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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sich, als wären sie die vielen Körper eines Kopfes. Es kam wieder Leben in sie. Einige sahen beinahe wie Menschen aus, aber die meisten waren bleich, abgezehrt und schwach. Ihre Gesichter waren so hager, dass man meinte, die Knochen würden durch diese kränkliche Haut stoßen. Sie waren alle bleich, aber die natürliche Hautfarbe war zumeist dunkler als bei Weißen, sodass sie nicht die geisterhafte Blässe hatten, die ich sonst gewohnt war. Mit leichter Bestürzung fiel mir auf, dass ich fast nur weiße Vampire kannte. In New Mexico waren die Weißen in der Minderheit. Nette Umkehrung.
     
    Die Vampire glitten zur Tür. Einige jedenfalls. Andere schlurften, als hätten sie nicht einmal die Kraft, die Füße zu heben. Meines Wissens konnten Vampire nicht krank werden. Trotzdem sahen sie krank aus.
     
    Einer stolperte und fiel mir vor die Füße, wo er schwer auf Händen und Knien landete. Dort blieb er mit gesenktem Kopf. Seine Haut war schmutzig weiß wie Schnee an einer viel befahrenen Straße. Die anderen gingen um ihn herum wie um einen Sperrpfosten. Sie strömten an ihm vorbei und schienen ihn nicht wahrzunehmen. Seine Hände waren nur Haut und Knochen, seine Haare weißblond, sie hingen ihm ins Gesicht. Langsam hob er den Kopf, und es war, als blickte ich auf einen Totenschädel. Seine Augen waren tief eingesunken, wie zwei Lichter am Ende eines Tunnels. Ich hatte keine Angst, ihm in die Augen zu sehen. Er hatte nicht genug Saft, um mich mit einem Blick zu fangen, das konnte ich vom bloßen Hinsehen sagen.
     
    Eine blasse Zunge stieß zwischen schmalen, fast unsichtbaren Lippen hervor. Seine Augen waren hellgrün wie Smaragde. Die dünnen Nasenflügel blähten sich, als ob er etwas witterte. Wahrscheinlich tat er das auch. Vampire sind nicht so stark auf ihren Geruchssinn angewiesen wie Gestaltwandler, er ist aber wesentlich besser ausgeprägt als bei Menschen. Der Vampir schloss die Augen, während er kräftig einatmete, schauderte und schien ohnmächtig zu werden. Ich hatte noch nie erlebt, dass sich ein Vampir so verhielt. Ich war völlig verblüfft, und das erwies sich als Fehler.
     
    Seine Muskeln spannten sich, meine Hand fuhr zur Browning, aber zu spät. Er war keine dreißig Zentimeter weit weg. Ich hatte das Metall noch nicht berührt, als er mich ansprang. Es trieb mir den Atem aus dem Leib. Er fasste mein Gesicht, drehte mir den Kopf zur Seite und entblößte meinen Hals, bevor ich einmal Luft geholt hatte. Ich konnte nicht sehen, was er tat, aber ich spürte die Bewegung. Ich wusste, jetzt würde er zubeißen. Er machte sich nicht die Mühe, meine Hände festzuhalten. Ich hatte die Pistole in der Hand, würde sie aber nicht mehr rausholen und auf ihn richten können. Gleich würden seine Zähne in meinen Hals stoßen, und ich konnte nichts dagegen tun. Es war wie bei einem Autounfall. Man sieht ihn kommen und denkt: Ich kann es nicht mehr verhindern. Ich hatte nicht einmal Zeit, Angst zu kriegen.
     
    Jemand riss den Vampir zurück. Seine Faust verkrallte sich in meiner Jacke und ließ nicht los. Fast riss er mich damit um, aber ich hatte die Waffe gezogen, bevor ich mir deswegen Sorgen machte.
     
    Ein sehr großer, sehr aztekisch aussehender Vampir hielt ihn an sich gedrückt, bis auf den Arm, der meine Jacke im Griff hatte.
     
    Edward zielte auf die Vampire. Er hatte wieder schneller gezogen als ich, aber schließlich war er auch nicht angesprungen und an die Wand gedrückt worden.
     
    Der große Vampir riss den Hageren noch mal so hart zurück, dass ich taumelte, denn die Faust, die meine Jacke samt T-Shirt gepackt hielt, ließ nicht locker. Ich drückte meinem Angreifer die Mündung auf die Brust, obwohl ich nicht sicher war, ob die Hornady-Kugeln im ersten Körper stecken bleiben oder ihn durchschlagen würden. Der Vampir hinter ihm hatte mich gerettet. Es wäre nicht nett, ihn zu durchlöchern.
     
    Die übrigen Vampire drängten eilig an uns vorbei, um zur Treppe und aus der Gefahrenzone zu gelangen. Feiglinge. Doch das dünnte die Gegner etwas aus, was mir wirklich recht war. Irgendwann jedenfalls, denn im Augenblick verengte sich die Welt auf den einen, der mich gepackt hielt. Das Wichtigste zuerst.
     
    Der Große zerrte weiter an dem Knochigen, um ihn von mir loszubekommen. So bewegten wir uns in den Raum hinein. Edward kam mit, den Lauf beidhändig auf den Kopf meines Angreifers gerichtet, dem ich schließlich die Browning unters Kinn drückte. So konnte ich ihm das Hirn

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