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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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mir gegenüber immer schüchtern gewesen, aber nie in diesem Maße ängstlich. Ich glaubte nicht, dass es an Gregorys Folterung lag. Wahrscheinlich eher daran, dass ich ein paar Löcher in Elizabeth geschossen hatte. Ja, das dürfte es ausgelöst haben. Und ich durfte die Wirkung jetzt nicht aufweichen, indem ich Vivian versicherte, nicht auf sie zu schießen. Merle und Caleb hörten zu, und wenn wir unsere Rudel tatsächlich vereinigen würden, war es gar nicht schlecht, wenn ich von Anfang an gefürchtet wurde.
     
    Merle beobachtete mich. Er war noch vollständig bekleidet, Jeans, Stiefel und Jeansjacke auf nackter Haut, sodass seine Narbe am Bauch wie ein Streifen Mondlicht leuchtete. Wir blickten uns an, und die Kraft seines Blickes, die physische Potenz, die ihn umgab, richtete mir die Nackenhaare au£ Seit Jahren hatte ich mit gefährlichen Männern und gefährlichen Monstern zu tun; Merle war beides. Wenn ich ihm wirklich Angst einjagen könnte, wäre das eine gute Sache.
     
    Caleb hatte begonnen, sich auszuziehen, als alle anderen es auch taten, und nur mein Einspruch, unterstützt von Merles, hatte dafür gesorgt, dass er die Hosen noch anhatte. Er war barfuß, und die Ringe in seinen Brustwarzen und am Bauchnabel schimmerten im Mondschein. Wenn er mich direkt anblickte, sah ich sein Brauenpiercing funkeln. Er umkreiste Cherry, die sich seit dem Bad mit Gregory gar nicht mehr angezogen hatte. Sie stand aufrecht und entspannt da und ignorierte ihn.
     
    Dass er ihre Nacktheit beachtete, verstieß gegen die Gepflogenheiten unter Gestaltwandlern. Man hatte Nacktheit erst zu, Kenntnis zu nehmen, wenn man zum Sex eingeladen wurde. Ansonsten gab sich jeder so geschlechtslos wie eine Barbiepuppe.
     
    Zane trat leise knurrend zwischen die beiden. Caleb lachte und zog sich zurück. Eine Nervensäge konnte ich jetzt in meinem Rudel nicht gebrauchen, und genau das war er.
     
    Lillian stand hinter uns mit einer großen Spritze, und hinter ihr standen Claudia und Igor, die beiden Werrattenleibwächter. Unterwegs zu mir hatten sie mich überrascht, indem sie sich Pistolen umschnallten. Auf dem Lupanar waren Schusswaffen verboten, doch sie waren Leibwächter, und für Leibwächter waren Knarren eine gute Sache. Hinten in Claudias Hosenbund steckte eine 10 mm Beretta. Dass sie mit einer 10Millimeter schoss, sagte, wie viel größer ihre Hände waren. Igors Glock im Schulterholster hatte nur 9mm. Beides gute Pistolen, und die beiden Werratten handhabten sie, als wüssten sie genau, was sie taten. Rafael hatte darauf bestanden, dass sic bei mir blieben, für den Fall, dass Jacob oder seine Verbündeten auf die Idee kämen präventiv zuzuschlagen.
     
    Claudia und Igor standen in typischer Leibwächterpose da: die Arme vor dem Körper und die Finger ums Handgelenk, gelegt. So standen viele Männer, vor allem Sportler, aber eben auch Leibwächter. Es ist fast so, als müssten sie sich selbst die Hand halten.
     
    Ihre Gesichter waren ausdruckslos. Sie waren hier, um mich zu beschützen, nicht Gregory. Er spielte für sie keine Rolle, zumindest dem Anschein nach.
     
    Nathaniel lehnte in Shorts am Terrassengeländer, seine Haare hingen wie ein dunkler Vorhang um seinen Oberkörper, der noch nass vom Baden war. Es dauerte immer ewig, bis seine Haare trockneten. Sein Gesicht war ernst. Es strahlte fast eine zen-hafte Ruhe aus, als traute er mir zu, alles und jeden wieder in Ordnung zu bringen. Das machte mich von allem noch am meisten kribblig. Ich war es gewöhnt, dass die Leute vor mir Angst hatten, aber diese sanfte Verehrung-daran war ich nicht gewöhnt.
     
    Ich schaute hinab zu Vivian, die sich noch immer an meine Beine drängte. In ihrem Blick lag nicht nur Angst, sondern auch Hoffnung.
     
    Ich strich ihr über die Wange und kriegte ein Lächeln zustande. »Ich werde tun, was ich kann.«
     
    Sie lächelte mich mit leuchtenden Augen an. Sie war immer schön, aber wenn sie so lächelte, guckte ein kleines Mädchen aus ihr heraus, das freudiger und freier war als die Vivian, die ich kannte. Ich mochte das, weil ich es so selten an ihr sah.
     
    Ich ging die paar Schritte zu den beiden Brüdern. Stephen kniete unverändert mit Gregory im Schoß. Er beobachtete mich mit vorsichtigen Blicken. Er strich Gregory in kleinen Kreisen über den Rücken, wie man es bei einem kranken Kind macht, das beruhigt werden und die Gewissheit spüren will, dass es wieder gesund wird. Als ich Stephen in die Augen sah, wusste ich, dass er das

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