Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
Brustkorb
Resonanzkörper hatte. Es hätte ein schwaches Geräusch n müssen, stattdessen war es ein kräftiger Pulsschlag, und n Klang drang scheinbar wie ein Stich durch die Weste, durch meine Haut und die Rippen in mein Herz. Es war ein scharfer Schmerz, bei dem mir die Luft wegblieb und ich den Rücken durchbog. »Haltet sie fest«, schrie der Mann. Die Männer beim Altar kamen gerannt, drückten mit starken Händen meine Beine und die Schultern nieder. Doch der Schmerz in der Brust ließ mich unwillkürlich den Rücken durchbiegen, und ein drittes Paar Hände drückte meine Oberschenkel nach unten, und sie zwangen mich, den Schmerz ohne Gegenwehr auszuhalten.
Paulinas Herz schlug immer schneller, beschleunigte auf einen Höhepunkt zu. Mein Herz hämmerte gegen die Rippen, als wollte es sich vom Gewebe losreißen. Es war, als ob eine Faust von innen gegen meine Brust schlüge, um durchzustoßen. Ich konnte kaum atmen bei dieser Raserei. Der Schmerz strahlte in die Arme und Beine aus, füllte meinen Kopf, bis ich dachte, dass es nicht mein Herz war, das zerplatzen würde, sondern mein Schädel. Die zwei Herzen waren wie Liebende, die durch eine Wand rennt sind und sie einzureißen versuchen, damit sie sich endlich berühren können. Es kam der Moment, wo ich ihre Berührung spürte, fühlte, wie die dicken, nassen Seiten der beiden Organe aneinander glitten. Vielleicht lag das aber auch nur an den Schmerzen. Dann stockte das fremde Herz und meines ebenfalls. Einen atemlosen Moment lang saß mein Herz in .mein Körper und tat gar nichts, so als würde es abwarten.
Dann machte es einen Schlag, dann noch einen, und ich saugte verzweifelt Luft in meine Lungen, und sowie ich Luft hatte, schrie ich. Dann lag ich da und horchte auf meinen Herzschlag, merkte, dass der Schmerz langsam schwächer wurde wie die Erinnerung an einen Albtraum. Minuten später war er ganz vorbei. Mir tat nicht das Geringste weh. Ich fühlte mich sogar gekräftigt, wunderbar.
Das Herz auf meiner Brust war grau geworden und verschrumpelt. Es war nicht mehr als Herz erkennbar und kleiner als meine Handfläche. Ich blickte auf und sah das Gesicht des Mannes, der meine Schultern festhielt. Ich bin sicher, er hatte mir schon eine Weile das Gesicht zugewandt, aber ich hatte ihn nicht angesehen oder nicht wahrhaben wollen, was es da zu sehen gab.
Er trug eine Maske vor dem Gesicht. Nur seine Lippen, Augen und Ohren ragten durch die dünne Verkleidung. Sein Hals lag frei, den übrigen Körper bedeckte das gleiche Material. Ich glaube, im Grunde wusste ich, worauf ich blickte, bevor mein Verstand es akzeptieren wollte. Erst als ich den Kopf soweit es ging zur Seite drehte und seine Hände sah, wo sich die Haut an den Handgelenken kräuselte, begriff ich, was er am Körper trug. Es war die Haut eines Menschen. Nun wusste ich, was aus der Haut der Opfer geworden war.
Die Augen, die aus der schrecklichen Maske schauten, waren braun und sehr menschlich. Ich sah an mir hinunter und stellte fest, dass die anderen zwei Männer, die meine Beine festhielten, auch Häute trugen. Sie waren von unterschiedlicher Farbe, eine dunkel, zwei hell. Am Oberkörper hatten sie zwei dicke Nähte, wo die Brüste und Brustwarzen gewesen waren, sodass nicht mehr zu erkennen war, ob sie einem Mann oder einer Frau gehört hatten.
Der Mann, der den anderen Befehle gab, trat an mich heran. »Wie geht es dir?« Er redete mit starkem Akzent aber verständlich.
Einen Moment lang sah ich ihn bloß an. Das sollte wohl ein Witz sein. »Wie soll es mir schon gehen? Ich bin gerade in einer Höhle aufgewacht, wo Sie ein Menschenopfer zelebriert haben.« Ich blickte wütend die Männer an, die mich an den Stein rückten. »Ich werde von Männern festgehalten, die Menschenhäute tragen. Was meinen Sie, wie es mir dabei geht?«
»Ich frage nur nach dem körperlichen Befinden«, sagte er.
Ich wollte noch etwas Sarkastisches erwidern, verkniff es mir aber und dachte über seine Frage nach. Wie ging es mir eigentlich gut. Ich hatte mich gekräftigt und erfrischt gefühlt, s der Zauber vorbei war. Das war noch immer so. So gut war ; mir seit Tagen nicht gegangen. Hätte es nicht ein Menschenopfer dazu gebraucht, wäre das eine prima medizinische Behandlung gewesen.
»Es geht mir gut.« »Keine Kopfschmerzen?« »Nein.«
»Gut«, sagte er. Er gab einen Wink, und die Hautträger entfernten sich. Sie stellten sich zu dem vierten Mann an die
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