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Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts

Titel: Anita Blake 11 - Jägerin des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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oder lockig war. Jedenfalls war sie dunkelbraun, dunkler als Calebs. Sein Gesicht war dreieckig, sehr zart, reichte ins Androgyne, die Nase keck, nicht ganz perfekt, der Mund breit, die Unterlippe breit und gewölbt. Es war ein sinnliches Gesicht. Doch die Augen machten die Ausstrahlung, oder besser: ruinierten sie. Zuerst hielt ich sie für gelb. Doch da war ein breiter graugrüner Ring um die Pupille. Der Gesamteindruck war ein dunkles Gelbgrün in einem dunkel gebräunten Gesicht. Das waren keine Menschenaugen, und fragen Sie mich nicht, wieso ich das wusste, aber es waren auch keine Wolfsaugen.
     
    Ich krabbelte zwischen den beiden zur Bettkante. Mein linker Arm protestierte, doch der Schmerz wog nicht so schwer wie mein Schamgefühl. Es war kein eleganter Abgang, aber wenigstens stand ich außerhalb des Bettes und starrte die zwei Männer von weitem an, anstatt zwischen ihnen eingeklemmt zu sein. Eleganz hin oder her, ich brauchte was zum Anziehen.
     
    »Hab keine Angst, Anita. Wir tun dir nichts«, sagte der noch namenlose Mann.
     
    Ich versuchte, die beiden im Auge zu behalten, während ich mich in dem dunklen Zimmer nach Klamotten umsah. Nirgends lagen welche. Das einzige Stück Stoff war die Bettdecke, und darauf lagen sie. Es war mir absolut dringend, mich zu bedecken, aber zwei Hände reichten dafür nicht aus, und irgendwie war es viel peinlicher, die Schamgegend mit der Hand zu bedecken, als einfach nur dazustehen. Plötzlich wusste ich gar nicht mehr, wohin mit den Händen. Mein linker Arm schmerzte von der Schulter bis zum Handgelenk. Ein filigranes Narbenmuster zog sich über die Haut. »Wer bist du?« Ich klang ein bisschen atemlos.
     
    »Ich bin Micah Callahan.« Da lag er komplett nackt auf der Seite und redete völlig ruhig und sachlich. Keiner nimmt Nacktheit so gelassen wie ein Gestaltwandler. Seine Schultern waren schmal; alles an ihm war schlank, fast feminin. Man sah die Muskeln unter der Haut, selbst im entspannten Zustand, aber sie waren schlank, nicht massig. Man wusste auf den ersten Blick, dass er stark war, was bekleidet aber nicht unbedingt auffiele. Und obwohl sonst alles an ihm schlank und klein war, gab es Teile, die ganz entschieden nicht klein und nicht schlank waren. Sie wirkten geradezu unvereinbar. Als ob Mutter Natur versucht hätte, die feminine Erscheinung durch Überkompensation wettzumachen. Ein Blick auf die Überkompensation trieb mir die Hitze ins Gesicht, und ich sah weg; versuchte, die beiden im Auge zu behalten, für den Fall dass sie das Bett verließen, und sie gleichzeitig nicht anzusehen. Es ist schwierig, zu gucken, ohne zu gucken, aber ich schaffte es.
     
    »Das ist Caleb«, sagte er.
     
    Caleb drehte sich auf den Rücken und reckte sich wie eine große Katze und machte damit, falls ich es noch nicht bemerkt haben sollte, vorsorglich deutlich, dass er ebenfalls nackt war. Sein Bauchnabel war mit einer winzigen Hantel gepierct. Die hatte ich in der Tat noch nicht bemerkt. »Wir hatten schon das Vergnügen«, sagte Caleb, und diese unschuldige Floskel klang überhaupt nicht unschuldig. Sein Tonfall und ein Hüftschwenk, bei dem er noch etwas anderes schwenkte, machten den Satz zotig. Jede Wette, dass mich mit Caleb keine Sympathie verbinden würde.
     
    »Großartig. Sehr erfreut.« Ich wusste noch immer nicht, wohin mit meinen Händen. »Was macht ihr hier?«
     
    »Mit dir schlafen«, antwortete Caleb.
     
    Meine Röte, die fast weg gewesen war, flammte wieder auf. Er lachte. Micah nicht. Ein Pluspunkt für ihn.
     
    Er setzte sich sogar auf und zog ein Knie an, um sich zu bedecken, was ihm ein paar Punkte zusätzlich einbrachte. Caleb blieb auf dem Rücken liegen und stellte sich zur Schau. »Da drüben in der Ecke liegt ein Morgenmantel«, sagte Micah.
     
    Ich folgte seinem Blick, und da lag tatsächlich ein Morgenmantel. Es war meiner, der dunkelrote mit der Satineinfassung, der so maskulin wirkte und aussah wie eine viktorianische Hausjacke. Als ich ihn hochhob, bemerkte ich etwas Schweres in der Seitentasche. Ich musste mich zwingen, ihnen nicht den Rücken zuzukehren, als ich ihn überzog. Sie hatten bereits alles an mir gesehen. Da brauchte ich mein Schamgefühl jetzt nicht mehr hervorzukehren. Als ich den Gürtel zugebunden hatte, fasste ich in die Taschen, und meine Rechte schloss sich um meinen Derringer. Zumindest glaubte ich, dass es meiner war. Schließlich war es mein Morgenmantel. Der Einzige, der daran denken würde, mir eine Waffe

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