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Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit

Titel: Anita Blake 08 - Göttin der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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zu spüren. Fast fühlte ich seine Haut beben. »Ich kann nicht zulassen, dass er für etwas blutet, das nicht seine Schuld ist.«
     
    Er schwieg, aber ich spürte Bewegung hinter mir und wusste, es war nicht Cesar, denn der drehte sich zu der Bewegung hin. Ich blickte über die Schulter und sah zwei Jaguarmänner auf uns
     
    zukommen. Wahrscheinlich würden sie mich nicht groß verletzen. Ich wandte mich wieder dem Priester zu und sah ihm in die Augen. Ich ließ sein Handgelenk los. Mir blieben ein paar Sekunden, um zu entscheiden, ob ich die Pistole oder ein Messer ziehen sollte. Sie wollten mich nicht töten, also konnte ich mich wenigstens so weit erkenntlich zeigen. Ich zog ein Messer, hielt es seitlich am Oberschenkel, um nicht gleich damit aufzufallen. Die Entscheidung war gefallen. Hoffentlich die richtige.
     
    Einer der Jaguare war der braungebrannte Blauäugige. Der andere war der erste Afroamerikaner, den ich in diesem Club gesehen hatte. Sein dunkles Gesicht hob sich stark gegen das helle, gefleckte Fell ab. Sie näherten sich mit wogenden Kräften, und als schwache Drohung drang ein leises Knurren aus ihrer Kehle. Der Klang richtete meine Nackenhaare auf. Ich wich zurück und stellte mich dabei vor den Knienden.
     
    Der Priester hielt ihm nach wie vor die Klinge an die rechte Wange, ohne zu schneiden. »Schneiden Sie ihm nur in die Wange? Ist es dann damit getan?«
     
    Die Klingenspitze drang ein. Ich sah den ersten Tropfen rinnen, einen schwachen Glanz wie Granat. »Wenn Sie ihn bloß ein bisschen schneiden wollen, gut, das ist Ihre Sache. Ich will nur nicht sehen, dass Sie ihn verstümmeln oder töten für etwas, das er nicht hat spüren können.«
     
    Der Priester schnitt weiter, langsamer als beim vorigen Mal. Offenbar machte ich die Sache schlimmer. Ich fragte laut. »Mache ich die Sache schlimmer?«
     
    Die mir zugewandte Wange heilte bereits wieder zu, der Schnitt schloss sich zusehends. Mir kam ein Gedanke. Ich trat vor den Priester, ohne die zwei Jaguare aus den Augen zu lassen, aber die standen nur abwartend da. Sie hatten mich abgeschreckt, vielleicht war das schon alles gewesen, was sie tui, sollten.
     
    Ich fasste dem Delinquenten unters Kinn und drehte sein Gesicht zu mir. Auch die andere Wange war verheilt. Ich hatte noch keine Obsidianklinge im Einsatz gesehen und darum nicht gewusst, ob sich das Zeug nicht etwa wie Silber verhielt. Doch das tat es nicht. Gestaltwandler heilten ansonsten sehr schnell. Der Priester hielt die Klinge aufrecht in der Hand.
     
    Draußen gab es donnernden Applaus, der in den kleinen Kulissenbereich hallte. Die Schauspieler entfernten sich von der weißen Leinwand. Die Vorstellung war fast vorbei. Alle waren von dem Lärm abgelenkt, auch der Priester. Ich setzte den Finger an die Klingenspitze und drückte zu. Die Spitze war wie Glas, der Schmerz brennend. Ich zischte durch die Zähne und zog den Finger zurück.
     
    »Was haben Sie getan?«, fragte der Priester so laut, dass es bis in den Saal zu hören sein musste.
     
    Ich antwortete leiser: »Bei mir wird es nicht so schnell verheilen wie bei ihm. Das beweist, dass ich kein Lykanthrop bin.«Der Zorn des Priesters loderte in den Raum. »Sie begreifen nicht.«
     
    »Wenn jemand mit mir reden würde, anstatt so verdammt geheimnisvoll zu tun, würde ich hier auch nichts verpatzen.«
     
    Der Priester gab dem Knienden das Messer zurück. Der nahm es und drückte es sich mit gebeugtem Kopf an die Stirn, dann leckte er die Klinge ab, führte die Zunge behutsam um die Schneide, bis er an die Spitze kam, wo mein Blut war. Die Spitze schob er sich zwischen die Lippen und lutschte daran wie eine Frau, die einen Mann in den Mund nimmt. Sein Mund bewegte sich um die Klinge, und als er schluckte, war mir klar, dass er sich schnitt. Dabei sah er aus, als wäre es etwas Wunderbares, Orgastisches, bei dem er Spaß hatte.
     
    Er beobachtete mich gleichzeitig, und sein Blick war gar nicht mehr gelassen. Er war erregt. So erregt wie jeder Mann, wenn er an Sex denkt. Aber nicht wenn er an einer scharfen Klinge nuckelt, die ihm Zunge und Gaumen zerschneidet, und er sein eigenes Blut schluckt mit etwas fremdem Blut als Schluck zum Nachspülen.
     
    Ich fuhr zusammen, weil jemand meine Hand packte. Es war Cesar. »Wir müssen wieder auf die Bühne. Sie müssen Ihren Platz einnehmen.« Er sah den Knienden, dann die anderen an, wachsam. Er lenkte mich um die Gruppe herum, und alle Augen folgten mir wie einer verwundeten

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