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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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nichts, rein gar nichts.
     
    Ich sah Edward an und er mich, und in dem Moment hätte ich eine Menge gegeben für einen Spiegel. Aber wie ich in sein ausdrucksloses Gesicht, in diese gefühllosen Augen blickte, erkannte ich, dass ich keinen brauchte. Ich hatte schon einen.
     
     
     

26
     
    Vielleicht hätte mir diese Erkenntnis Angst gemacht, doch n diesem Moment glitten die Vampire auf uns zu. Überleben kommt an erster Stelle, moralische Fragen danach. Richard würde sagen, das sei eins meiner größten Probleme. Jean-Claude nicht. Es gibt mehr als einen Grund, wieso Richard und ich nicht zu einem gemeinsamen Leben bis an unser seliges Ende gefunden haben, und mehr als einen Grund, warum ich Jean-Claude noch nicht den Laufpass gegeben habe.
     
    Itzpapalotl war noch in ihren roten Umhang gehüllt. Er war so lang, dass ihre Füße nicht zu sehen waren, und sie bewegte sich so geschmeidig, dass es aussah, als hätte sie Räder. Sie hatte etwas Künstliches an sich.
     
    Die vier schweigsamen Frauen gingen zu ihrer Linken, und irgendetwas störte mich an der Art, wie sie sich bewegten. Ich brauchte ein, zwei Sekunden, um es zu begreifen. Sie bewegten sich vollkommen synchron. Eine strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, und die anderen taten es auch, obwohl ihnen keine Strähne ins Gesicht gefallen war. Vom Atmen bis zum kleinsten Fingerzucken imitierten sie sich. Nein, imitieren war noch zu schwach ausgedrückt. Sie wirkten wie ein Wesen mit vier Körpern. Das war unheimlich, weil sie sich gar nicht ähnlich sahen. Eine war klein und stämmig, eine groß und dünn, die anderen zwei waren zierlich und etwa der gleiche Typ. Sie hatten hellere Haut als Itzpapalotl, wahrscheinlich waren sie in ihrem Leben auch nicht viel dunkler gewesen.
     
    Rechts neben ihr ging der große Vampir, der versucht hatte, den Ausgezehrten von mir wegzuziehen. Er war der größte von den Aztekengesichtern, über eins achtzig, breit in den Schultern und muskulös. Seine Haare fielen in einem schwarzen Strom den Rücken hinab, eine Krone aus Federn und Gold hielt sie aus dem Gesicht. Die Nase war gepierct, aber auch das war ein zu schwaches Wort für die sieben Zentimeter klobiges Gold, die sein Gesicht teilten. Goldene Ohrpflöcke dehnten die Ohrläppchen. Seine Haut hatte die Farbe, die altes Elfenbein manchmal annimmt, keinen hellen Goldton, sondern ein blasses Kupfer oder Bronze. Zu den kohlschwarzen Haaren und den schwarzen Augen eine eindrucksvolle Farbe. Er hielt zwei Schritte Abstand und bewegte sich, als wäre das sein ständiger Platz.
     
    Ein Stückchen hinter ihm folgten drei männliche Vampire. Sie hatten das leuchtende Elfenbeinweiß, das ich gewohnt war. Sie trugen die gleiche Kluft wie die Türsteher, diese strandrockartigen Dinger, aber keinen Schmuck. Arme und Beine waren blass und nackt. Sie waren sogar barfuß. Ich wusste, wann ich einen Diener vor mir hatte oder einen Gefangenen.
     
    Einer war mittelgroß, hatte kurze, braune Locken und einen noch dunkleren Bartkranz, der sich gegen die weiße Haut scharf abhob. Seine Augen waren hellblau. Der zweite Mann war kleiner und hatte graudurchzogene dunkle Haare, ein faltiges, aber kräftiges Gesicht und einen noch muskulösen Körper. Sein Alter am Todestag war schwer zu schätzen. Er war älter gewesen als die anderen, zwischen vierzig und fünfzig vielleicht, aber da kannte ich mich bei Vampiren nicht aus. Seine Augen waren dunkelgrau wie Sturmwolken, was zu seinen Haaren passte. Er hielt eine Leine in der Hand, und am Ende dieser Leine kroch der dritte Mann auf Händen und Füßen und mit angezogenen Beinen wie ein Affe oder ein geprügelter Hund. Seine Haare waren kurz, weich gewellt und erstaunlich blond. Sie waren das Einzige an ihm, das lebendig wirkte. Seine Haut war wie vergilbtes Papier, das an den Knochen klebte, die Augen so tief eingefallen, dass ich nicht sehen konnte, welche Farbe sie hatten.
     
    Den Schluss des Gefolges bildeten fünf aztekische Leibwächter. Leibwächter sind alle gleich, egal aus welcher Kultur, als welchem Jahrhundert oder Lebensumständen sie stammen. Ich wusste sofort, diese fünf Vampire waren die Schläger, obwohl sie Obsidianmesser und obsidiangefasste Knüppel trugen und durch die Federn und den Schmuck nicht ganz so gefährlich aussahen. Doch sie hatten die Aura der harten Typen.
     
    Olaf hatte sich zu uns gestellt, sodass wir zu dritt vor ihnen standen. Bernardo blieb an der Treppe und sorgte dafür, dass uns

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