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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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kann.«
     
    Es kam ein Windstoß, der so kalt war, dass ich mich zitternd in den Mantel schmiegte.
     
    Liv lachte laut und gellend. Sie streckte die Arme in den kalten Wind wie in wehende Vorhänge.
     
    Mir stellten sich die Nackenhaare auf, aber nicht von der Kälte, sondern von der Macht, die in dem Wind mit schwang.
     
    »Jetzt«, befahl Liv. »Sieh mir in die Augen, wenn du dich traust.« »Der Dialog wird ein bisschen besser.« »Hast du Angst vor meinem Blick, Scharfrichter?«
     
    Der kalte Wind, der aus dem Nichts gekommen war, legte sich nach einer letzten eisigen Liebkosung. Ich wartete, bis ich die Sommerhitze spürte wie eine Plastikhülle, bis die Schweißtropfen meine Wirbelsäule hinunterrollten, dann sah ich auf.
     
    Früher war ich dem Blick der Vampire immer ausgewichen. Ich hatte zwar eine gewisse angeborene Immunität, aber selbst die unbedeutenden Vampire waren gefährlich. Der Hypnoseblick war ein Trick, den sie fast alle mehr oder weniger beherrschten. Meine Kräfte waren gewachsen, und mit den Vampirzeichen waren sie eine todsichere Sache. Warum hatte ich trotzdem Angst?
     
    Ich stellte mich Livs Blick ohne mit der Wimper zu zucken. Zuerst war da nichts, nur die außergewöhnliche Farbe. Meine Anspannung verging, meine Schultern wurden locker. Es waren bloß Augen. Dann schien es, als wäre das Violette Wasser, und ich lief darauf Schlittschuh, bis etwas aus den Augen aufstieg und mich hineinzog. Früher hatte sich das immer angefühlt, als würde ich fallen, aber jetzt hielt mich etwas fest, etwas Dunkles, Starkes. Es zog mich hinab wie unter eine Eisschicht. Ich schrie und schlug um mich, schlug gegen das Eis, drängte an eine Oberfläche, die nicht physisch und nicht metaphorisch war, aber ich musste kämpfen, um aufzusteigen, um gegen den Sog der Dunkelheit anzukommen.
     
    Als ich zu mir kam, kniete ich auf dem Asphalt, und Jean-Claude hielt meine Hand. »Ma petite, geht es dir gut?«
     
    Ich schüttelte nur den Kopf. Ich traute meiner Stimme noch nicht. Ich hatte vergessen, wie furchtbar ich es fand, m ihren Bann zu geraten. Hatte vergessen, wie hilflos ich mich dabei fühlte. Meine neuen Kräfte machten mich unvorsichtig gegen dieses ganze verdammte Zeug.
     
    Liv lehnte am Jeep. Auch sie sah erschöpft aus. »Fast hätte ich dich gehabt.« Ich fand meine Stimme wieder. »Gar nichts hatten Sie. Es waren nicht Ihre Augen, die mich angezogen haben, sondern seine.«
     
    Sie schüttelte den Kopf. »Er hat es mir versprochen, Anita. Dass ich die Macht haben würde, von deinem Geist Besitz zu ergreifen.«
     
    Ich ließ mir von Jean-Claude aufhelfen, und daran können Sie sehen, wie weich ich in den Knien war. »Dann hat er gelogen, Liv. Das waren nicht Ihre Kräfte, das waren seine.« »Du hast jetzt Angst vor mir«, stellte sie fest. »Ich kann deine Angst in mir fühlen.«
     
    Ich nickte. »Ja, ich habe Angst. Lachen Sie ruhig, wenn es Sie glücklich macht.« Ich zog mich langsam zurück. Mehr Waffen. Ich brauchte mehr Waffen. »Es macht mich glücklich«, sagte sie. »Du ahnst gar nicht, wie sehr.« »Seine Kräfte haben dich wieder verlassen, Liv«, sagte Jean-Claude. »Sie werden wiederkommen«, erwiderte sie.
     
    Ich war auf der anderen Wagenseite angekommen. Mein Ziel war die Hecktür, aber ich wollte im Augenblick nicht in Livs Reichweite sein. Ich hatte mich noch einmal losgerissen, aber ich wollte mein Glück nicht herausfordern.
     
    »Das mag sein, Liv, aber Anita hat sein Band mit dir gebrochen. Sie hat seine Macht beiseite gestoßen.« »Nein«, widersprach Liv. »Er wollte sie gehen lassen.«
     
    Jean-Claude lachte, und das Lachen jagte mir über den Rücken, und ich wusste, dass es auf Liv die gleiche Wirkung hatte. »Der Wanderer hätte ma petite nicht wieder losgelassen, wenn er sie hätte halten können. Aber er konnte es nicht. Sie ist ein zu großer Fisch, selbst für sein Netz.«
     
    »Lügner!«
     
    Ich überließ Liv und Jean-Claude ihrem Streit. Ich hatte mich von der Macht des Wanderers losgerissen, aber es war nicht angenehm gewesen, und auch nicht leicht. Doch wenn ich darüber nachdachte, war der Bann zerbrochen, sobald ich mich dagegen gewehrt hatte. Die traurige Wahrheit war, dass ich nicht versucht hatte, mich abzuschirmen. Ich hatte blöde abwartend in Livs Augen gestarrt, in dem sicheren Glauben, dass sie mir nichts anhaben konnte. Das war dumm gewesen. Nein - hochmütig. Manchmal ist da fast kein Unterschied.
     
    Ich trat an die Rückseite des

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