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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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so nervös macht, Coronus?« Ich kniete mich vor ihn. Mein linker Arm hing nutzlos herab, obwohl er nicht mehr taub war. Ein brennender Schmerz breitete sich von der Schulterwunde und dem aufgerissenen Rücken aus. Ich vermied es, überhaupt hinzusehen. Ich fühlte das Blut langsam herabrinnen. Ich hielt die Augen auf Coronus gerichtet.
     
    Kurz stellte er sich meinem Blick, während Jamil über uns aufragte, dann wanderten seine Augen zur Seite. Ich folgte ihnen, und zum ersten Mal nahm ich Nathaniel wahr. Die Welt verschwamm. Ich wäre hingesunken, wenn mein rechter Arm mich nicht abgefangen hätte. Halb lag es am Blutverlust und am Schock, aber nur halb. Durch Übelkeit und Schwindel hörte ich Coronus reden.
     
    Seine Worte überschlugen sich. »Erinnere dich, dass es die Werhyänen waren, die uns zwangen, aufzuhören. Sie waren es, die bestimmten, dass bis zu deiner Ankunft nichts mehr unternommen werden durfte. Wir wären bestimmt nicht so grausam gewesen, denn wir hatten nicht vor, ihn zu töten.«
     
    Mein Blick wurde wieder klar, und ich konnte nur sprachlos hinstarren. Nathaniel war nackt, hing an den Handgelenken von der Decke, die Füße angekettet wie bei Gregory. Aber Nathaniel war dem Raum zugewandt. In jedem Trizeps steckte ein Messer. Kleinere Messer waren ihm durch die Hände getrieben, weitere durch die Muskelstränge über dem Schlüsselbein. Dann kamen die Degen.
     
    Zwei unterhalb der Schlüsselbeine. Sie waren mit Blut bespritzt, das inzwischen getrocknet war. Anders als die Messer waren sie von hinten hineingestoßen worden, sodass ich auf die Klingenspitzen blickte.
     
    Ein breiter Krummsäbel ragte ihm aus der rechten Seite. In den Oberschenkeln und den Waden steckten weitere Klingen.
     
    Ich war auf den Beinen und erinnerte mich nicht einmal, dass ich aufgestanden war. Langsam ging ich auf Nathaniel zu, während mir das Blut von der linken Hand tropfte. Das Eine, was ich nicht erwartete, als ich ihn in diesem Zustand sah, war der Ausdruck in seinen Augen. Seine violetten Augen waren weit aufgerissen, und sein Blick war voller Dinge, die ich nicht verstehen wollte. Er war geknebelt, der Riemen über die braunen Haare gezogen. Er starrte mich mit großen Augen an, während ich mich näherte.
     
    Schließlich stand ich vor ihm und versuchte, ihm den Knebel aus dem Mund zu ziehen, aber mit nur einer Hand ging das nicht. Faust kam und riss den Riemen durch, half mir, behutsam die Kugel herauszuziehen. Ich legte Nathaniel die Hand über den Mund, damit er schwieg. Ich schaute an ihm hinab. Das viele Blut! So viel Blut war an ihm getrocknet und klebte auf seiner Haut. Ich konnte die Klingen nicht ansehen und bemerkte trotzdem etwas, das einfach nicht wahr sein durfte. Ich nahm die Hand von seinem Mund und blickte auf die Degenklinge, die aus seiner oberen Brust ragte. Ich berührte das angetrocknete Blut, rieb es mit den Fingerspitzen weg. Nathaniel stöhnte leise. Ich hörte nicht auf, ich wollte mich vergewissern. Ich rieb das Blut so weit weg, bis deutlich zu sehen und fühlen war, dass sich die Wunde um die Klinge geschlossen hatte. In den zwei Stunden, die ich ihn hatte warten lassen, hatten sich die Wunden um sämtliche Klingen geschlossen.
     
    Ich sank wie betäubt auf die Knie. Ich versuchte, etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus. Ich spürte Jamil neben mir in die Knie gehen. Schwankend griff ich in die Lederbänder über seiner Brust, sah das Blut an ihm, die Wunden an Oberkörper und Armen.
     
    Endlich gelang es mir zu sprechen. »Wie ... wie machen wir das?«
     
    Er sah an Nathaniel hinauf. »Wir ziehen sie raus.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Hilf mir auf.« Der Blutverlust und der schiere Horror setzten mir immer mehr zu. Mir war schlecht und schwindlig. Jamil zog mich hoch und stützte mich. »Verstehst du, was wir tun müssen?«
     
    Nathaniel sah mich mit diesen violetten Augen an. »Ja«, hauchte er fast unhörbar.
     
    Ich packte das Messer in seinem Oberarm. Meine Unterlippe zitterte, meine Augen brannten. Ich sah Nathaniel ins Gesicht. Weggucken kam nicht in Frage. Ich holte tief Luft und zog das Messer heraus. Er schloss die Augen, warf den Kopf in den Nacken, sog zischend den Atem ein. Das Fleisch saugte an der Klinge. Es war nicht wie beim garen Sonntagsbraten. Es wollte das Messer nicht freigeben.
     
    Ich ließ es fallen. Es landete hart klirrend auf dem Zementboden. Nathaniel schrie. Jamil stand hinter ihm, und einer der Degen fehlte in der Brust.

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