Anita Blake 07 - Dunkle Glut

Bretter vor die Kellerfenster nageln, damit die Vampire vor Morgengrauen gefahrlos schlafen gehen konnten. Der Wanderer wollte sie ihre Särge nicht mitnehmen lassen. Aber davon abgesehen: Haben Sie schon mal versucht, am Wochenende nachts einen Lkw zu mieten?
     
    Was sollte ich wegen der Werleoparden unternehmen? Ich hatte nicht die geringste Ahnung.
     
     
     

22
     
    Jean-Claudes Stimme schwebte durch das Telefon, durch mein Telefon, in meinem Haus. Er war bisher noch nicht dort gewesen. »Was ist geschehen, ma petite? Jason meinte, es sei dringend.«
     
    Ich erzählte ihm von den Werleoparden. Er schwieg so lange, dass ich etwas sagen musste. »Sprich mit mir, Jean-Claude.«
     
    »Hast du wirklich vor, uns alle wegen zwei Leuten in Gefahr zu bringen, von denen du einen gar nicht kennst und den anderen einmal als Verschwendung von organischer Substanz bezeichnet hast?«
     
    »Ich kann sie nicht dalassen, wenn sie erwarten, dass ich ihnen helfe.«
     
    »Ma petite, ma petite, du hast ein Pflichtgefühl, das dir Ehre macht. Aber wir können sie nicht retten. Morgen Abend wird der Rat uns abholen kommen, und wir werden vielleicht nicht einmal uns selbst retten können.«
     
    »Sind sie hier, um uns zu töten?« »Padma würde es tun, wenn er könnte. Er ist der Schwächste im Rat, und ich glaube, er fürchtet uns.« »Dann ist es der Wanderer, den wir überzeugen müssen.«
     
    »Nein, ma petite, der Rat besteht aus sieben Mitgliedern Er hat immer eine ungerade Zahl, damit eine Abstimmung zu einem Ergebnis kommt. Padma und der Wanderer werden gegeneinander stimmen, das ist wahr. Das ist schon seit Jahrhunderten so. Aber Yvette ist hier, um für ihren Gebieter, den Morte d'Amour, abzustimmen. Sie verabscheut Padma, aber mich hasst sie vielleicht noch mehr. Und Balthasar könnte den Wanderer umstimmen, dann wir wären verloren.«
     
    »Was ist mit den übrigen? Vertreten sie jemanden?« »Asher spricht für Belle Morte. Ihre Linie ist es, von der ich abstamme, genau wie er.« »Er kann dich auf den Tod nicht ausstehen«, sagte ich. »Wir sind erledigt.«
     
    »Sie sind zu viert, und das mit Absicht. Sie wollen, dass ich den Ratssitz einnehme, also habe ich die fünfte Stimme.«
     
    »Wenn der Wanderer für dich stimmt, und Yvette Padma doch mehr hasst als dich, dann ...«
     
    »Ma petite, wenn ich als stimmberechtigtes Mitglied des Rates auftrete, dann erwarten sie von mir, dass ich nach Frankreich zurückkehre und meinen Platz einnehme.« »In Frankreich?«
     
    Er lachte, und es kam wie eine warme Berührung durch die Leitung. »Was mir Angst macht, ist nicht, dass ich unsere schöne Stadt verlassen soll, ma petite. Sondern dass ich den Sitz nicht halten kann. Wenn unser Triumvirat zur Gänze vollzogen wäre, könnte ich vielleicht, vielleicht so furchterregend zu wirken, dass jeder Möchtegernherausforderer sich lieber einen anderen aussucht.«
     
    »Willst du damit sagen, dass das Triumvirat ohne das vierte Zeichen nutzlos ist?«
     
    Am anderen Ende blieb es still, so lange und so vollkommen still, dass ich mich vergewissern musste. »JeanClaude?«
     
    »Ich bin noch da, ma petite. Selbst das vierte Zeichen macht unser Triumvirat nicht funktionsfähig, es sei denn Richard käme zur Vernunft.«
     
    »Du meinst, er müsste seinen Hass auf mich bezwingen. «
     
    »Seine Eifersucht gegen uns beide, ja, die ist ein Problem, aber nicht das einzige, ma petite. Sein Hass auf sein Tier geht so tief, dass es ihn schwächt. Schwächt man irgendein Glied in einer Kette, reißt sie irgendwann.«
     
    »Hast du gewusst, was im Rudel los ist?«
     
    »Richard hat den Wölfen verboten, mir irgendetwas ohne seine Erlaubnis zu erzählen. Ich glaube, für dich gilt dieselbe Beschränkung. Aber das, ich zitiere, geht mich einen Dreck an.« »Ich bin überrascht, dass du Jason nicht gezwungen hast, es dir trotzdem zu erzählen.«
     
    »Hast du Richard während des vergangenen Monats gesehen?« »Nein.«
     
    »Aber ich. Er steht auf der Kippe, ma petite. Ich brauchte keinen Informanten. Jeder kann es ihm ansehen. Seine Qual wird im Rudel als Schwäche wahrgenommen. Schwäche zieht Gegner an, wie das Blut den Vampir. Sie werden ihn irgendwann herausfordern.«
     
    »Ich habe mir von zwei Rudelmitgliedern sagen lassen. dass sie bezweifeln, ob Richard kämpfen würde. Sie glauben, er würde sich einfach töten lassen. Glaubst du das?«
     
    »Selbstmord durch unterlassene Gegenwehr. Hm.« E, schwieg wieder, dann sagte