Anita Blake 10 - Ruf des Bluts
der Schulter. Ich zog die Fingerspitzen über die Wärme seiner Haut. Er war unglaublich warm. Wärmer als normal, fast fiebrig heiß.
Ich spürte, dass er wach wurde, sah eine Spannung in der Schulter, die vorher nicht da gewesen war. Ich drehte den Kopf, und seine braunen Augen blickten mich durch den Haarvorhang an.
Er stützte sich auf den Ellbogen und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Er lächelte. Es war dasselbe Lächeln, bei dem ich schon hundertmal auf dem Fleck dahingeschmolzen war. »Guten Morgen«, sagte er. »Guten Morgen.« Ich hatte mir die Decke, ohne es zu merken, bis unters Kinn gezogen.
Er rückte näher. Dabei rutschte ihm die Decke weg und entblößte seinen glatten Hintern. Er küsste mich sanft, zärtlich, dann rieb er das Gesicht an meiner Wange, bis sein Atem warm an mein Ohr blies, dann in mein Haar. Die Wolfsbegrüßung. Er gab mir leichte Küsse auf den Hals bis zur Schulter hinunter wo die Bettdecke anfing.
»Du wirkst angespannt«, sagte er. »Du nicht«, antwortete ich.
Er lachte, und das machte mir eine Gänsehaut und brachte mich zum Lächeln. So ein Lachen hatte ich von ihm noch nie gehört. Es war sehr maskulin, sehr ... besitzergreifend. Und irgendwie zufrieden.
Ich fühlte Hitze in mir aufsteigen. So verlegen zu sein machte mich noch mehr verlegen. »Oh, Himmel.« »Was ist?«, fragte er. Er strich mir über die Wange.
»Schmiege dich an mich, Richard. Sex ist großartig, aber wenn ich mir diesen Moment ausgemalt habe, dann habe ich mir immer vorgestellt, wie du mich zärtlich im Arm hältst.«
Sein Lächeln war liebenswürdig, erfreut. Er drehte sich auf die Seite, zog sich sogar die Decke über die Hüfte und hob den oberen Arm.
Ich rollte mich herum, sodass ich mit dem Rücken zu ihm lag, und schmiegte mich an seinen warmen Körper. Er war ein bisschen zu groß für diese Lage, aber wir zappelten uns zurecht mit viel Gekicher und dummen Bemerkungen, bis wir gut lagen. Ich schlang seinen Arm um mich und sank in die warme Kuhle zwischen Brust und Bauch und stieß einen Seufzer aus. Seine nackten Weichteile zu spüren fühlte sich nicht so sehr erregend an, sondern einfach richtig. Ich fühlte mich als die Besitzerin. So wollte ich ihn für immer halten.
Seine Haut war heiß. »Du fühlst dich an, als hättest du Fieber«, sagte ich. »Das liegt am Vollmond«, erklärte er. »Bis morgen Nacht, wenn der Mond ganz voll wird, habe ich eine Temperatur von fast vierzig Grad. «
Er schob meine Haare zur Seite, sodass er die Nase in meinen Nacken schieben konnte. Ich bekam Gänsehaut und zog den Kopf ein. »Das kitzelt.« »Ja«, meinte er, »tut es wohl.« Ich spürte, wie er größer wurde.
Ich drehte mich lachend auf den Rücken. »He, Mr Zeeman, mir scheint, Sie freuen sich, mich zu sehen.« »Immer.« Er beugte sich über mich zu einem Kuss. Der Kuss dehnte sich aus. Ich rückte an ihn heran und schlang ein Bein um seine Hüfte, da zog er sich zurück und richtete sich auf.
» Was ist los?« , fragte ich. Wir hatten in der Nacht, als es dafür längst zu spät gewesen war, festgestellt, dass ich die Pille nahm. Er war ganz schön erschrocken, als ihm das einfiel. Weil Werwölfe keine Krankheiten übertragen oder bekommen konnten, war man beim Sex sicher, sobald man die Schwangerschaftsfrage geklärt hatte. Darum hatte ich auch sorglos Blut von den Lykanthropen lecken können. Es war eklig, aber nicht gefährlich.
»Ich kann nicht«, sagte Richard. Ich blickte an ihm hinunter. »Oh, mir scheint, du kannst sehr wohl.«
Er wurde rot. »Du hast mich gestern Nacht erlebt, Anita. Heute wird meine Selbstbeherrschung eher schlechter als besser sein.«
Ich legte mich zurück. »Oh.« Ich war enttäuscht. Eben noch hatte ich der Lust nicht nachgeben wollen, jetzt war ich traurig, dass wir es nicht taten. Das sah mir wieder ähnlich.
»Freut mich, dass du enttäuscht bist«, sagte er. »Eben dachte ich noch, du würdest aufstehen und sagen, es sei alles ein schrecklicher Fehler gewesen und du würdest zu Jean-Claude zurückgehen.«
Ich legte einen Arm über die Augen, dann zwang ich mich. Richard anzusehen. Er saß da und sah unbeschreiblich toll aus, aber ich durfte das so nicht stehen lassen. Wenn er glaubte, dass ich Jean-Claude fallen lassen würde, musste ich etwas dazu sagen. Aber viel lieber hätte ich nichts gesagt. »Was glaubst du, was diese Nacht bedeutet, Richard?«
Sein Lächeln
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