Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts
ist auch eine Ihrer Leoparden?«
Ich nickte.
»Sie fordert Sie heraus.«
»Ich weiß. Dass Nathaniel dadurch zu leiden hat, scheint sie nicht zu interessieren.«
Er musterte mein Gesicht. »Ich sehe diesbezüglich keinen Ärger bei Ihnen.«
»Wenn ich über alles verärgert wäre, was Elizabeth tut, um mich herauszufordern, käme ich aus dem Ärgern nicht mehr heraus.« In Wirklichkeit war ich die Sache bloß leid. Ich war es leid, ständig das Rudel aus einer Notsituation befreien zu müssen. Hatte es satt, mir Elizabeth' Trotz gefallen zu lassen, während sie, die angeblich Dominante, die anderen im Stich ließ. Ich war einer Bestrafung bisher ausgewichen, weil ich ihr die Prügel, die sie dringend brauchte, gar nicht verabreichen konnte. Ich konnte sie nur erschießen. Das wollte ich eigentlich nicht, aber sie trieb mich bald so weit, dass mir nichts anderes mehr übrig blieb. Ich würde abwarten, wie groß der Schaden diesmal war. Wenn jemand ihretwegen draufgegangen war, dann wäre sie die Nächste. Dass mir das völlig gleichgültig war, machte mir zu schaffen. Es hätte mich bedrücken müssen, tat es aber nicht. Ich konnte Elizabeth nicht leiden, und sie provozierte mich schon so lange, wie ich sie kannte. Mein Leben wäre einfacher, wenn sie tot wäre. Doch sollte man einen besseren Grund haben, um jemanden umzubringen. Oder nicht?
»Ich gebe Ihnen einen Rat«, sagte Narcissus. »Solchen Provokationen muss man rasch begegnen, besonders unter den eigenen Leuten, sonst breitet sich das Problem aus.«
»Danke. Aber das ist mir klar.«
»Sie trotzt aber noch immer.«
»Ich wollte sie nicht töten müssen.«
Wir blickten uns sehr ruhig an, dann nickte er. »Ihre Waffe bitte.«
Seufzend hob ich den Saum meines Oberteils an, zog die Pistole heraus und prüfte gewohnheitsmäßig, ob sie gesichert war, obwohl ich es genau wusste.
Narcissus nahm sie. Die beiden Leibwächter hatten sich so hingestellt, dass das niemand beobachten konnte. Wahrscheinlich hatte auch niemand erraten, was wir gerade getan hatten. Narcissus sah schmunzelnd zu, wie ich den Saum über das leere Holster zog. »Wenn ich nicht gewusst hätte, wer Sie sind und in welchem Ruf Sie stehen, hätte ich von der Pistole ehrlich gesagt nichts bemerkt, weil ich gar nicht auf die Idee gekommen wäre, zu schnuppern. Ihr Kleid sieht nicht so aus, als könnte man darunter eine so große Waffe verbergen.«
»Paranoia macht erfinderisch«, meinte ich.
Er neigte höflich den Kopf und sagte: »Nun treten Sie ein und genießen Sie Lust und Schrecken meiner Welt.« Nach dieser ziemlich rätselhaften Einladung zog er mit seinen Leibwächtern und meiner Pistole davon.
Jean-Claude strich mit den Fingerspitzen meinen Arm entlang, und diese kleine Berührung genügte schon, dass ich mich ihm wohlig schaudernd zuwandte. Dabei war die Lage war kompliziert genug, auch ohne dieses Ausmaß sexueller Spannung.
»Deine Katzen sind sicher, bis du ihr Zimmer betrittst. Ich schlage vor, wir bringen vorher das Zeichen an.«
»Wieso?« Plötzlich schlug mir das Herz bis zum Hals.
»Gehen wir an unseren Tisch, dann werde ich es dir erklären.« Er schob sich durch die Leute, ohne mich noch einmal zu berühren. Ich folgte ihm und konnte mich nicht beherrschen, ich musste mir ansehen, wie die Latexhose hinten herum passte. Ich beobachtete gern, wie er ging, ob von hinten oder von vorn - und beides war gefährlich.
Die Tische waren klein, und es gab nur wenige. Sie standen dicht beieinander an der Wand. Inzwischen hatte man die Tanzfläche geräumt, weil sie als Bühne für eine Show gebraucht wurde. Männer und Frauen in Leder bauten einen Metallrahmen auf, an dem viele Lederriemen hingen. Ich hoffte inständig, woanders zu sein, wenn die Show anfing.
Jean-Claude nahm mich zur Seite, ehe wir an den Tisch traten, wo Jason mit drei mir völlig fremden Leuten saß. Er kam mir so nah, dass ein intensiver Gedanke schon für Körperkontakt gesorgt hätte. Ich drückte mich an die Wand und versuchte, nicht zu atmen. Er kam mit dem Mund an mein Ohr und sprach kaum lauter als ein Atemhauch. »Wir werden alle sicherer sein, wenn die Zeichen miteinander verknüpft sind, aber es hat noch andere ... Vorteile. Ich habe in den vergangenen Monaten viele geringe Vampire auf mein Territorium geholt, ma petite. Ohne dich an meiner Seite habe ich nicht gewagt, größere Kräfte herzubringen, aus Angst, sie
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