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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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Werwolfsinnen war ich mir so sicher gewesen, dass sie nicht kämpfen würden. Ich war unvorsichtig geworden. Ich hatte vergessen, dass wir am Ende nur zur Hälfte Tiere sind. Und dass die Menschenhälfte jederzeit zu täuschen bereit ist.
     
    Sie waren zu schnell. Ich konnte bloß noch nach dem zweiten Messer im Stiefel greifen und wusste, ich würde es nicht mehr rechtzeitig herausziehen können. Gregory sprang in einem buttergelben Streifen an mir vorbei und riss eine der Schlangen im Sprung aus der Luft, rollte mit ihr über den Boden, während die andere mich umriss und ihre Krallen in mich bohrte, bevor ich auf dem Rücken landete. Mein Körper wurde bereits taub, es tat nicht weh. Die Krallen drangen durch Stoff und durch Haut in meinen Brustkorb ein. Ich spürte, wie sie nach dem Herzen angelten. Ich hob die rechte Hand, um den Arm des Schlangenmanns zu packen, aber es kam mir vor, als bewegte ich mich in Zeitlupe. Mein Arm schien tausend Pfund zu wiegen, und mir war vage bewusst, dass ich schwer verletzt war. In der Schnelligkeit des ersten Angriffs war etwas Übles passiert.
     
    Plötzlich sah ich Gregory, sein helles Fell zwischen schuppigen Schlangenkörpern. Er fiel auf mich, ebenfalls in den Klauen einer Schlange, die ihn aufriss. Er versuchte gar nicht, sie loszuwerden; er riss an der, die auf mir ritt, wollte sie von mir herunterreißen. Ich hatte drei Mann auf mir. Dann kam der Moment, wo Gregorys Augen und dieser knurrende Mund nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt waren. Wir waren aneinandergepresst wie ein Liebespaar, und ich wusste, dass die Krallen in mir seine waren. Er war gegen mich gestoßen worden. Sofort zogen andere Hände uns auseinander. Kurz sah ich Jamils Gesicht, sah ihn die Lippen bewegen, aber ohne einen Laut. Dann drang Schwärze in mein Blickfeld und verfinsterte alles bis auf einen verschwommenen Lichtpunkt. Und selbst der verschwand und ließ nichts zurück als Dunkelheit.
     
     
     

8
     
     
    Ich träumte, dass ich rannte, bei Nacht durch den Wald gejagt wurde. Ich hörte sie näher kommen, immer näher. Sie jagten mich, weil ich kein Mensch war. Ich stürzte und rannte auf allen vieren. Ich jagte das bleiche Tier, das vor mir floh. Das weiche, das keine Krallen, keine Zähne hatte und wundervoll nach Angst roch. Es überschlug sich, und sein Schrei war schrill, dass mir die Ohren weh taten, und er erregte mich. Meine Reißzähne drangen in Fleisch und rissen es aus. Blut ergoss sich sengend heiß in meinen Rachen, und der Traum verblasste.
     
    Ich lag in Narcissus' Schlafzimmer auf dem schwarzen Bett. Jean-Claude war angekettet, stand zwischen den Pfosten am Fußende. Seine Brust war entblößt, zerkratzt, blutüberströmt. Ich kroch über das Bett zu ihm hin und hatte keine Angst, weil ich nur den süßen Kupfergeruch des Blutes wahrnahm. Er blickte mich an, die Augen pupillenlos blau. »Küss mich, ma petite.«
     
    Ich richtete mich kniend auf, mein Mund schwebte über seinen Lippen. Er kam mir entgegen, aber ich wich zurück vor diesen verlockenden Lippen. Ich wanderte mit dem Mund an ihm hinab zur Brust und den frischen Wunden, die seine Haut zierten. »Ja, ma petite, ja«, seufzte er. Ich drückte die Lippen an seine Brust und trank.
     
    Ich erwachte mit Herzklopfen und riss die Augen auf. Richard beugte sich über mich. Er hatte noch das Lederhalsband um. Ich wollte ihm die Arme entgegenstrecken, um ihn zu halten, aber mein linker war an ein Brett geklettet und mit einer Infusionskanüle versehen. Ich sah an die schwarze Decke. Das war kein Krankenhaus. Ich hob den anderen Arm, um sein Gesicht zu berühren, aber der Arm war bleischwer, zu schwer zum Heben. Dunkelheit ergoss sich über meine Augen wie warmes Wasser, als ich mit den Fingerspitzen seine Haut berührte.
     
    Ich hörte seine Stimme. »Schlaf, Anita, schlaf weiter.« Ich glaube, er küsste mich sanft, dann spürte ich nichts mehr.
     
    Ich watete durch hüfttiefes Wasser; klares, eisiges Wasser. Mir war klar, ich musste aus dem Wasser, sonst würde ich sterben. Die Kälte würde mich töten. Das Ufer war zu sehen, kahle Bäume und Schnee. Ich schleppte mich auf die fernen Bäume zu, mühte mich durch das eisige Wasser. Meine Füße traten ins Nichts, und ich sank in ein tiefes Loch. Das Wasser schloss sich über meinem Gesicht, und die Kälte traf mich wie eine eisige Faust. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, nicht atmen. Das Licht wurde immer schwächer, je tiefer ich sank. Ich hätte Angst

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