Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
die Felswand, drückte einen Arm über seinen Hals, mit dem anderen ich seine Hand mit der Waffe fest. Seine Augen waren voller Angst, aber er sah mich an. »Peter, sie ist tot. Du kannst sie t noch mal töten.«
»Ich wollte ihr wehtun.« Seine Stimme schwankte. »Sie hatte Schmerzen. Lebendig aufgerissen zu werden ist schlimme Art zu sterben.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist nicht genug.« ,»Nein«, sagte ich, »ist es nicht. Aber du hast sie getötet, Peter. Das ist eine gute Rache.«
Ich nahm ihm die Firestar ab, und er ließ es geschehen. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, aber er stieß mich weg, dann ging er weiter. Die Zeit für diese Art Trost war vorbei, aber es gab andere Arten von Trost. Manche kamen aus dem Lauf einer Waffe. Es liegt ein Trost darin, den zu töten, der einen verletzt hat, aber es ist ein kalter Trost. Er zerstört Dinge in einem, die durch den ursächlichen Schmerz nicht berührt worden wären. Manchmal geht es nicht darum, ob man einen Teil seiner Seele verliert, sondern nur, welchen.
Peter trug Becca. Olaf trug Edward. Bernardo und ich gingen voraus. Wir spähten nach allen Seiten in die Frühlingsnacht mit der Waffe im Anschlag. Nichts bewegte sich. Man hörte nur den Wind in den Salbeibüschen vor der Höhle. Die Luft fühlte sich gut an auf der Haut, und ich merkte, dass ich wirklich nicht erwartet hatte, lebend davonzukommen.
Bernardo führte uns zum Haus zurück. Wir wollten versuchen, zu Edwards Wagen zu gelangen, mussten uns aber vergewissern, dass niemand und nichts dort wartete, um uns zu fressen. Olaf ging als Zweiter mit einem sehr stillen Edward auf den Armen. Ich betete verzweifelt, er möge durchkommen, obwohl es sich seltsam anfühlte, Gott für ihn zu bitten. Als wär's die falsche Adresse. Peter und Becca liefen dicht vor mir. Er stolperte, als wir in dichteres Gebüsch vordrangen. Er musste erschöpft sein, aber ich durfte es nicht riskieren, ihm Becca abzunehmen. Ich brauchte beide Hände frei.
Dann streifte mich prickelnde Magie. Ich rief: »Leute, hier draußen ist etwas.« Alle blieben stehen und blickten sich suchend um. »Was hast du gesehen?«, fragte Olaf. »Nichts, aber hier wirkt jemand Magie.«
Olaf brummte, als ob er mir nicht glaubte. Dann überfiel uns die erste Angst. Die Angst war so groß, dass sie mir die Kehle zuschnürte, das Herz zum Rasen brachte, die Hände feucht werden ließ. Becca zappelte heftig in Peters Armen.
Ich machte zwei Schritte, um Peter zu helfen, aber sie strampelte sich frei, fiel auf den Boden und sauste wie ein Hase ins Gebüsch. Peter schrie: »Becca!«, und rannte hinterher. »Peter, Becca! Oh, Scheiße!« Ich lief hinterher. Was hätte ich sonst tun sollen? Ich hörte sie dicht vor mir, wie sie durch : Zweige brachen, hörte Peter nach seiner Schwester rufen. Rechts nahm ich eine Bewegung wahr und sah etwas. Es war größer als ein Mensch, und selbst bei Mondschein war zu erkennen, dass es verschiedene Farben hatte. Ich feuerte in das gerissene Maul voll spitzer Zähne, doch die Klauen kamen nimmer näher, als wären die Schüsse gar nichts. Die geschlossene Klaue traf mich am Kopf. Es riss mich um, ich landete hart am Boden. Dunkelheit wirbelte mir vor den Augen, und als ich oder sehen konnte, war die Bestie direkt über mir. Ich hielt den Abzug durchgedrückt, bis es klickte. Das Monster ließ h keinen Moment aufhalten. Es füllte mein Blickfeld mit dem vogelartigen Gesicht, und ich konnte noch denken »wie bsch«, dann schlug es mich wieder, und ich verlor das Bewusstsein.
Ich wurde ruckartig wach, meine Haut zuckte unter einem Ansturm von Magie, der mir den Atem nahm. Ich bäumte mich auf, wand mich unter der Macht, die mich in einer sengenden Woge durchfuhr und immer stärker wurde. Ich zerrte mit Händen und Füßen an meinen Ketten. Ketten? Ich drehte den Kopf und starrte auf meine Handgelenke, während ich mich weiter hin und her warf. Meine Arme und Beine zuckten, aber nicht, weil ich mich gegen die Ketten wehrte, sondern als Reaktion auf die Macht.
Die Magie wurde schwächer und ließ mich keuchend zurück. Eines wusste ich: Wenn ich meine Atmung nicht unter Kontrolle brachte, würde ich hyperventilieren. Ohnmächtig werden wäre schlecht. Weiß der Himmel, in welcher Lage ich beim nächsten Mal aufwachen würde. Ich konzentrierte mich aufs Atmen, zwang mich zu Ruhe und machte tiefe, gleichmäßige Züge. Es fällt schwer, panisch zu werden, wenn man Atemübungen
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