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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Schießen.
     
    »Special Agent Franklin, das sind Ted Forrester und Anita Blake. »
     
    Er gab Edward die Hand, erwiderte das Ted-Lächeln aber nicht. Mit ernsten Augen drehte er sich zu mir. Seine Hand war so viel länger, dass das Händeschütteln ein bisschen komisch ausfiel, aber wir bekamen es hin. War nur irgendwie unbefriedigend, als hätten wir einander noch nicht richtig eingeschätzt. Manche Männer bilden sich das erste Urteil beim Händeschütteln.
     
    »Wie lange sind Sie schon im Haus, Ms Blake?«, fragte er.»Bin eben erst gekommen.«
     
    Er nickte wie bei einer wichtigen Bemerkung. »Bradford hat Sie in den glühendsten Farben geschildert.« Das hatte einen Unterton, der mich sagen ließ: »Sie scheinen Bradfords Meinung nicht zu teilen.« Dabei lächelte ich.
     
    Er blinzelte und wirkte erschrocken, dann entspannten sich seine Schultern um eine Kleinigkeit, und ein sehr kleines Lächeln huschte über seine Lippen. »Sagen wir, ich bin skeptisch bei Außenstehenden ohne besondere Ausbildung, die einen Tatort begehen.«
     
    Bei »ohne besondere Ausbildung« zog ich die Brauen hoch.
     
    Edward und ich wechselten einen Blick. Das Ted-Gesicht verrutschte, und sein üblicher Zynismus sickerte in seine blauen Augen, in das jungenhafte Aussehen.
     
    »Außenstehende«, wiederholte er ruhig. »Wir haben keine Dienstmarke«, sagte ich. »Das muss es sein«, meinte er höflich und leicht belustigt. Franklin sah uns stirnrunzelnd an. »Finden Sie das erheiternd ?«
     
    Bradford trat buchstäblich dazwischen. »Zeigen wir ihnen den Tatort, dann werden wir entscheiden, was zu tun ist.« Franklins Stirnrunzeln vertiefte sich. »Mir gefällt das nicht.« »Ihre Bedenken wurden zur Kenntnis genommen, Franklin«, sagte Bradford in einem Ton, dass man wusste, er hatte genug von dem jüngeren Kollegen.
     
    Franklin musste es auch gehört haben, denn er strich sich schon wieder die perfekt sitzende Krawatte glatt und ging voraus ins Esszimmer. Bradford schloss sich an. Edward stellte mir eine stumme Frage mit den Augen.
     
    »Ich komme«, sagte ich. Sonst hatte ich immer versucht, machohafter zu sein als die Polizisten. Nichts hatte mich dämpfen können. Ich war ein knallharter Vampirtöter. Doch neuerdings war mir das völlig egal. Ich wollte das nicht mehr. Fast war es ein Schock zu merken, dass ich wirklich nicht hier sein wollte. Ich hatte zu viel Schreckliches in zu kurzer Zeit gesehen. Ich war dabei, mich zu verausgaben. Vielleicht war ich auch längst ausgebrannt und hatte es nur noch nicht begriffen.
     
    Die aufsteigende Panik verknotete mir den Magen. Ich musste sie unter Kontrolle bringen. Ich musste auf Distanz gehen oder ich würde bei der bevorstehenden Aufgabe die Nerven verlieren. Ich versuchte es mit ein paar beruhigenden Atemzügen, doch der Gestank legte sich dick auf meine Zunge. Ich schluckte, wünschte, ich hätte es nicht getan, und starrte auf meine Schuhspitzen. Ich starrte auf meine Mikes am Rand des Esszimmerteppichs, bis sich der Knoten gelöst hatte und ich mich gelassen fühlte. Ich hatte noch ein leises Flattern m der Brust, aber mehr war nicht drin.
     
    Agent Franklin sagte: »Ms Blake, ist alles in Ordnung?« Ich blickte auf und sah, was auf dem Tisch lag.
     
     
     

32
     
    Ich ließ ein leises »Wow« ab. »Ja«, sagte Bradford, »wow ist gut.«
     
    Der Tisch war aus heller Pinie, einem fast weißen Holz. Ls passte zu den Wänden und der übrigen Raumgestaltung und gab eine drastische Kulisse für die Sache auf dem Tisch ab. Sache, eine andere Bezeichnung ging gar nicht. Distanz war alles. Durfte nicht daran denken, dass das mal ein Mensch gewesen war.
     
    Zuerst sah ich nichts weiter als das Blut und Fleischfetzen. Es war wie ein Puzzlespiel, bei dem Teile fehlten. Das Erste, was ich zu erkennen glaubte, war der Nacken. Da war die abgebrochene Kante eines Wirbels zu sehen. Ich sah mich nach dem Kopf um, aber keiner der blutigen Klumpen hatte die richtige Größe. Aber ein Bein war nahezu vollständig, nur dass es aus der Hüfte herausgerissen war. Nicht aus dem Gelenk. Als Nächstes entdeckte ich eine auf dem Rücken liegende Hand, die Finger gekrümmt, als hielten sie etwas fest.
     
    Ich beugte mich näher heran, mit den Händen in den Hosentaschen, weil ich meine Handschuhe in St. Louis vergessen hatte. Wie unprofessionell. Ich beugte mich über die Hand und nahm den Gestank gar nicht mehr wahr. Ich dachte nicht: oh mein Gott, wie furchtbar. Mein Blick verengte sich

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