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Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Anita Blake 12 - Nacht der Schatten

Titel: Anita Blake 12 - Nacht der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurell K. Hamilton
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nicht einmal Luft. Dann quollen langsam die Tränen hervor, und mein erster Atemzug klang wie ein bebender Seufzer und tat in der Kehle weh. Ich ließ mich zur Seite sinken, lag fest zusammengekrümmt da und weinte, bis ich durchgefroren war und zitterte.
     
    So fand mich Nathaniel. Er zog die Decke vom Bett und wickelte mich darin ein, hob mich auf und kletterte mit mir in den Armen ins Bett. Er hielt mich von hinten an sich gedrückt, ohne dass ich ihn durch die dicke Decke spüren konnte. Eihielt mich fest und streichelte mir übers Haar. Die Matratze schwankte unter mir, und als ich die Augen aufmachte, sah ich Cherry und Zane zu mir kriechen. Sie streichelten mich im Gesicht, wischten mir die Tränen ab und rollten sich an meinet anderen Seite ein.
     
    Danach kamen Gregory und Vivian aufs Bett, sodass wir alle in einem warmen, weichen Nest aus Leibern und Decken lagen. Mir wurde heiß, und ich musste mich aufdecken. Sofort hatte ich überall Hände. Mir wurde bewusst, dass ich noch nackt war und sie auch. Keiner zog sich je etwas an, außer ich zwang sie dazu. Aber die Berührungen waren nicht erotisch, sondern tröstend gemeint, und jeder liebte mich auf seine Weise. Vielleicht war das nicht die Art, wie ich geliebt werden wollte, aber geliebt wurde ich, und manchmal denke ich, ich habe schon mehr Liebe zurückgewiesen, als manche Leute in ihrem ganzen Leben bekommen. Neuerdings versuchte ich umsichtiger zu sein.
     
    Sie blieben bei mir, bis ich erschöpft vom Weinen und erhitzt eingeschlafen war. Doch tief in mir war ein eisiger Fleck, an den sie nicht heranreichten. Das war die Stelle, wo ich Richard liebte, ihn immer geliebt hatte, fast auf den ersten Blick. Aber in einem hatte er recht. Wir konnten das nicht wiederholen. Ich war auch nicht gewillt dazu. Es war vorbei. Es musste damit vorbei sein. Er hasste, was er war, und jetzt hasste er auch noch, was ich war. Er sagte, er wollte eine Frau, bei der er nicht zu fürchten brauchte, sie zu verletzen, und wollte zugleich eine normale Frau, eine Menschenfrau. Beides konnte er nicht haben, aber das hielt ihn nicht davon ab, es zu wollen. Ich konnte nicht normal sein, und ich war nicht mal mehr sicher, ob ich je ein Mensch gewesen war. Ich konnte nicht sein, wie Richard mich wollte, und er konnte nicht aufhören, das zu wollen. Richard war ein Rätsel ohne Lösung, und ich war es leid, ein Spiel zu spielen, bei dem ich nicht gewinnen konnte.
     

39
     
    Ich schlief wie betäubt und träumte in kurzen Splittern oder gar nicht. Ich weiß nicht, wann ich von selbst wach geworden wäre. Jedenfalls leckte mir jemand die Wange. Wenn sie mich geschüttelt oder gerufen hätten, hätte ich es ignorieren können, aber bei diesen langen, genüsslichen Zungenschlägen ging das nicht.
     
    Ich machte die Augen auf und sah Cherrys Gesicht so dicht über mir, dass ich hätte schielen müssen, um sie scharf zu ei-kennen. Sie rückte ein Stückchen ab und sagte: »Du hattest einen Albtraum. Ich dachte, wir sollten dich wecken.«
     
    Ihr Ton war neutral, das Gesicht ebenfalls, unpersönlich fröhlich sozusagen. Es war ihr Krankenschwesterngesicht, das aufheiterte und beruhigte und nichts verriet. Dass sie nackt war und auf einen Ellbogen gestützt neben mir lag, sodass ich ihren Körper der Länge nach sehen konnte, minderte ihre Professionalität nicht im Geringsten. Ich kriegte so was im unbekleideten Zustand nicht hin. Egal was sonst noch passierte, mir war immer bewusst, wenn ich nichts anhatte.
     
    »Ich weiß nicht mehr, was ich geträumt habe«, sagte ich. Ich rieb mir mit dem Handrücken die Nässe von der Wange.
     
    »Du schmeckst salzig vom Weinen«, sagte sie. Das Bett schwankte, und Zane beugte den Kopf über mich. »Darf ich die andere Wange lecken?«
     
    Ich musste lachen, und das war fast Wunder genug, um es ihm zu erlauben. Fast. Ich setzte mich auf und bereute es sofort. Mir tat alles weh, ich fühlte mich wie zerschlagen. Mann, schlimmer als nach manchen Schlägen, die ich in den letzten Jahren eingesteckt hatte. Ich zog mir die Decke bis unters Kinn, teils aus Scham, teils weil mir kalt war.
     
    Ich lehnte mich gegen das Kopfende und runzelte die Stirn. »Albtraum, sagst du? Wie spät ist es ?«
     
    »Fünf«, sagte Cherry. »Du hast im Schlaf gewimmert.« Ich schlang die Arme um die Decke. »Ich kann mich an nichts erinnern.« Sie richtete sich auf und klopfte mir aufs Knie. »Hast du Hunger?« Ich schüttelte den Kopf.
     
    Sie und Zane wechselten

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