Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
Erinnerung erlebt. Raina war das eigene Vergnügen wichtiger gewesen als sein Leben. Wie bei einem sadistischen Mörder.
Jason ließ die Schultern hängen. »Aber sie war meine Patin, ich musste bei ihr bleiben bis zum Ende meiner Probezeit. Ich bin abgehauen, sobald ich konnte.«
»Bist du darum zu Jean-Claude gegangen und als sein Schoßwolf bei ihm geblieben? Um Raina zu entkommen?« Er nickte. »Zum Teil.« Plötzlich grinste er. »Und Jean-Claude ist natürlich viel cooler.«
Ich schüttelte den Kopf und bot ihm meine Hand. »Meinst du, wir können es riskieren?«, fragte er. »Ja. Ich fühle mich gerade mal nicht muninbefallen.«
Er nahm meine Hand, und mehr war nicht, nur seine Hand in meiner. Ich half ihm auf. Er taumelte ein bisschen und ich mir ihm. Einen Moment lang hielten wir uns aneinander fest wir zwei Betrunkene, die von einer Party nach Hause gehen. Ich umarmte ihn, und er drückte mich. Es war ganz kurz. Er ließ als Erster los und wirkte ein bisschen verlegen. »Erzähl niemandem, dass ich dich jetzt nicht befummelt habe.«
Ich klopfte ihm auf den Rücken. »Keiner Menschenseele.«
Er grinste auf seine übliche Art, und wir gingen weiter, dicht nebeneinander, damit wir uns notfalls auffangen konnten. Der Wind strich durch die Bäume und brachte alles zum Rascheln.
Der Wald war plötzlich geräuschvoll lebendig. Ich drehte den Kopf in den Wind in der Hoffnung auf Kühle, aber er war backofenwarm.
Jasons weiche Haare wehten. Ich hörte ihn tief Luft holen, dann fasste er mich am Arm. »Ich rieche den Mann, den ich gegen den Lieferwagen geworfen habe.« Wir gingen weiter, als ob nichts wäre. »Sicher?«, fragte ich.
Ich sah, wie sich seine Nasenlöcher weiteten, als er die Luft prüfte. »Er roch nach Pfefferminzpastillen und Zigaretten«, sagte er. »Danach riechen viele Leute«, meinte ich. Wir liefen weiter. Seine Hand blieb an meinem Arm. »Außerdem rieche ich Waffenöl.«
Großartig.
Ein Stück voraus wartete Jamil auf uns, die drei Werleoparden standen in der Nähe. Jamil kam uns lächelnd ein paar Schritte entgegen und nahm uns jeden in einen Arm. »Ihr beide seid so verdammt langsam heute.« Dann flüsterte er: »Ich rieche links von uns zwei oder drei Fremde.«
»Dabei ist auch einer der Kerle, die ich zusammengeschlagen habe«, sagte Jason und lächelte, als würden wir über etwas ganz anderes reden. »Vielleicht eine Racheaktion«, meinte er. »Wie weit sind sie weg?«, fragte ich.
»Nur ein paar Meter. Ich rieche die Schusswaffen«, flüsterte Jamil und ließ uns mit einem breiten, ganz untypischen Grinsen los. Ich griff um seine schlanke Taille und flüsterte gegen seine Brust: »Wir haben keine Schusswaffen. Irgendwelche Vorschläge?«
Jason beugte sich lachend zu uns. »Mir geht es nicht so gut, dass ich ihnen wegrennen könnte.« »Mir auch nicht.«
»Wenn sie hier sind, um sich zu rächen«, sagte Jason, »dann haben sie es vielleicht nur auf euch beide abgesehen.« Ich rückte von ihm weg. Ich war mir nicht sicher, ob mir diese Überlegung gefiel. »Und?«
»Ihr bleibt hier, als wäre nichts. Sie machen sich an euch ran, und ich schnappe sie mir.« »Die haben Schusswaffen, du nicht.«
»Ich schicke Zane und Cherry zu den anderen, damit sie Verstärkung holen. Aber wir dürfen die Kerle nicht zum Lupanar führen. Dann bringen wir alle in Gefahr.«
»Ein Werwolfgesetz?«, fragte ich. »Ja.« »Also gut«, sagte ich. »Aber pass auf, dass sie mich nicht umbringen, klar?« »Und was ist mit mir?«, fragte Jason. »Tschuldigung. Ihn auch nicht.«
Jamil beugte sich zu uns. »Ich schlage vor, dass ihr ein bisschen traulicher miteinander verfahrt, sonst kaufen sie es uns nicht ab.« Ich verlegte meinen Arm zu Jasons Taille. »Wie lange beobachten sie uns schon?«
»Tut, als wäret ihr betrunken. Aber lasst euch möglichst schnell am Boden nieder, falls sie beschließen, euch einfach zu erschießen. « Nach dieser tröstlichen Empfehlung ging Jamil zu den anderen zurück und verschwand mit den Werleoparden in der Dunkelheit. Zane warf mir noch einen Blick zu, aber ich nickte einmal, und das schien ihm zu genügen. Er drehte sich um und lief hinter Jamil her. Ich würde den Leoparden wirklich ein Alphatier besorgen müssen. Sie waren alle so verdammt unterwürfig.
Jason schob mich gegen einen Baum. »Nimm dich in Acht«, sagte ich. Er grinste mich an. »Es soll schließlich echt
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