Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
Vom Netzwerk:
in den Sarg führte.
     
    Ich stand auf, um Jasons Gesicht zu beobachten. Er war blass, seine Augen zu groß, sein Atem zu schnell . Normalerweise machte es ihm nichts aus, Vampire an sich saugen zu lassen, aber ich konnte ihn verstehen. In dem Sarg lag ein Albtraumwesen. Ein Vampir, der so aussah, war in den meisten Fällen ein für alle Mal tot.
     
    Jason zog unwillkürlich in die andere Richtung, um möglichst weit wegzukommen. Jean-Claude wandte sich ihm zu, aber nicht ärgerlich. Er hielt Jason weiter fest und nahm behutsam sein Gesicht. »Soll ich dir vorher den Willen nehmen?« Jason nickte stumm.
     
    Jean-Claude schmiegte die Hand um Jasons Wange und blickte ihm in die Augen, lange und tief wie ein Geliebter. Ich spürte, wie Jason wegdämmerte; sein Geist entspannte sich, sein Wille löste sich auf, sein Gesicht erschlaffte, die Lippen öffneten sich, die Lider flatterten. Jean-Claude ließ die Hand an seiner Wange, und führte erneut Jasons Handgelenk in den Sarg.
     
    Jason erstarrte, und ich wusste, dass Gretchen zugebissen hatte. Seine Augen blieben geschlossen, sein Gesicht entspannt. Unwillkürlich näherte ich mich dem Sarg. Gretchen hob die knochigen Hände, packte Jasons Arm und presste ihn an den Mund. Blut floss über ihre braune Haut in das weiße Seidenkissen, während der lippenlose Mund saugte.
     
    Es war plötzlich viel zu warm in dem Raum. Ich drehte mich weg und sah Micah, der mich beobachtete. Sein Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, und ich war mir nicht mal sicher, oh ich es wollte. Ich guckte weg. Im Augenblick wollte ich niemanden ansehen. So lange hatte ich mich dagegen gewehrt, zu werden, was ich war. Ich hatte nicht Jean-Claudes menschlicher Diener, nicht Richards Lupa werden wollen. Ich hatte für niemanden etwas sein wollen. Und jeder schien dafür zu bezahlen. Es ging mir gegen den Strich, wenn andere Leute für meine Probleme bezahlen mussten. Das war irgendwie gegen die Regeln.
     
    Jean-Claudes Stimme holte mich an den Sarg zurück. »Trink, Gretchen, trink von meinem Blut. Ich gab dir einmal das Leben, so soll es wieder sein. « Jason saß schlapp gegen den Sarg gelehnt und hielt sich mit seligem Gesichtsausdruck das blutige Handgelenk. Das ausgedörrte Wesen setzte sich, von Jean-Claudes Arm gestützt, auf und sah ... besser aus, aber noch nicht sonderlich lebendig. Er bot dem lippenlosen, blutbesudelten Mund sein eigenes bleiches Handgelenk dar. Gretchen biss zu. Ich hörte Jean-Claude seufzen, aber das war das einzige Anzeichen, dass es vielleicht wehtat.
     
    »Blut zu Blut, Fleisch zu Fleisch«, sagte Jean-Claude, und bei jedem Wort, bei jedem Schluck Blut fühlte ich die Macht anwachsen, fühlte sie in meinem Magen rumoren, meinen Atem beschleunigen. Gretchens Körper füllte und glättete sich allmählich. Ihr Haar wurde fülliger und geschmeidiger. Ihre Augäpfel quollen und bekamen einen Hauch Blau. Als Jean-Claude das Handgelenk wegzog, hatte sie volle Lippen, blaue Augen und üppige blonde Haare. Sie war dünn, ihre Knochen stachen unter der durchscheinenden Blässe ihrer Haut hervor. Ihr Blick glühte, wirkte unmenschlich. Ihre Hände waren noch schrecklich dünn, ihr Körper gebrechlich, aber sie sah schon sehr wie der Vampir aus, der mich vor ein paar Jahren umbringen wollte.
     
    Jean-Claude nahm sie in die Arme; sie füllte ihre Kleider nicht aus. »Atem zu Atem«, sagte er und beugte sich zu ihr herab. Sie küssten sich, und ich spürte, wie die Kraft auf sie überging. Der Kuss hätte für sie tödlich sein können, war er aber nicht. Als Jean-Claude sich aufrichtete, war ihr Gesicht voller geworden, hatte ein menschliches Aussehen bekommen. Es war, als hätte der Prinz Dornröschen geweckt, nur dass Dornröschens Blick auf mich fiel und brennenden Hass versprühte.
     
    Ich seufzte. Manche Leute werden einfach nicht schlauer.
     
    Ich stellte mich dem hasserfüllten Blick und sagte: »Gretchen, ich verspreche dir zwei Dinge: Du brauchst nie wieder in diesen Sarg zu steigen. Aber wenn du versuchst, mir oder meinen Leuten etwas anzutun, bringe ich dich um. Und das wäre verdammt schade, nachdem ich Jean-Claude überredet habe, dich raus zulassen.«
     
    Sie sah mich bloß an wie ein Tiger hinter Gittern, der auf den günstigsten Moment wartet. Jean-Claude zog sie in seinen Arm. »Wenn du meinen menschlichen Diener noch einmal angreifst, werde ich dich vernichten, Gretel.« Gretel, so hieß sie eigentlich, hatte ich mir sagen lassen.
     
    »Verstehe,

Weitere Kostenlose Bücher