Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
konnte es sehen, und es war kalt und warnend. »Sie werden gern im Wagen bleiben, stimmt's, Jungs?«
Bernardo rutschte tiefer in seinen Sitz, verschränkte mürrisch die Arme, aber er nickte. Olaf sagte nur: »Natürlich, ganz wie der gute Officer meint.« Sein Ton war sanft, ausdruckslos.
Das Fehlen jeder Betonung war furchteinflößend, als meinte er etwas völlig anderes, als er sagte. Marks runzelte die Stirn, trat aber vom Wagen zurück. Seine Hand schwebte hinter der Hüfte, als hätte er den plötzlichen Wunsch, zur Waffe zu greifen, und wollte nur nicht nervös er scheinen. Ich fragte mich, was in Olafs Blick zu sehen gewesen war, als er diese sanfte Antwort gab. Keine Sanftheit jedenfalls.
Der Streifenpolizist hatte bei Marks etwas gespürt. Er trat dicht an ihn heran, eine Hand am Revolvergriff. Ich wusste nicht, was sich an Olaf verändert hatte, aber er machte die Polizei plötzlich nervös. Er hatte sich nicht gerührt, ihnen nur das Gesicht zugekehrt. Was machte er mit seinem Gesicht, dass sie deswegen so nervös wurden?
»Otto«, sagte Edward leise, sodass er draußen nicht zu hören war. Wie schon in seinem Haus, als er nur den Namen sagte, enthielt dieses eine Wort eine starke Drohung, das Versprechen schlimmer Konsequenzen.
Olaf blinzelte und drehte den Kopf langsam zu Edward. Sein Gesichtsausdruck war erschreckend, irgendwie wild, als hätte er die Maske so weit gelüftet, dass etwas von seinem Wahnsinn sichtbar wurde. Doch dann dachte ich, das sei das Gesicht, mit dem er den Leuten Angst machte, eine Art Stichelei. Nicht das wirkliche Monster, aber ein Monster, das die Leute verstanden und fürchteten, ohne weiter nachzudenken.
Olaf blinzelte und sah aus dem anderen Fenster, mit höflicher Miene, so harmlos wie es ging.
Edward stellte den Motor ab und gab Bernardo die Schlüssel. »Falls du Radio hören willst.«
Bernardo sah ihn finster an, nahm aber die Schlüssel. »Na, so was, danke, Dad.«
»Wir sind bereit, wenn Sie es auch sind, Lieutenant«, sagte Edward nach draußen. Dabei öffnete er die Fahrertür und drückte sie auf, sodass Marks und sein Kollege zwei Schritte zurückweichen mussten.
Ich nahm das als Wink und stieg ebenfalls aus. Erst als ich ganz um die Motorhaube des Hummers herumgekommen war, wurde ich von Marks beachtet. Er blickte mich an, sein Ausdruck war schroff. Er schaffte es gerade so, seinen Hass nicht zu zeigen, aber ein neutrales Gesicht war schon nicht mehr möglich. Es gefiel ihm nicht, dass ich da war. Nicht im Geringsten. Wer hatte ihn so an die Kandare genommen, dass er mich wieder an Bord ließ?
Er machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen, ging dann aber wortlos in Richtung Haus. Der Streifenpolizist folgte ihm auf den Fersen, Edward und ich liefen hinterher. Edward war wieder der vertrauenerweckende Ted, lächelte und nickte den Polizeibeamten, den Notfallhelfern, allem und jedem zu, an dem er vorbeikam. Ich hielt mich nur an seiner Seite und versuchte, nicht die Stirn zu runzeln. Ich kannte hier niemanden und hatte noch nie etwas davon gehalten, wildfremde Leute wie langjährige Freunde zu begrüßen.
Vor dem Haus standen eine Menge Polizisten herum. Ich sah mindestens zwei verschiedene Uniformtypen, genügend Anzüge, um einen Second-Hand-Laden damit aufzumachen, und ein paar zivile Ermittler, die direkt auffielen. Ich weiß nicht, was bei der FBI-Ausbildung passiert, dass sie sich von allen anderen unterscheiden, aber gewöhnlich erkennt man sie sofort. Die Anzüge sind ein bisschen anders, gleichförmiger, nicht so individuell wie bei den normalen Polizisten, aber hauptsächlich liegt es an ihrer Ausstrahlung. Sie haben eine Souveränität, als wüssten sie, dass sie ihre Befehle direkt von Gott erhalten und der andere nicht. Ich dachte immer, ich sei ihnen gegenüber bloß unsicher, aber da das selten der Fall ist, konnte es daran nicht liegen. Was immer es war, sie hatten es. Das FBI war gekommen. Das konnte die Dinge beschleunigen, eine große Hilfe sein oder alles ausbremsen und kaputt machen, was bis dahin gewonnen worden war. Das hing hauptsächlich davon ab, wie die verantwortlichen Polizisten miteinander klarkamen und wie sehr jeder seinen Machtbereich schützte.
Diese Verbrechen waren so grausig, dass wir vielleicht doch eine gewisse Kooperation zwischen den Zuständigkeiten erleben würden. Ab und zu gibt's noch Wunder.
Normalerweise, wenn eine Leiche herumliegt, trampeln
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