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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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undurchschaubaren Gesicht an. »Das heißt, seit dem Augenblick, wo du sie in meinem Büro im Guilty Pleasures in den Sarg hast steigen sehen, liegt sie da drin.«
     
    Ich sah ihn verständnislos an, runzelte die Stirn, machte den Mund auf und wieder zu, setzte noch mal zum Sprechen an und gab auf. Ich muss ausgesehen haben wie ein Fisch auf dein Trocknen; ich war einfach sprachlos. Er stand nur da und tat gar nichts.
     
    Ich fand die Sprache wieder, aber meine Stimme klang schwach. »Du meinst, Gretchen ist seit zwei, nein, seit drei Jahren in dem Sarg?«
     
    Er guckte nur. Er hatte aufgehört zu atmen. In ihm war keinerlei Bewegung zu spüren, so als würde er verschwinden, wenn ich nur mal kurz wegschaute. »Antworte mir, verdammt! Liegt sie seit drei Jahren im Sarg?« Er nickte kaum merklich.
     
    »Himmel noch eins!« Ich schritt durch den Raum, denn wenn ich mich nicht bewegte, würde ich anfangen zu brüllen. Schließlich blieb ich mit geballten Fäusten vor ihm stehen. »Du Scheißkerl.« Es kam nur ein Krächzen; ich musste es durch die Kehle quetschen, andernfalls hätte ich getobt.
     
    »Sie wollte meinen menschlichen Diener umbringen, den ich außerdem liebte. Jeder andere hätte sie ohne Zögern getötet. « »Das wäre besser gewesen als das hier«, zischte ich.
     
    »Ich bezweifle, ob Gretchen dem zustimmen würde.« »Öffnen wir den Sarg und fragen sie«, sagte ich.
     
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht heute Abend, ma petite. Ich wusste, wie du darüber denken würdest, und wir können versuchen, sie zu retten, aber ich habe wenig Hoffnung.« »Was soll das heißen?«
     
    »Sie war schon vorher nicht die Stabilste. Ihr Zugang zur Realität wird nicht besser geworden sein.«
     
    »Wie konntest du ihr das antun?« »Wie gesagt, ma petite, sie hat ihre Strafe verdient.«
     
    »Aber keine drei Jahre«, widersprach ich. Meine Stimme klang allmählich wieder normal. Ich würde ihn also nicht verprügeln. Wie schön.
     
    »Drei Jahre für einen Mordversuch an dir. Ich könnte sie noch drei Jahre lang drin lassen, und das wäre nicht Strafe genug.«
     
    »Ich werde nicht mit dir diskutieren, ob die Strafe gerecht oder übertrieben oder sonst was ist. Ich will sie rausholen. Ich werde sie keine weitere Nacht da drin lassen. Sie ist kaum noch sie selbst.«
     
    Er blickte auf den Sarg. »Woher willst du das wissen? Du hast ihn nicht geöffnet.«
     
    »Ich wollte wissen, in welchem Zustand Damian ist, und habe mich mit ein bisschen Magie in die Särge vorgetastet.« »Und was hast du entdeckt?«, fragte er.
     
    »Ich habe Damian erkannt, aber es ist, als wäre er nicht da, als wäre seine Persönlichkeit abhanden gekommen. Was ihn persönlich ausmacht, fehlt.«
     
    Jean-Claude nickte. »Bei Vampiren, die nicht die Kraft eines Meisters haben und nie erlangen werden, ist es häufig der Meister der Stadt oder ihr Schöpfer, der sie befähigt, als starke Wesen zu existieren. Werden sie von ihm abgeschnitten, verblassen sie meist.«
     
    Verblassen nannte er das, als ging es um Vorhänge, die zuviel Sonne abgekriegt haben, und nicht um lebendige Wesen. Na ja, um quasi lebendige Wesen.
     
    »Über das Verblassen ist Gretchen weit hinaus. Es ist fast nichts mehr von ihr übrig. Wenn wir sie noch eine Nacht da drin lassen, ist sie überhaupt nicht mehr da.« »Sie kann nicht sterben.«
     
    »Das nicht, aber was das bei ihr anrichtet ...« Ich schüttelte den Kopf. »Wir müssen sie jetzt rausholen, heute noch, oder wir können sie gleich erschießen.« »Lass Damian noch eine Nacht liegen, dann bin ich bereit, Gretchen raus zulassen.«
     
    »Nein«, sagte ich. »Das erhöht nur die Wahrscheinlichkeit, dass Damian nicht wieder normal wird.« »Glaubst du wirklich, dass eine weitere Nacht den Schaden irreversibel macht?«, fragte Jean-Claude. »Ich weiß es nicht, aber wenn es so käme, würde ich immer fragen, ob es an der einen Nacht gelegen hat.«
     
    »Dann haben wir ein Problem, ma petite. Es wird gerade ein heißes Bad eingelassen für Damian. Wir haben hier im Zirkus nur Platz für eine solche Kur.« »Warum ist das Bad nötig?«, fragte ich. »Er muss mit Wärme belebt werden. Das muss sehr behutsam passieren, sonst droht der endgültige Tod.«
     
    »Moment mal. Ein Vampir kann ewig in einem Sarg liegen ohne zu sterben, aber wenn man ihn rausholt, stirbt er? Verstehe ich nicht.«
     
    »Er hat sich an den Sarg gewöhnt, ma petite. Wenn man ihn nach so langer Zeit herausholt, ist das ein Schock

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