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Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Anita Blake 10 - Ruf des Bluts

Titel: Anita Blake 10 - Ruf des Bluts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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aber was hier zu spüren war, gefiel mir gar nicht. Eine Macht, die nicht von Vampiren kam. Ich mied seinen Blick und studierte die blasse Kurve seiner Wange. Die Lippen waren voll, die Oberlippe perfekt geschwungen, sehr weiblich. Das übrige Gesicht war spitz und kantig, das Kinn scharf, die Nase zu lang. Es war ein reizloses Gesicht, abgesehen von dem Mund, den langen Wimpern und diesen Augen, die abgrundtief waren wie schwarze Spiegel.
     
    Ich sah mir die Augen nicht allzu lange an. Ich fühlte mich unsicher, als wäre der Boden unter meinen Füßen nicht ganz fest. Richard hätte mir etwas über das Lupanar sagen können. Jemand hätte mich vorbereiten können. Ich würde später wütend werden. Jetzt überlegte ich nur angestrengt, was hier zu tun war. Wenn Vernes Klan Menschen opferte, würde man das beenden müssen.
     
    Damian trat vor mich und verstellte mir den Blick auf die anderen. »Was hast du, Anita?«
     
    Ich sah ihn an. Das Einzige, was mich davon abhielt, die Selbstbeherrschung zu verlieren, war Richard. Er hätte niemals die Opferung von Menschen toleriert. Oh, vielleicht hätte er diesen Ort einmal betreten und wäre nie wieder zurückgekehrt und hätte auch nicht die Polizei gerufen, aber er wäre keinesfalls Jahr für Jahr wiedergekommen. Er hätte das einfach nicht gebilligt.
     
    Vielleicht war das die Art, wie Vernes Klan mit seinen Toten verfuhr. Wenn es etwas anderes war, würde ich die Polizei rufen, aber nicht heute Nacht. Nicht ehe sie ein schreiendes Opfer hier-her zerrten. Wenn sie das taten, waren die Wetten gelaufen.
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Was sollte ich schon haben?«, sagte ich. Ich ging über die Lichtung auf unsere kleine Gruppe zu. Es sah aus, als hätten alle drei Gruppen dieselbe Anzahl Leute. Das war typisch für ein Treffen der Übernatürlichen. Die Entourage wurde immer ausgehandelt.
     
    Richard stand auf und kam mir entgegen. Ich nahm seine Hand als er sie mir bot, aber seltsamerweise war es mir in dem Moment egal, ob er ein Hemd trug oder nicht. Ich war wütend auf ihn. Wütend, weil er mich nicht auf diesen Anblick vorbereitet hatte. Vielleicht dachte er, mich könnte nichts mehr entsetzen oder vielleicht ... oh Mann, ich wusste es nicht. Jedenfalls aber hatte er wieder Mist gebaut.
     
    Also ließ ich ihn meine Hand nehmen, und die Berührung bedeutete mir nichts. Ich war zu verwirrt und musste mich zu sehr zusammenreißen, als dass ich ihn verführerisch finden konnte.
     
    »Zieh die Jacke aus, Kind, und sehen wir mal, was an dir dran ist«, sagte eine Stimme.
     
    Ich drehte mich um, ganz langsam, um mir den Sprecher anzusehen.
     
    Der Vampir war blond, und ich hätte seine Haare als golden bezeichnet, wenn ich nicht Asher zum Vergleich gehabt hätte. Sie waren gleichmäßig kurz geschnitten. Seine Augen mochten blau oder grau sein. Das Gesicht war in der Entwicklung stecken geblieben, bevor es zwanzig Jahre gesehen hatte, und war schlank und glatt. Der junge musste gestorben sein, bevor ihm ein anständiger Bart wachsen konnte.
     
    Er hatte das Gesicht eines Kindes zu einem langen, schlaksigen Körper, als wäre er zu Lebzeiten unbeholfen gewesen. Als er jetzt aufstand, wirkte er gar nicht unbeholfen. Er kam mit einer geschmeidigen Bewegung hoch, die wie eine Tanzfigur erschien. Mit ihm stand der schwarzäugige Vampir auf und vollführte die gleiche, lang geübte Bewegung. Sie wirkten wie zwei Teile eines Ganzen.
     
    Unter den acht war eine Frau, ein Mensch. Sie sah aus wie eine Indianerin, ihre hüftlangen Haare waren so schwarz wie meine, aber glatt und dick. Sie hatte dunkelbraune Haut, ein fast quadratisches Gesicht mit großen braunen Augen und so dichten Wimpern, dass sie von weitem zu erkennen waren. Ob sie Make-up trug, war nicht zu erkennen. Sie gehörte zu den Frauen, die eher eindrucksvoll als schön sind, weil sie für konventionelle Schönheit zu kräftige Gesichtszüge haben, deren Gesicht man aber nicht vergisst.
     
    »Komm, Mädchen, zieh dich aus«, sagte das Milchgesicht. »Wir haben fast alles gesehen, was an den anderen dran ist. Ich wäre äußerst enttäuscht, wenn ich nicht auch deine Attraktionen zu sehen bekäme.«
     
    Die Frau bewahrte eine erstaunlich nichtssagende Miene, aber da war eine Angespanntheit der Schultern und eine leichte Drehung dieser langen Halslinie. Sie schien die Vorstellung nicht zu genießen.
     
    Richard drückte meine Hand. Ich dachte zuerst, er wolle mich warnen, nicht wütend zu werden. Aber ein

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