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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Stoffbündel sickerte Blut und etwas Dunkleres über den glänzenden Parkettboden.
     
    Ein Fotograf machte Aufnahmen von etwas, das auf dem Tisch lag. Der Blick war mir verstellt von drei jacketttragenden Rücken. Panik schnürte mir die Kehle zu, plötzlich fiel mir das Atmen schwer. Ich wollte nicht, dass die Männer zur Seite gingen. Ich wollte nicht sehen, was auf dem Tisch lag. Das Herz schlug mir im Hals, und ich machte einen tiefen, zittrigen Atemzug, um mich zu räuspern. Das war ein Fehler. Der Geruch frischen Todes ist eine Mischung aus Klosett und Schlachthaus. Es stand ein durchdringender Gestank im Raum, und ich wusste, die Därme waren geöffnet worden. Dazu roch man das Blut und noch etwas anderes: Fleisch. Ich hatte immer versucht, auf ein anderes Wort zu kommen, aber das kam der Sache noch am nächsten. Es war, als würde man in rohen Hamburgern ertrinken. Fleisch, hier war ein Mensch zu Fleisch verwandelt worden.
     
    Der Geruch war es, bei dem ich flüchten wollte, mich umdrehen und weggehen. Das hier war nicht meine Angelegenheit. Ich war kein Polizist. Ich war hier, um Edward einen Gefallen zu tun. Jetzt wollte ich weg. Sollte er mich doch verklagen. Aber natürlich war es zu spät. Denn inzwischen ging es nicht mehr bloß um einen Gefallen. Inzwischen wollte ich auch verhindern, dass das Morden und Verstümmeln weiterging. Und das war wichtiger als alle Albträume, die sich vielleicht bei mir häufen würden.
     
    Zähe Tropfen fielen von der Tischkante auf den Boden und erhielten von dem hellen Kronleuchter einen roten Schimmer. Der kleine Mann in der Mitte drehte sich weg und sah uns aus den Augenwinkeln. Sein Gesicht war grimmig, doch sowie er uns oder mich entdeckt hatte, kam so etwas wie ein Lächeln auf seine Lippen: Er verließ die Gruppe um den Tisch und kam zu uns. Für einen FBIler war er klein, doch Special Agent Bradley Bradford hatte diesen selbstbewusst schwungvollen Gang, mit dem man schnell vorankommt und der selbst größere Menschen manchmal zwingt, sich zu beeilen, um Schritt halten zu können.
     
    Wir waren uns vor einem Jahr einmal in Branson in Missouri begegnet, bei einem Vampirfall, bei dem sich herausstellte, dass nicht nur Vampire, sondern auch etwas Älteres beteiligt das nicht aus der Gegend stammte. Es waren Leute umgekommen, aber hauptsächlich Monster. Bradford musste mit meinem Auftritt zufrieden gewesen sein, denn er hielt Kontakt mit mir. Ich wusste, dass man ihn inzwischen der neu gegründeten Abteilung für übernatürliche Fälle zugewiesen hatte. Zuletzt hatte ich gehört, dass sie sich jetzt Sonderermittlungsabteilung nannte, wie jetzt auch die Abteilung Profilfahndung Serientäter in Aufklärungsunterstützung umbenannt wurde. Das FBI versuchte, sensationsträchtige Schlagworte wie Serienmörder oder übernatürlich oder Monster zu vermeiden. Aber nennen Sie es, wie Sie wollen, die Sache bleibt dieselbe.
     
    Er streckte schon die Hand zur Begrüßung aus, dann stockte er. Er hatte blutbespritzte Plastikhandschuhe an, und ein Spritzer an der Seite war zu schwarz, zu dick, um Blut zu sein. Er lächelte entschuldigend, als er die Hand sinken ließ. Ich wusste, wer Marks aufs Dach gestiegen war und mich wieder ins Team geholt hatte. Ich atmete ganz flach und versuchte, ihn nicht in Verlegenheit zu bringen. Ich hatte mich seit zwei Jahren nicht mehr bei einer Leiche übergeben. Wäre eine Schande, ausgerechnet jetzt meine Bilanz zu versauen. »Anita, wie schön, Sie wiederzusehen.«
     
    Ich nickte und sah mich lächeln. Ich freute mich auch, aber ...»Wir müssen uns wirklich mal treffen, wo keine Leichen rumliegen.« Sehen Sie, leichthin, scherzhaft, ich konnte auch cool sein. Davon abgesehen zögerte ich den letzten Schritt zu dem hinaus, was auf dem Tisch lag. Ich konnte noch den ganzen Tag lockere Bemerkungen machen, wenn ich dafür nicht zu sehen brauchte, was da im Esszimmer blutete.
     
    Warum setzte mir gerade dieser so zu? Keine Ahnung, aber es war so.
     
    Ein weiterer FBIler kam zu uns. Er war groß und schlank, so dunkelhäutig, dass man ihn tatsächlich schwarz nennen konnte, und er trug einen gepflegten, sehr kurzen, keilförmigen Haarschnitt Er glättete Krawatte und Jackett mit langgliedrigen Fingern, die selbst bei diesen nebensächlichen Bewegungen zu tanzen schienen. Ich gehöre nicht zu den Frauen, die groß auf Hände achten, doch seine hatten etwas, dass ich dachte: Poet, Musiker. Als täte er damit ganz andere Dinge als

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