tun Sie«, bestätigte ich. »Wenn Sie schneller schießen würden, würde ich sagen, dass Sie gut sind. Es ist schwierig, alles gleichzeitig zu lernen, Larry. Man wird mit etwas Neuem konfrontiert und stellt fest, dass man keine Ahnung hat, was los ist.«
»Sie auch?«, fragte er. »Ich auch.«
Er atmete einmal tief ein und aus. »Ich habe Sie ein-, zweimal überrascht gesehen, Anita. Wenn die Monster so seltsam werden, dass selbst Sie nicht mehr wissen, was läuft, dann wird es meistens sehr schnell richtig schlimm.«
Damit hatte er recht. Ich wünschte, es wäre nicht so, denn im Augenblick wusste ich auch nicht, was los war. Ich verstand nicht, was mit Nathaniel passiert war. Ich wusste nicht, wie die Vampirzeichen bei Richard wirkten. Ich wusste nicht, wie ich feststellen sollte, ob Malcolm noch unter den Untoten weilte oder ob er in den etwas dauerhafteren Zustand des Todes übergegangen war. Vielleicht sollten Larry und ich beide eine Schmerzpille nehmen und bis morgen durchschlafen. Sicher war morgen ein besserer Tag. Oh Gott, hoffentlich.
41
Das Haus qualmte noch, als wir ankamen. Dünne graue Rauchfetzen stiegen wie Miniaturgeister von den geschwärzten Balken auf. Aus irgendeinem Grund war das hohe Kuppeldach vom Feuer verschont geblieben. Die unteren Stockwerke waren ausgebrannt und schwarz, aber die Kuppel stand über der Ruine wie ein weißer Leuchtturm. Es sah aus, als hätte ein Riese mit schwarzen Zähnen einen großen Happen von dem Haus abgebissen.
Das Löschfahrzeug versperrte fast die ganze Straße. Auf dem Asphalt hatte sich ein kleiner See ausgebreitet. Feuerwehrleute wateten hindurch und wickelten meterweise Schlauch auf. Ein Streifenpolizist hielt uns an.
Ich kurbelte das Fenster herunter und zückte mein Kärtchen. Es war ein Plastikding zum Anklammern und sah offiziell aus, aber es war keine Dienstmarke. Manchmal wurde ich damit durchgelassen, und manchmal gingen sie um Erlaubnis fragen. Brewsters Gesetz lag in Washington auf dem Tisch und würde den Vampirhenkern so etwas wie den Status eines Marshals geben. Ich war noch unsicher, was ich davon halten sollte. Eine Dienstmarke macht noch lange keinen Polizisten, aber ich persönlich
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