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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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wegblasen, ohne den anderen zu treffen.
     
    Die Stimme seines Meisters peitschte durch die Luft. Ich zuckte zusammen und spannte die Schultern an wie unter einem Peitschenhieb. »Sie sind meine Gäste. Du hast es gewagt, sie anzugreifen!«
     
    Der Abgezehrte fing an zu weinen, und seine Tränen waren klar wie bei einem Menschen. Vampirtränen sind rot. Sie weinen blutige Tränen. »Bitte, bitte, lass mich trinken, bitte! « »Du trinkst wie wir alle, wie es sich für einen Gott geziemt.« »Bitte, bitte, Gebieterin, bitte.«
     
    »Du blamierst mich vor unseren Besuchern.« Dann redete
     
    sie leise und schnell in einer Sprache, die irgendwie Spanisch klang, aber kein Spanisch war. Ich spreche kein Spanisch, habe es aber oft genug gehört, um es unterscheiden zu können. Was sie sagte, versetzte beide Vampire in Aufregung.
     
    Der Große zog mit einem heftigen Ruck und riss mich doch noch um, weil der andere weiter festhielt. Ich landete auf den Knien, meine Jacke und T-Shirt waren aufwärts gespannt, mein Arm ungelenk nach oben gezwungen. Die Browning zielte jetzt auf seinen Bauch, und wieder überlegte ich, ob die neue Munition beide Vampire durchschlagen würde. Es war ein Wunder, dass ich nicht versehentlich abgedrückt hatte. Edward stand noch da, den Lauf am Kopf des dünnen Vampirs. Das erste Anzeichen, dass es ein weiteres Übel gab, war der schwache Schein zwischen uns. Er steigerte sich zu einem glühenden Weiß. Mein Kreuz war aus dem Ausschnitt gerutscht.
     
    Der Vampir ließ nicht los, fing aber gellend an zu schreien. Das Kreuz leuchtete so grell, dass ich den Kopf wegdrehen musste, um meine Augen zu schützen. Es war, als hätte ich brennendes Magnesium vor der Brust. So hell leuchtete das Kreuz nur, wenn etwas sehr Übles in der Nähe war. Ich glaubte nicht, dass dieses Üble der klettige Vampir war. Ich wettete, dass es wegen seiner Gebieterin strahlte, vielleicht auch wegen anderer, aber hauptsächlich ihretwegen. Da waren viele in dem Raum, die mich töten konnten, aber keiner von denen war diese Lightshow wert.
     
    »Überlass ihn seinem Schicksal«, sagte sie.
     
    Ich merkte, wie der Arm, der so beharrlich zog, erschlaffte, spürte es am Pistolenlauf, wie der Vampir auf die Knie sank.
     
    »Anita?«, hörte ich Edward sagen. Es war eine Frage, aber ich hatte noch keine Antwort parat. Ich blinzelte an dem grellen Licht vorbei und versuchte, etwas zu sehen. Der Ausgezehrte legte die Hände auf meine Schultern. Er drückte fest die Augen zu, verzerrte das Gesicht vor Schmerzen. Der grelle Schein funkelte auf seinen Fangzähnen, als er die Lippen zurückzog.
     
    »Stopp oder stirb«, sagte ich. Ich weiß nicht, ob er mich überhaupt hörte. Er streichelte den Rand meiner Wange, die Finger fühlten sich an wie Stöckchen. »Ich erschieße ihn«, schrie ich. »Tu das. Es ist seine Entscheidung.« Ihr Ton war so nüchtern, so unbeteiligt, dass ich ihr den Gefallen schon fast nicht mehr tun wollte.
     
    Er griff mir in die Haare, um mir den Kopf zur Seite zu drehen, und holte zum Biss aus, aber er konnte an dem grellen Schein des Kreuzes nicht vorbei. Vielleicht würde er sich überwinden. So schwach wie er war, hätte er vor so viel heiligem Licht schreiend wegrennen müssen.
     
    »Anita«, sagte Edward wieder, und diesmal war es keine Frage, mehr eine Ankündigung. Der Vampir stieß einen Schrei aus, bei dem ich erschrocken Luft holte, warf den Kopf zurück und stieß ihn in den grellweißen Fleck. Der Schuss ging los, bevor ich begriff, dass ich abgedrückt hatte. Ein Reflex. Der zweite Schuss folgte meinem so dicht, dass es fast wie einer klang. Durch den Vampir ging ein Ruck, und die blutigen Splitter seines Kopfes spritzten über mein halbes Gesicht.
     
    Ich kniete in der tauben Stille. Ich hörte nichts, nichts außer einem leisen Klingeln in den Ohren wie von fernen Glöckchen. Ganz langsam drehte ich mich um und sah die Leiche am Boden liegen. Ich stand auf und konnte noch immer nichts hören. Manchmal liegt es am Schock, manchmal an dem Knall dicht am Ohr.
     
    Ich wischte mir das Blut und Dickeres von der Wange. Edward gab mir ein weißes Taschentuch, wie Ted es wahrscheinlich immer bei sich trug. Ich nahm es trotzdem und fing an, mir das Zeug abzureiben.
     
    Das Kreuz glühte weiter wie ein eingefangener Stern. Ich war schon taub. Wenn ich weiter so daran vorbeiblinzeln musste, würde ich dazu noch blind werden. Ich schaute durch den Raum. Die meisten Vampire waren die Treppe

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