Anita Blake 07 - Dunkle Glut
gar kein Leopard bin?« »Leopard lionne«, sagte Sylvie. »Wie kannst du Lupa sein und weder ein Wolf noch die Geliebte unseres Ulfric?« Da musste ich ihr recht geben.
Frische Tränen strömten über ihr Gesicht. »Padma wollte Vivian dazu bringen, mir etwas anzutun. Sie ist sein persönliches Spielzeug, solange er hier ist. Er hat ihr gesagt, dass ich auf Frauen stehe und dass mich das vielleicht zum Reden bringt. Sie hat sich geweigert, aus dem gleichen Grund wie Gregory.«
Mir fiel ein, wie Vivian mich angesehen hatte. Mit angstvollem Blick hatte sie mich stumm angefleht, ihr zu helfen. »Scheiße, du meinst, sie hat tatsächlich erwartet, dass ich sie vor ihm rette.«
Sylvie nickte, und Gwen sagte: »Ja.« »Scheiße.«
»Ich habe wirklich nicht daran gedacht, bis wir im Jeep saßen. Ich schwöre, dass ich nicht eher daran gedacht habe«, beteuerte Sylvie. »Aber ich habe nichts gesagt, weil ich wollte, dass sie leiden. Ich kann meinen Hass auf die Leoparden nicht bezwingen. Verstehst du das?«
Das tat ich. »Sylvie, wir beide haben eines gemeinsam: wir sind beide höllisch rachsüchtig. Darum verstehe ich das. Aber wir können sie nicht einfach dort lassen, nicht wenn sie mit Recht erwarten, gerettet zu werden.«
Sie wischte sich die Tränen ab. »Du kannst nicht zurückgehen. Heute Nacht können wir nichts mehr tun.« »Das habe ich auch nicht vor, Sylvie.« »Aber du hast etwas anderes vor.« Sie klang besorgt.
»Allerdings«, sagte ich lächelnd. Gwen stand auf. »Sei nicht dumm, Anita.« Ich schüttelte den Kopf. »Dumm. Darüber bin ich längst hinaus.« In der Tür blieb ich stehen und drehte mich um. »Übrigens, Sylvie, fordere Richard nicht heraus, niemals.« Sie riss die Augen auf. »Woher weißt du das?«
Ich zuckte die Achseln. »Spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, dass ich ihn rächen würde, wenn du ihn tötest.« »Es wäre aber ein fairer Kampf.« »Das ist mir egal.«
»Du hast ihn nicht erlebt, Anita. Er steht auf der Kippe. Du kannst mir verbieten, ihn herauszufordern, aber da gibt es noch andere, und die wären für das Rudel nicht halb so gut wie ich.«
»Dann versteh es als Carte blanche«, sagte ich. »Wenn einer Richard tötet, werde ich ihn hinrichten. Ohne Herausforderung, ohne fairen Kampf. Ich werde ihn einfach erledigen.« »Das darfst du nicht«, sagte Sylvie.
»Oh doch. Erinnere dich, ich bin die Lupa.« »Wenn du Nachfolgekämpfe verbietest, unterminierst du Richard«, gab Gwen zu bedenken. »Du sagst damit in Wirklichkeit, dass du nicht glaubst, dass er das Rudel führen kann.«
»Mir wurde heute von zwei Leuten aus dem Rudel erzählt, dass Richard durchgedreht ist, dass er knapp vor dem Selbstmord steht. Er hat sich in meine Zurückweisung und seinen Selbsthass hineingesteigert. Ich werde ihn nicht sterben lassen, weil ich mich für einen anderen entschieden habe. In ein paar Monaten, wenn es ihm besser geht, werde ich zurücktreten. Dann kann er wieder selbst auf sich aufpassen, aber jetzt nicht.«
»Ich werde das so weitergeben«, versprach Gwen. »Tu das.« »Du willst es versuchen und die Leoparden heute noch rausholen, habe ich recht?«, sagte Sylvie.
Ich hatte immerzu Vivians Blutergüsse vor Augen, ihren flehenden Blick. »Sie haben geglaubt, dass ich sie rette, und ich habe es nicht getan.« »Du wusstest es nicht«, sagte Gwen. »Aber jetzt weiß ich es.«
»Du kannst nicht immer jeden retten«, erwiderte Sylvie. »Jeder braucht ein Hobby.« Ich wandte mich erneut zum Gehen, aber Gwen rief mich zurück. Ich stellte mich wieder in die Tür. »Erzähl ihr auch den Rest«, sagte Gwen leise.
Sylvie wollte mich wieder nicht ansehen. Sie starrte beim Reden auf ihr Laken. »Als Vivian sich weigerte, mir etwas zu tun, hat er Liv gerufen.« Sie blickte auf, ihre Augen glänzten von Tränen. »Sie hat Dinge benutzt. Sachen mit mir gemacht.« Sylvie schlug sich die Hände vors Gesicht und drehte sich weinend auf die andere Seite.
Gwen sah mir in die Augen. Ihr Hass war furchterregend. »Du solltest erfahren, wen du töten musst.« Ich nickte. »Sie wird St. Louis nicht lebend verlassen.« »Und der andere? Dieser Ratssohn?«, fragte Gwen. »Der auch nicht.« »Versprich es«, verlangte sie.
»Das habe ich schon«, sagte ich und ging. Ich suchte mir ein Telefon. Ich wollte mit Jean-Claude sprechen, bevor ich etwas unternahm. Jean-Claude hatte die anderen in mein Haus gebracht. Sie wollten
Weitere Kostenlose Bücher