Anita Blake 07 - Dunkle Glut
kriegen, bevor die Vampire ihn umbringen.«
»Sie sagen das, als wäre ich dabei, wenn er stirbt«, sagte ich. Dolph sah mich wortlos an.
Diesmal wich ich seinem Blick nicht aus. »Ich töte nicht für Jean-Claude, Dolph, egal, was man sich auf der Straße erzählt.« »Ich wünschte, ich könnte das glauben, Anita. Sie wissen gar nicht, wie sehr ich mir das wünsche.« Ich sank auf mein Kissen. »Glauben Sie, was Sie wollen, Dolph. Das tun Sie ja sowieso.«
Darauf ging er schweigend hinaus, als wäre, was er zu sagen gehabt hätte, zu schmerzhaft, zu endgültig. Dolph gab keine Ruhe mehr. Ich begann mich zu fragen, ob er so weitermachen wollte, bis er uns komplett entzweit hatte. Wir würden noch miteinander arbeiten, aber keine Freunde mehr sein. Meine Kopfschmerzen wurden schlimmer, das Schmerzmittel ließ nach. Aber es war mehr als das.
48
Die Arzte schrieben mich gesund und staunten über meine Heilkräfte. Wenn die wüssten. Pete McKinnon kam mich später noch besuchen. Er hatte entdeckt, dass es ähnliche Brände in New Orleans und San Francisco gegeben hatte.
Es dauerte einen Moment, bis mir einfiel, was an diesen Städten so wichtig war. Als ich mich erinnerte, fragte ich: »Auch in Boston?« »Nein, in Boston gab es keine Brände. Warum?«
Wahrscheinlich glaubte er mir nicht, als ich »nur so« antwortete, aber im Gegensatz zu Dolph fragte er nicht weiter. Ich war nicht bereit, mit dem Finger auf den Vampirrat zu zeigen. Dass es in Städten gebrannt hatte, wo sie gewesen waren, musste nicht heißen, dass sie dahintersteckten. In Boston hatte nichts gebrannt. Dass es jetzt mysteriöse Brände in St. Louis gab, während der Rat sich dort aufhielt, bedeutete gar nichts. Genau, und der Osterhase bringt mir jedes Jahr Schokoladeneier.
Ich erzählte Jean-Claude von meinem Verdacht. »Aber warum sollte der Rat leere Gebäude abbrennen, ma petite? Wenn einer von ihnen Feuer beschwören könnte, würde er es nicht an Immobilien verschwenden. Es sei denn, es gäbe dabei etwas zu gewinnen.«
»Du meinst ein finanzielles Motiv?« Er zuckte die Achseln. »Möglich, obwohl ihnen ein persönliches Motiv ähnlicher sehen würde. »Mehr kann ich nicht herausfinden, ohne den Rat bei der Polizei verdächtig zu machen«, sagte ich.
Er schien kurz zu überlegen. »Vielleicht kannst du unseren gemeinsamen Selbstmord noch aufschieben, bis wir diesen Abend überlebt haben.« »Sicher.«
Am Abend kleidete mich ein kurzes figurbetontes ärmelloses Samtkleid mit V-Ausschnitt. Die Taille bestand aus durchsichtiger Spitze. Meine blasse Haut schimmerte verführerisch hindurch. Dazu hatte ich schwarze halterlose Strümpfe an, die etwas höher reichten als bis zur Oberschenkelmitte und mit dem schwarzen Spitzenrand an den Saum des schwarzen Satinslips stießen. Die Strümpfe waren eine Nummer zu groß. Jean-Claude hatte sie absichtlich so gekauft. Ich hatte schon einmal Halterlose getragen und musste zugeben, dass es bei meinen kurzen Beinen schmeichelhafter aussah, wenn die Strümpfe weiter oben endeten. Ich hätte zu gern sein Gesicht gesehen, wenn ich mich ihm nur in den Strümpfen präsentierte, aber leider hatten wir etwas anderes vor. So war es bloß frustrierend und ein bisschen angsteinflößend.
Die hochhackigen Samtschuhe, die er ausgesucht hatte, lehnte ich ab. Stattdessen trug ich meine eigenen schwarzen Pumps. Sie waren nicht so schick. Vielleicht nicht einmal viel bequemer, aber die Absätze waren niedrig genug, dass ich darin rennen oder notfalls ohnmächtige Werleoparden tragen konnte.
»Du siehst vollkommen aus, ma petite, bis auf die Schuhe.«
»Vergiss es«, sagte ich. »Du hast Glück, dass ich überhaupt diese Strümpfe trage. Der Gedanke, dass ich mich extra für den Fall so anziehe, dass die Abendgesellschaft meine Unterwäsche zu sehen bekommt, macht mir eine Gänsehaut.«
»Du hast mit dem Wanderer über Preise und Pflichten gesprochen. Nun, heute Abend zahlen wir den Preis für deine Werleoparden. Bedauerst du das jetzt?«
Gregory lag noch immer festgeschnürt in meinem Schlafzimmer und sah blass und krank aus. Vivian hockte in einem der Gästezimmer und gab nur einsilbige Antworten. »Nein, ich bedaure es nicht.«
»Dann sollten wir die anderen rufen und uns auf den Weg machen.« Doch er rührte sich nicht. Er lag auf der weißen Couch, das Kinn auf den gefalteten Händen. Bei jemand anderem hätte ich gesagt, er
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