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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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jeden Fall aussprechen, nicht wahr?« »Ja.«
     
    Ich bedeutete ihr, weiterzureden. »Erstens freut es mich zu sehen, dass Sie mit jemand Neuem Ihrem Herzen folgen. Zweitens kennen Sie den Mann nicht sehr gut. Geben Sie Acht, wem Sie Ihr Herz schenken, Anita.« »Noch habe ich keinem mein Herz geschenkt.« »Noch nicht.«
     
    Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Ist Ihnen klar, dass Sie mir sagen, ich soll meinem Herzen folgen und ihm zugleich nicht folgen?«
     
    Sie nickte. »Das sind zwei gegensätzliche Ratschläge«, sagte ich. »Das weiß ich.« »Welchen der beiden soll ich dann befolgen?« »Natürlich beide.«
     
    Ich schüttelte den Kopf. »Lassen Sie uns Gregory retten. Über mein verkorkstes Liebesleben können wir uns später noch Gedanken machen.«
     
    »Ich kann nicht versprechen, dass wir Gregory retten, Anita.«
     
    Ich hob eine Hand. »Ich habe nicht vergessen, wie die Chancen stehen, Doc.« Ich folgte ihr ins dunkle Wohnzimmer und versuchte an Wunder zu glauben, ganz fest.
     

29
     
    Wir beschlossen, es auf der hinteren Terrasse zu tun. Dahinter erstreckten sich einige Morgen Wald. Es gab keine Nachbarn, niemanden, der uns beobachten konnte. Die Terrasse war außerdem doppelt so groß wie die Küche und der einzige Teil des Hauses ohne Teppichboden. Nach einem Gestaltwandel auf Teppichboden war eine Dampfreinigung fällig, die ich entweder selbst oder von einer Firma machen lassen musste. Mir fiel nicht mal auf, dass Gregory den Teppich ruinieren würde, das hatte Nathaniel eingewandt. Schließlich war er derjenige, der zwischen den Besuchen meiner Reinigungskraft staubsaugte. Ich hätte nicht einmal sicher sagen können, wo der Staubsauger stand.
     
    Gregory lag mitten auf der Terrasse, mit dem Kopf im Schoß seines Bruders, die Arme um dessen nackte Taille geschlungen. Nur die lockigen blonden, im Mondlicht bleich wirkenden Haare verdeckten Stephens Oberkörper. Wegen des bevorstehenden Gestaltwechsels hatte er nur eine Hose an. Er würde mit seinem Bruder in den Wald gehen. Vorausgesetzt, Gregory überlebte den Wechsel. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig, nicht allzu schlecht, wenn es nur um Geld gegangen wäre, aber wenn es um ein Leben ging, klang fünfzig zu fünfzig nicht so gut.
     
    Stephen blickte zu mir hoch. Seine kornblumenblauen Augen glänzten silbrig im Mondschein. Er sah blass und ätherisch aus. Seine Gefühle waren ihm deutlich anzusehen. In seinen Augen leuchtete Klugheit und etwas Forderndes, was man bei ihm selten sah. Er war submissiv und zerbrechlich bei allem, was er tat, doch in diesem Augenblick sah er mich fest an, und sein Schmerz zeigte sich an der Schulterhaltung, an der Stärke, mit der er seinen Bruder festhielt, der zusammengekauert in seinem Schoß lag, ein Häufchen heller Locken und noch hellerer Haut. Gregory war nackt, das fiel mir jetzt erst auf, und damit erschien er mir noch verletzlicher.
     
    Stephen sah mich an und brachte mit seiner ganzen Körperhaltung und der Verzweiflung im Blick die Bitte zum Ausdruck, die er nicht auszusprechen wagte. Rette ihn, rette meinen Bruder, schrien seine Augen. Telepathie war nicht nötig und Aussprechen überflüssig.
     
    Vivian, die genauso zierlich war wie Stephen und genauso submissiv, sprach es trotzdem aus. »Bitte, versuche, sein Tier hervorzurufen; versuche es wenigstens, bevor ihr ihm die Spritze gebt.«
     
    Ich sah sie an, und offenbar machte ich ein Gesicht, das ihr Angst einflößte, denn sie fiel auf die Knie und kroch auf mich zu. Aber sie hatte nicht die Anmut eines Leoparden, sie kroch ungelenk wie ein Mensch, langsam, mit gesenktem Kopf und verdrehten Augen, und ich hasste das. Ich konnte es nicht leiden, wenn sie meinte, das tun zu müssen, als wäre ich ein Ungeheuer, das besänftigt werden musste. Aber ich ließ sie. Richard hatte mir vor Augen geführt, was in einem Rudel passierte, wenn die Dominanten sich weigerten, dominant zu sein.
     
    Sie lehnte sich gegen meine Beine, stupste mich mit gesenktem Kopf an. Normalerweise wäre sie mir um die Beine gestrichen wie eine große Katze, aber heute Nacht drückte sie sich eher wie ein ängstlicher Hund an mich. Ich beugte mich hinab, um ihr übers Haar zu streicheln, und hörte sie leise murmeln: »Bitte, bitte, bitte.« Man musste noch kälter sein als ich, um sich dagegen zu verschließen.
     
    »Ist schon gut, Vivian. Ich werde es versuchen.«
     
    Sie rieb die Wangen an meiner Jeans und blickte mit angstgeweiteten Augen zu mir hoch. Sie war

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