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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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ich war. Ich trieb meine Kräfte in den Sarg. Sie flossen hinein wie Wasser in ein Loch, als wäre das ganz natürlich, und drangen in Damian. Ich fühlte ihn dort liegen, seinen Körper auf der dünnen Seide. Ich sah seine Augen in meine starren, fühlte in ihm etwas aufflammen, das meine Macht erkannte, doch ich spürte nicht sein Wesen, nicht Damian. Ich wusste jetzt, dass er es war, aber da war kein Gedanke in ihm, nichts als dieser leise Funke des Erkennens, und es war wirklich nur ein Funke. Was ich spürte, versuchte ich mit dem Damian, den ich kannte, in Einklang zu bringen, und es kam mir vor, als wäre er ein anderer geworden. Ich sprach ein kurzes Gebet und fand es nicht einmal seltsam, bei Gott für einen Vampir zu bitten. Ich hatte schon vor einiger Zeit meine enge Vorstellung von Gott aufgeben müssen, auch die Kirche und alles, was mir an meiner Religion teuer gewesen war. Die Sache war die: Wenn Gott mit meinem Tun einverstanden war, dann musste ich es auch sein.
     
    »Wo bleiben die denn?«, fragte ich laut, sodass Bobby Lee antwortete. « Ich weiß es nicht, aber wenn du mitkommst, können wir nachsehen gehen.«
     
    Ich schüttelte den Kopf und wandte mich dem anderen Sarg zu. Wer war da im Dunkeln eingesperrt? Ich wollte es wissen und ihn wenn möglich herausholen. Mit Folter war ich nicht einverstanden, und in einem Sarg eingesperrt sein, immer zu hungern und nicht verhungern zu können, nicht verdursten zu können, aber brennenden Durst zu haben, in einem so einem Raum zu liegen, dass man sich nicht mal auf die Seite drehen konnte: das waren nach meiner Vorstellung eindeutige Kriterien für Folter. Die meisten von Jean-Claudes Vampiren konnte ich leiden und war nicht bereit, sie in solch einer Lage zu lassen, nicht wenn ich ihn davon überzeugen konnte, dass sie jetzt genug bestraft waren. Bei solchen Dingen war ich ziemlich stur, und Jean-Claude wollte sich zurzeit bei mir beliebt machen; ich würde wahrscheinlich jeden freibekommen. Ich würde mein Bestes tun. Aber wer lag drin? Zugegeben, es gab Vampire, bei denen es mich besonders anstrengen würde, sie zu retten, genau wie bei anderen Leuten.
     
    Ich stellte mich neben den Sarg und trieb meine Magie hinein. Diesmal war mehr Druck nötig, denn wer immer in der Kiste lag, hieß mich nicht willkommen. Das war niemand, mit dem ich eine Verbindung hatte. Ich spürte etwas und wusste, da lag ein Untoter, aber wie ein Vampir fühlte es sich nicht an. Derjenige kam mir leer vor. Draußen war es dunkel; in dem Sarg hätte sich etwas rühren müssen, Leben quasi, aber da tat sich nichts. Ich drang tiefer ein und fand einen ganz schwachen Puls.
     
    Von der Tür kam ein Geräusch, und ich drehte mich um.
     
    Jean-Claude glitt herein, den Morgenmantel hochgeschlossen zum Zeichen, dass er bereit war, sich nützlich zu machen. Er war allein. »Wo ist Micah?«, fragte ich.
     
    »Jason hat ihn mitgenommen, um ihm etwas zum Anziehen zu geben. Es sollte sich etwas finden lassen, was ihm passt.«
     
    »Wer liegt in dem Sarg?« Fast hätte ich gefragt, was, aber ich war mir sicher, dass ein Vampir drin lag, auch wenn er sich nicht so anfühlte.
     
    Jean-Claude hatte schon eine sorgsam nichtssagende Miene aufgesetzt. »Ich würde meinen, du hast genug Sorgen mit Damian, ma petite.«
     
    »Wir wissen beide, dass ich keine Ruhe gebe, ehe ich weiß, wer da drin liegt.«
     
    Er seufzte. »Das ist wahr.« Er blickte tatsächlich zu Boden, als wäre er müde, aber bei seiner ausdruckslosen Miene wirkte das wie schlecht gespielt. Wenn er sich so anstrengte, sich nichts anmerken zu lassen, und sein Körper ihn dennoch verriet, dann war er sehr unglücklich. Das wusste ich inzwischen aus Erfahrung. Das bedeutete, dass mir die Antwort absolut nicht gefallen würde.
     
    »Wer, Jean-Claude?« »Gretchen«, sagte er und blickte mich endlich an. Sein Gesicht verriet nichts, so wenig wie sein Ton.
     
    Gretchen hatte einmal versucht, mich umzubringen, weil sie Jean-Claude für sich selbst wollte. »Wann ist sie zu dir zurückgekommen?« »Zurück?«
     
    »Zier dich nicht so, Jean-Claude. Sie kam in die Stadt zurück, weil sie noch immer auf mein Blut aus war, und du hast sie in den Sarg gesteckt. Also wann ?«
     
    Sein Gesicht wurde starr wie eine Statue, eigentlich noch starrer. Er verbarg von sich so viel er konnte, seine Abschirmung war wie ein Panzer. »Sie ist gar nicht weg gewesen, ma petite.« »Was soll das heißen?«
     
    Er sah mich mit diesem makellosen,

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