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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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versucht, sich anzupassen. Das ist ihr erster Ausflug in die Öffentlichkeit. Sie sind jahrtausendelang der Stoff für Alpträume gewesen, ma petite. Ein Tag freundlicher Politik wird sie nicht in etwas anderes verwandeln.« »Aber ...«
     
    Er legte mir die Finger auf die Lippen. »Es ist ein gutes Zeichen, ma petite. Dem möchte ich zustimmen, aber du kennst sie nicht so gut wie ich. Du hast sie noch nicht von ihrer schlimmsten Seite kennengelernt.«
     
    Mir schossen die Bilder durch den Kopf, Rafaels blutiger Rücken, Sylvie, die schlaff an den Wandfesseln hing und mit brechender Stimme vor sich hinredete, Vivian, von Fernando vergewaltigt. »Ich habe sie ziemlich schlimme Dinge tun sehen, seit sie in die Stadt gekommen sind«, sagte ich. »Du hast die Regeln festgelegt, Jean-Claude. Sie können uns nicht verkrüppeln, vergewaltigen oder töten. Was bleibt übrig?«
     
    Er küsste mich leicht auf die Lippen und stand auf, während er mir seine Hand bot. Ich nahm sie, ließ mich auf die Füße ziehen. Er trug seine amüsierte Maske, die ich früher für sein wirkliches Gesicht gehalten hatte. Inzwischen wusste ich, dass er dahinter Dinge verbarg. So sah er oft aus, wenn er Angst hatte und niemand es wissen sollte.
     
    »Du machst mir Angst«, sagte ich leise.
     
    Er lächelte. »Nein, ma petite, das tun sie. Bei uns allen.« Mit dieser tröstlichen Erwiderung ging er, um die anderen zusammenzutrommeln. Ich ging meine Handtasche und den schmackhaften Lippenstift holen. Der Rat hatte seinerseits ein paar Bedingungen festgelegt. Keine Waffen heute Nacht. Weshalb ich dieses Kleid anhatte. Ein Blick und
     
    man wusste, ich hatte keine bei mir. Jean-Claude glaubte, sie hätten damit keinen Vorwand, um mich abzutasten. Als ich ihn fragte, was dahintersteckte, sagte er nur: »Ich will ihnen keinen Grund geben, dich anzufassen, ma petite. Vertraue mir.«
     
    Ich vertraute ihm. Ich wollte auch nicht, dass jemand aus dem Rat mich anfasste. Es würde eine lange Nacht werden.
     
     
     

49
     
    Was einmal Jean-Claudes Wohnzimmer und Nikolaos' Thronsaal gewesen war, hatte sich in einen Bankettsaal verwandelt. Von irgendwoher hatten sie einen dreieinhalb Meter langen Tisch aufgetrieben. Alles, was man davon sehen konnte, waren die massiven Tischbeine mit dem Maul und den Pranken eines Löwen. Das Tischtuch war dicht mit Gold bestickt und schimmerte im Schein der Kerzen, die darauf standen. Wenn sie tatsächlich vorgehabt hätten, mit uns zu speisen, wäre meine größte Sorge gewesen, dass wir es bekleckern würden, aber es stand kein Essen da. Es gab auch keine Stühle. Es gab keine Teller. Allerdings gab es weiße Leinenservietten in goldenen Serviettenringen, schwere Weingläser und einen glänzenden Speisenwärmer in Restaurantgröße, unter dem blaue Gasflammen brannten. Er war leer. Darüber hing ein Mann an den Handgelenken von der Decke herab. Es war Ernie. Sein muskulöser Oberkörper war nackt. Er war geknebelt, der Riemen schnitt ihm in die Wangen und hatte einen Teil seines langen Pferdeschwanzes eingeklemmt. An den Seiten war sein Kopf geschoren. Allerdings war das keine Folter des Rates gewesen, das war sein eigenes Werk. Er war einer von Jean-Claudes neuesten Anhängern, ein Mensch, der ein Vampir sein wollte und seine Lehrzeit als Mädchen für alles verbrachte. Jetzt sorgte er offenbar für die Vorspeise.
     
    Richard, Jean-Claude und ich standen nebeneinander, hinter uns Jamil, Damian, Jason und Rafael. Der Rattenkönig hatte darauf bestanden, uns zu begleiten. Ich hatte nicht allzu heftig widersprochen. Wir durften jeder einen mitbringen, Jason zusätzlich. Yvette hatte eigens um ihn gebeten. Mit ihm hatten wir einen weiteren Werwolf bei uns, aber seine blauen Augen waren geweitet, und sein Atem ging zu schnell. Wenn Jason sich die Hölle vorstellte, dachte er an Yvette, und die Hölle hatte eine Einladung verschickt.
     
    Ernie starrte uns an, trat mit den Füßen, riss an den Fesseln und versuchte, an dem Knebel vorbei zu sprechen. Ich glaube, er sagte: »Holt mich hier runter«, aber ich hätte es nicht beschwören können.
     
    »Was bedeutet das?«, fragte Jean-Claude. Seine Stimme zischte und polterte durch den Saal, als würden die Schatten seine Worte in rauen Echos zurückwerfen.
     
    Padma trat aus dem entfernten Gang hervor. Er trug einen Anzug, der so golden glitzerte wie das Tischtuch. Er trug sogar einen goldenen Turban mit Pfauenfedern und einem Saphir, der größer war als mein Daumen.

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