Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit
keinen Unterton hatte.
Ich hatte schon schöneres Lachen gehört, aber noch nie eines, das ich so dringend brauchte wie jetzt. »Urlaub? Einfach nur Urlaub ?« Ich zuckte die Achseln. »Ich sehe mich nicht als Floristin, Detective Ramirez.« »Hernando«, sagte er.
Ich nickte. »Hernando. Dieses Leben gehört zu mir.« Mir wurde bewusst, dass wir Händchen hielten, und ich löste mich von ihm. Er protestierte nicht. »Vielleicht kann ich weitermachen, wenn ich eine Auszeit hatte.« »Und wenn ein Urlaub nicht genug ist?«
»Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.« Es war nicht bloß der brutale Alltag meines Berufs. Meine körperliche Reaktion auf Bernardo und dass ich mich von einem Fremden so trösten ließ, das sah mir gar nicht ähnlich. Ich vermisste meine Männer, aber es war mehr als das. Als ich Richard verließ, verlor ich auch das Rudel, meine Werwolffreunde. Als ich Jean-Claude verließ, ließ ich auch die Vampire zurück, und seltsamerweise gehörten ein oder zwei zu meinen Freunden. Man kann mit einem Vampir befreundet sein, solange man nicht vergisst, dass er ein Monster und kein menschliches Wesen ist. Wie beides gleichzeitig möglich ist, kann ich wirklich nicht erklären, aber ich kriege das hin.
Ich hatte mich nicht nur seit sechs Monaten von meinen Männern abgeschottet. Ich hatte mich auch von meinen Freundinnen zurückgezogen. Ausgerechnet Ronnie, Veronica Sims, hatte eine leidenschaftliche Romanze mit Richards bestem Freund, sodass ich mich bei gemeinsamen Treffen unwohl fühlte. Catherine, meine Anwältin und Freundin, hatte erst vor zwei Jahren geheiratet, und ich wollte sie und Bob nicht gerne stören.
»Sie denken gerade etwas sehr Ernstes«, stellte Ramirez fest. Ich blinzelte und sah ihn an. »Mir fällt gerade auf, wie isoliert ich selbst zu Hause bin. Hier bin ich so ...« Ich schüttelte den Kopf und brachte den Satz nicht zu Ende.
Er lächelte. »Sie sind nur isoliert, wenn Sie das möchten Anita. Ich habe angeboten, Ihnen unsere Sehenswürdigkeiten zu zeigen.«
»Danke, wirklich. Unter anderen Umständen würde ich ja sagen.« »Was hält Sie davon ab?«, fragte er. »Zum einen der Fall. Wenn ich anfange, mit einem der hiesigen Polizisten auszugehen, geht meine Glaubwürdigkeit den Bach runter, und ich werde sowieso nicht besonders respektiert.« »Und zum andern?« Er hatte ein sehr freundliches Gesicht, schaute sehr sanft, als wäre er auch bei anderen Dingen sanft. »Ich habe zwei Männer, die zu Hause auf mich warten. Die wissen wollen, für welchen ich mich entscheide oder ob ich mich von beiden trenne.«
»Zwei. Ich bin beeindruckt.« Ich schüttelte den Kopf. »Bitte nicht. Mein Privatleben ist eine Katastrophe.« »Das tut mir leid.« »Ich kann nicht glauben, dass ich Ihnen das alles erzähle. Das sieht mir gar nicht ähnlich.«
»Ich bin ein guter Zuhörer.« »Ja, das sind Sie.« »Darf ich Sie ins Haus begleiten ?« Ich schmunzelte über die altmodische Ausdrucksweise. »Würden Sie mir zuerst ein paar Fragen beantworten?« »Fragen Sie.« Er setzte sich mit seinen dunkelbraunen Hosen auf den Boden und hob die Hosenbeine an, damit sie nicht ausbeulten.
Ich setzte mich neben ihn. »Wer hat die Polizei gerufen?« »Ein Gast.« »Wo ist der?« »Im Krankenhaus. Ernster Schockzustand.« »Keine körperlichen Verletzungen ?« Er schüttelte den Kopf. »Wer sind diesmal die Verstümmelten ?« »Der Bruder der Frau und zwei Neffen, alle über zwanzig. Sie wohnten und arbeiteten auf der Ranch.« »Was ist mit den anderen Gästen? Wo waren die?«
Er schloss die Augen, um sich den Bericht ins Gedächtnis zu rufen. »Die meisten waren auf einem Ausflug, zu einem zweitägigen Campingtrip in die Berge. Die übrigen haben sich die Fahrzeuge geliehen, die die Ranch für Gäste hält, und sind weggefahren.«
»Lassen Sie mich raten«, sagte ich, »sie waren plötzlich ruhelos, zappelig, mussten mal aus dem Haus.« Ramirez nickte. »Genau wie die Nachbarn in den anderen Fällen.« »Das ist ein Zauber, Ramirez.« »Lassen Sie mich nicht noch einmal darum bitten, mich beim Vornamen zu nennen.«
Ich lächelte und wich seinem neckenden Blick aus. »Hernando, das ist entweder ein Zauber, oder die Kreatur hat die Fähigkeit, in denen, die sie nicht töten oder verstümmeln will, Angst zu erzeugen. Aber ich wette auf einen Zauber.«
»Warum?«
»Weil die Auswahl zu selektiv ist, als dass es sich um
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