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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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sind?«
     
    »Ich will nicht, dass einer von uns im Gefängnis landet. Aber wenn ich sie nicht heute Nacht töte, dann ein andermal.« Ich hörte mich das sagen und wusste, wie ernst es mir damit war.
     
    »Du kennst keine Gnade, ma petite.«
     
    »Du sagst das, als wäre es etwas Schlechtes.«
     
    »Nein, das ist nur eine Feststellung.«
     
    Ich stand da mit dem Telefon in der Hand und wartete, dass sich bei mir Bestürzung einstellte. Aber sie kam nicht. »Ich will niemanden töten, wenn es nicht sein muss.«
     
    »Das ist nicht wahr, ma petite.«
     
    »Na schön, wenn sie meine Leute umgebracht haben, will ich sie tot sehen. Aber ich habe in New Mexico beschlossen, dass ich kein Soziopath sein will. Also versuche ich mich entsprechend zu verhalten. Lass uns die Zahl der Toten so gering wie möglich halten, einverstanden?«
     
    »Wie du wünschst«, sagte er. Dann fügte er hinzu: »Glaubst du wirklich, du kannst deinen Charakter ändern, wenn du es dir einfach wünschst?«
     
    »Du meinst, ich bin längst ein Soziopath?«
     
    Nach kurzem Schweigen antwortete er: »Ja, das meine ich.«
     
    »Ich weiß es nicht. Aber wenn ich jetzt keine Kehrtwende vollziehe, gibt es vielleicht gar kein Zurück mehr, Jean-Claude.«
     
    »Ich höre Angst in deiner Stimme, ma petite.«
     
    »Ja, tust du.«
     
    »Was fürchtest du?«
     
    »Dass ich mich verliere, wenn ich dir und Richard nachgebe. Und dass ich einen von euch verliere, wenn ich euch nicht nachgebe. Ich fürchte, dass wir alle draufgehen, weil ich zu viel nachdenke. Ich fürchte, dass ich bereits ein Soziopath bin und nicht mehr zurückkann. Ronnie meinte, dass ich dich auch deshalb nicht aufgeben und mich für Richard entscheiden kann, weil ich nicht auf einen Liebhaber verzichten will, der noch kälter ist als ich.«
     
    »Das tut mir leid, ma petite.« Ich verstand nicht genau, was ihm leidtat, aber ich nahm es so hin.
     
    »Mir auch. Gib mir die Wegbeschreibung.«
     
    Er tat es, und ich wiederholte sie. Wir legten auf. Keiner sagte einen Abschiedsgruß. Früher endete solch ein Telefonat mit »je t'aime« und »ich liebe dich«. Tja, früher.
     
     
     

4
     
     
    Der Club lag auf der anderen Seite des Flusses, auf der Illinois-Seite, wie die meisten fragwürdigen Clubs. Von Vampiren geführte Unternehmen ließ man unter der Altfallregelung laufen, damit sie in St. Louis bleiben konnten, aber die von Menschen geführten Clubs - und Lykanthropen zählten rechtlich zu den Menschen - mussten nach Illinois gehen, um nervtötende Probleme wegen der Gebietsabgrenzung zu vermeiden. Einige der Gebietsabgrenzungsprobleme standen nicht mal in den Büchern, hatten nicht mal Gesetzesrang. Es war schon eigenartig, wie viele Probleme die Bürokraten finden konnten, wenn sie einen Club nicht in ihrer anständigen Stadt haben wollten. Und wenn die Vampire nicht so viele Touristen anziehen würden, hätte man längst einen Weg gefunden, um sie ebenfalls loszuwerden.
     
    Zwei Blocks vom Club entfernt fand ich endlich einen Parkplatz. Das bedeutete einen Spaziergang durch eine Gegend, wo die meisten Frauen sich nicht allein im Dunkeln aufhalten würden. Natürlich waren die meisten auch nicht bewaffnet. Eine Schusswaffe löst nicht alle Probleme, aber es ist ein Anfang. Ich hatte außerdem ein Messer an jeder Wade, sehr weit oben, sodass der Griff neben dem Knie saß. Damit war ich nicht so ganz zufrieden, aber an keiner anderen Stelle kam ich so bequem an sie heran. Die Chancen standen ziemlich gut, dass ich am nächsten Morgen blaue Flecke an den Knien haben würde. Tja. Ich hatte außerdem den schwarzen Gürtel in Judo und machte Fortschritte in Kenpo, einer Art des Karate, wo es weniger auf Kraft und mehr auf Balance ankommt. Ich war auf die unzivilisierten Stadtgebiete so gut es ging vorbereitet.
     
    Natürlich laufe ich normalerweise nicht wie ein Lockvogel durch die Gegend. Mein Rock war so kurz, dass selbst die Stiefel, die bis zur Mitte der Oberschenkel reichten, noch drei Zentimeter bis zum Rocksaum frei ließen. Ich hatte mir für unterwegs eine Jacke übergezogen, sie aber im Wagen gelassen, weil ich sie nicht die ganze Nacht mit mir herumtragen wollte. Ich war schon in allerhand Clubs gewesen und wusste, dass es drinnen immer heiß war. Meine Gänsehaut kam also nicht von Angst, sondern von der feuchtkalten Luft. Ich rieb mir nicht die Arme und versuchte, mir den Anschein zu geben, als wäre mir nicht kalt und unbehaglich. Meine Stiefel hatten

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