Anita Blake 09 - Herrscherin der Finsternis
sie das Gesetz der Menschen. Vielleicht tut sie dir nichts aus Angst, dass die Menschen sie vernichten könnten. Eure Behörden können mitunter sehr effektiv sein. Oder sie will etwas von dir. Du bist ihr begegnet. Was meinst du?«
Es kam mir ohne zu überlegen über die Lippen. »Macht, sie findet Macht anziehend.« »Du bist ein Totenbeschwörer.«
Ich schüttelte den Kopf, und wieder waren die Haarteile so störend. Ich schloss die Augen und als ich sie wieder aufmachte, fielen mir meine Haare wie gewohnt um die Schultern. »Die Frisur war so schwer.«
»Möglich«, sagte er. »Ich freue mich, dass du das Kleid angelassen hast. Ich kann dir nicht sagen, wie lange ich mir gewünscht habe, dich in so etwas zu sehen. » »Ärgere mich nicht, Jean-Claude.« »Ich bitte um Verzeihung.« Er machte eine schwungvolle Verbeugung und schwenkte den Hut an seine Brust. ,
»Ich glaube, es ist mehr als die Nekromantie. Sie hat sofort gemerkt, dass ich zu einem Triumvirat gehöre. Ich habe gespürt, wie sie uns drei betrachtet hat. Sie wusste es. Ich glaube darauf kommt es ihr an. Sie will herausfinden, wie so etwas funktioniert.«
»Könnte sie das wieder tun?«, fragte er.
»Sie hat einen menschlichen Diener und Jaguare, die ihr gehorchen. Theoretisch kann sie es wahrscheinlich, aber lässt sich das Dreierband herstellen, wenn man einem Mensch bereits die Zeichen aufgedrückt, aber noch kein Tier hat?« »Wenn die Zeichen noch frisch sind, vielleicht.« »Nein, sie sind nicht mehr frisch. Sie hat ihn schon sehr lange.« »Dann nein. Ihre Zeichen an dem Menschen werden zu ~ verwurzelt sein, als dass sie sich auf einen Dritten erstrecken könnten.«
»Also ist sie vielleicht wegen einer Macht an mir interessiert die sie gar nicht bekommen kann? Und wenn ihr das bewusst würde, wäre ich für sie nicht mehr von Nutzen?«
»Es wäre sicher das Beste, wenn sie das nicht erfährt, ma petite.« »Du meinst, sie würde mich töten?«
»Sie tötet seit einem halben Jahrhundert jeden, der ihren Weg kreuzt. Ich sehe nicht, warum sie das plötzlich ändern sollte.«
Ich stand jetzt sehr dicht vor dem Spiegel. Ich sah die knöpfe seiner Jacke und das Heben und Senken seiner Brust. So nah war ich ihm seit Monaten nicht gewesen. Es war nur ein Traum, das wussten wir beide. Er hatte den Spiegel als Barriere zwischen uns gestellt, weil wir unsre Träume früher benutzt hatten, um in die Fantasien des anderen einzudringen. r,r war wie ein Dämon in meine Träume gekommen und hatte mich geliebt. Wir hatten es auch in Wirklichkeit getan, aber die Träume waren süß gewesen, manchmal das Vorspiel zum Eigentlichen, manchmal war es beim Traum geblieben.
Das Glas wurde dünner, als nutzte es sich ab. Es war nur noch ein hauchdünner Schleier aus Zuckerwatte. Ich drückte die Fingerspitzen dagegen, und es gab nach.
Meine Fingerspitzen drückten gegen seine, und die letzte Barriere verschwand. Es war elektrisierend. Seine Finger glitten über meine, umschlangen sie, unsere Handflächen berührten sich, und selbst diese eine keusche Berührung brachte meinen Atem zum Rasen.
Ich wich zurück, ließ aber seine Hand nicht los, sodass ich ihn aus dem Spiegel herauszog. Er trat aus dem goldenen Rahmen und stand vor mir, unsere Hände vor uns erhoben. Durch seine Handfläche spürte ich sein Herz schlagen, fühlte das Anschwellen und Pochen, als wäre alles von ihm in dieser einen bleichen Hand enthalten, die sich an meine drückte.
Er beugte sich zu mir, als wollte er mich küssen, und ich wich ängstlich zurück, aber der Traum zerplatzte, und ich war plötzlich wach und blickte an die Decke des Krankenhauszimmers. Eine Schwester war da, um meine Werte zu kontrollieren. Sie hatte mich geweckt. Ich wusste nicht, ob ich froh oder traurig war.
Die Zeichen waren seit knapp einer Woche offen, und Jean-Claude bedrängte mich schon wieder. Ja, klar, die Warnung war nötig gewesen, aber ... Oh, Mann. Marianne hatte mir gesagt, dass ich meine Männer nicht einfach ignorieren konnte, dass das gefährlich wäre. Ich dachte, sie meinet damit die Macht die uns verband, aber vielleicht hatte sie auch mehr damit gemeint. Ich war Jean-Claudes menschlicher Diener, und das machte es kompliziert zu reisen. Jedes Vampirterritorium war wie ein fremdes Land. Manchmal bestanden diplomatische Verträge. Manchmal nicht. Gelegentlich waren ein paar Meistervampire schlichtweg verfeindet. Wenn man also zu
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