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Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Titel: Anita Blake 07 - Dunkle Glut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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will ihn nicht und bin auch nicht stark genug, um ihn zu halten.« »Wenn du dazu nicht stark genug bist, wie hast du dann Oliver getötet? Er war furchterregend, eine Naturgewalt.« Der Wanderer kam mit Balthasar im Kielwasser auf uns zu. »Wie hast du ihn ermordet?«
     
    Diesmal wich Jean-Claude nicht zurück. Er packte meine Hand fester und blieb, wo er war. »Er willigte ein, kein Erdbeben gegen mich einzusetzen.«
     
    Der Vampir und sein Diener umkreisten uns wie Haie. Einer links herum, einer rechts herum, so dass man sie schlechter im Auge behalten konnte. »Warum hätte er seine Kräfte einschränken sollen?«
     
    »Er war ein bösartiger Einzelgänger geworden, Wanderer. Oliver wünschte die Zeit zurückzuholen, da Vampire ungesetzlich waren. Ein Erdbeben hätte die Stadt zerstört, doch niemand hätte einen Vampir als Täter vermutet. Er wollte von meinen Vampiren Besitz ergreifen und ein Blutbad veranstalten, damit man wieder Jagd auf uns machen würde. Oliver fürchtete, wir würden irgendwann die Menschheit auslöschen und damit uns selbst. Er glaubte, wir seien zu gefährlich, um mit Bürgerrechten und Freiheit leben zu sollen.«
     
    »Wir haben deinen Bericht erhalten«, sagte der Wanderer. Er blieb neben mir stehen. Balthasar blieb auf der anderen Seite neben Jean-Claude stehen. Sie standen genau spiegelbildlich. Ich fragte mich, ob der Vampir seinen Diener steuerte oder ob sie das Jahrhunderte lang geübt hatten. »Ich kannte Olivers Ideen.«
     
    Ich rückte dicht an Jean-Claude heran. »Geht es nur bei Vampiren oder kann er auch Menschen übernehmen?« »Du bist vor seinem Eindringen sicher, ma petite.« »Prima«, sagte ich.
     
    Ich sah den Wanderer an und fand es erschreckend, wie schnell ich dabei den fremden Körper als seinen eigenen betrachtete. »Warum haben Sie Oliver dann nicht davon abgebracht?«, fragte ich ihn.
     
    Der Wanderer kam stückchenweise näher, bis kaum noch eine Hand zwischen uns gepasst hätte. »Er saß im Rat. Ratsmitglieder können einander nicht töten. Und nur durch seinen Tod wäre er aufzuhalten gewesen.«
     
    »Sie haben gewusst, was er vorhatte, und zugelassen, dass er hierherkommt«, sagte ich.
     
    »Wir wussten, dass er das Land verlassen hatte, aber nicht, wohin er geeilt war und mit welchen Plänen.« Der Wanderer hob die Hand. Balthasar tat dasselbe auf der anderen Seite. Willies kleine Hand schwebte nah bei meinem Gesicht.
     
    »Du hast ihn zum Abtrünnigen erklärt«, sagte Jean-Claude. »Jeder Vampir, der ihn fand, durfte ihn töten, ohne unser Gesetz zu brechen. So ist das bei Abtrünnigen.«
     
    Der Wanderer strich mir kaum merklich über die Wange. Es war eine zitternde, zaghafte Berührung. »Du dachtest also, wir würden nicht an deine Tür kommen, weil du uns die Mühe erspart hast, ihn zur Strecke zu bringen.« »Oui.«
     
    Balthasar hörte auf, Jean-Claudes Gesicht zu streicheln. Er trat neben seinen Meister. Er sah ihn über mein Gesicht streicheln und war verwirrt, überrascht. Da war etwas im Gange, und ich wusste nicht, was.
     
    Der Wanderer nahm mein Kinn in die Handfläche, drehte mein Gesicht zu sich herum, schob die Hand über meine Kinnpartie, den Hals entlang in den Nacken und hinauf in die Haare.
     
    Ich zog den Kopf weg. »Ich dachte, Sie mögen keine Frauen.« »So ist es auch.« Er stand da und betrachtete mich. »Deine Kräfte sind verblüffend.« Er griff so schnell zu, dass ich es nicht sah, nicht reagieren konnte. Er hielt mich bei den Haaren gepackt, und seine Augen, Willies Augen, sahen mich an. Diesmal schirmte ich mich ab, ich war vorbereitet, aber mir rutschte trotzdem das Herz bis in die Socken. Ich wartete darauf, dass er mich in diese kalte Dunkelheit zog. Nichts passierte. Wir standen da dicht aneinander und seine Augen blieben Augen. Ich fühlte die Kräfte, die seinen Arm entlang pochten wie das ungeduldige Trommeln eisiger Finger, aber es reichte nicht.
     
    Er nahm mein Gesicht zwischen beide Hände, als wollte er mich küssen. Wir waren uns so nah, dass seine Worte etwas Intimes bekamen, obwohl sie es nicht waren. »Ich könnte dir meinen Blick aufzwingen, Anita, aber das wäre ein Kraftaufwand, den ich noch vor Morgengrauen bereuen könnte. Du hast Liv heute Abend zweimal verwundet. Ich bin dabei, sie zu heilen, und das verbraucht zuviel Kraft.«
     
    Er trat von mir zurück und schlang sich die Arme um den Oberkörper, als hätte er mehr als nur das Gefühl meiner Haut abbekommen. Er machte drei

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