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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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rennen und Arme und Beine um ihn schlingen, andererseits wollte ich schreiend wegrennen und beten, er möge mir nicht folgen.
     
    Er stand vor mir, ohne mich anzufassen. Er schien die Berührung ebenso zu scheuen wie ich. Fürchtete er sich? Oder spürte er meine Angst und wollte mich nicht noch mehr verschrecken? Wir standen da und blickten uns an. Seine Augen hatten noch dasselbe dunkle Blau, dieselben dichten schwarzen Wimpern.
     
    Jason küsste mich flüchtig auf die Wange, wie man seine Schwester küsst. Trotzdem zuckte ich zusammen. »Ich komme mir vor wie das fünfte Rad am Wagen. Viel Spaß, ihr zwei.« Er ließ uns allein. Jean-Claude und ich starrten uns weiter an.
     
    Ich weiß nicht, was wir gesagt hätten, denn ehe wir uns entschließen konnten zu reden, traten drei Männer zu uns. Der kleinste war nur einssiebzig groß und hatte mehr Make-up im Gesicht als ich. Er war sehr gut geschminkt, ohne wie eine Frau aussehen zu wollen. Seine schwarzen Haare waren kraus, aber sehr kurz geschnitten, sodass das kaum zu sehen war. Er trug ein schwarzes, langärmliges, tailliertes Spitzenkleid, das eine schlanke, muskulöse Brust offenbarte. Der Rock war weit im Stil der Fünfziger, seine Strümpfe schwarz, und sie hatten ein sehr feines Spinnennetzmuster. Dazu trug er hochhackige Sandaletten, und die Zehennägel wie die Fingernägel waren schwarz lackiert. Er war ... hübsch. Den stärksten Eindruck machten aber seine Kräfte. Sie umwehten ihn wie ein teures Parfüm, und ich wusste, er war ein Alpha.
     
    »Das ist Narcissus, der Besitzer des Etablissements«, sagte Jean-Claude.
     
    Narcissus hielt mir die Hand hin. Im ersten Moment wusste ich nicht, ob er einen Handkuss oder einen Händedruck erwartete. Wahrscheinlich doch Letzteres, da er nicht als Frau betrachtet werden wollte. Ich gab ihm die Hand. Sein Händedruck war kräftig, aber nicht zu kräftig. Er versuchte nicht, meine Stärke auszuloten, wie es manche Lykanthropen taten. Er war sorglos, dieser Narcissus.
     
    Die beiden Männer hinter ihm überragten uns alle. Einer hatte eine breite, muskulöse Brust, die in kompliziert verkreuzten Lederbändern steckte, und blonde Haare, die an den Seiten sehr kurz und oben zu Stacheln gegelt waren. Seine Augen waren hell und der Blick nicht freundlich. Der zweite Mann war schmaler gebaut, mehr wie ein Basketballspieler als ein Gewichtheber. An seinen nackten Armen sah man trotzdem nur Muskelstränge. Seine Haut war fast so schwarz wie die Lederweste, die er anhatte. Den beiden fehlten nur noch ein paar Tätowierungen, um den harten Typ perfekt zu machen.
     
    »Das sind Ulysses und Ajax«, sagte Narcissus. Ajax war der Blonde, Ulysses der Dunkle.
     
    »Hübsch, ein Konvent griechischer Helden«, sagte ich.
     
    Narcissus richtete seine großen dunklen Augen auf mich. Entweder fand er die Bemerkung nicht witzig, oder es war ihm egal. Plötzlich verstummte die Musik, und wir standen in tosender Stille. Es war ein Schock. »Ich kenne Ihren Ruf, Ms. Blake«, sagte Narcissus so leise, dass ich ihn gerade noch verstehen konnte. Er musste gewusst haben, dass die Musik aussetzt. »Sie müssen mir Ihre Waffe aushändigen.«
     
    Ich sah Jean-Claude an.
     
    »Ich habe ihm nichts erzählt.«
     
    »Kommen Sie, Ms. Blake, ich kann die Pistole riechen, trotz Ihres Parfüms.« Er schnupperte mit leicht geneigtem Kopf. »Oscar de la Renta.«
     
    »Ich habe das Reinigungsöl gewechselt. Es riecht nicht so stark.«
     
    »Es ist nicht das Öl. Die Waffe ist neu, ich rieche das Metall. Ungefähr wie Sie einen neuen Wagen am Geruch erkennen.«
     
    Aha. »Hat Jean-Claude Ihnen die Situation erklärt?«
     
    Narcissus nickte. »Ja, aber bei Dominanzgerangel zwischen verschiedenen Gruppen begünstigen wir keine. Wir sind neutrales Territorium, und wenn das so bleiben soll, können Waffen nicht geduldet werden. Falls es Sie beruhigt: Wir haben die anderen, die Ihre Katzen haben, auch nicht mit Waffe hereingelassen.«
     
    »Die meisten Gestaltwandler sind unbewaffnet«, erwiderte ich mit hochgezogenen Brauen.
     
    »Das ist richtig.« Narcissus' Miene verriet gar nichts. Er wirkte weder verärgert noch betroffen. Er betrachtete die Sache rein geschäftlich - wie dieser Marco am Telefon.
     
    Ich neigte mich zu Jean-Claude. »Ich komme bewaffnet nicht in den Club?«
     
    »Ich fürchte, nein, ma petite.«
     
    Seufzend wandte ich mich den wartenden Werhyänen zu, den ersten, denen ich wissentlich begegnete. Rein äußerlich war

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