Anita Blake 12 - Nacht der Schatten
ahnte sie. »Ein interessanter Zufall, dass ich gerade dann in die Stadt komme, wo wieder Leute entführt werden.«
»Mensch, Donovan, Sie haben meine Gedanken gelesen.« »Ich schwöre Ihnen, dass ich nichts darüber weiß.«
Nilisha sagte: »Ich weiß alles über den Verrat des vorigen Schwanenkönigs. Aber ich wette das Leben meines Mannes, dass Donovan unschuldig ist.« Ich zuckte die Achseln. »Wir werden sehen.« »Sie vertrauen meinem Urteil nicht«, sagte sie. »Ich verlasse mich meistens nur auf mein eigenes. Das hat nichts mit Ihnen zu tun.«
Olivia berührte sie am Arm. »Mutter.« Nilisha atmete tief durch und beruhigte sich. Endlich mal eine gute Nachricht. »Als Erstes möchte ich vorschlagen, dass wir die Polizei einschalten.«
Die Idee gefiel keinem. »Aber die verfügen über Mittel, die wir nicht haben, Datenbanken, Spurensicherung.« »Nein«, sagte Nilisha. »Nein, wir müssen das selbst regeln.«
»Ich weiß, die Rudelgesetze verbieten es, die Behörden ins Spiel zu bringen, aber Leute, wir haben bereits vier Vermisste, und auch die Schwäne und die Leoparden wurden schon überfallen.«
»Sie meinen, diese Schlangenleute und ihr Löwe stecken dahinter?«, fragte Reece. »Es wäre ein sonderbarer Zufall, wenn nicht«, sagte ich.
»Der Meinung bin ich auch«, sagte Micah. Er war bislang sehr still geblieben und hatte sorgfältigen Abstand zu mir gehalten, vielleicht um die Lage nicht zu komplizieren. Er überließ mir die Initiative, ohne Ungeduld auszustrahlen.
»Okay. Wer sind diese Kerle, und was wollen sie mit den verschiedenen Gestaltwandlern?«
Wir redeten zwei Stunden lang hin und her, ohne dass uns etwas Brillantes einfiel. Die Schlangenmänner steckten dahinter. Aber warum? Was konnten Wertiere mit anderen anfangen, die nicht von ihrer Art waren? Wären nur die Werkobras betroffen gewesen, hätte es ein Revierkampf unter Reptilien sein können, obwohl es offen gestanden ungewöhnlich wäre, wenn zwischen zwei Schlangenarten ein Kampf ausbräche. Die Stadt war groß genug für alle Spezies.
Ich teilte Nilisha MacNairs Vermutung, dass ihr Mann tot war. Wenn Leute jemanden entführten und kein Lösegeld wollten, dann wollten sie Schlimmeres, und das hatte meistens mit Blut, Schmerzen und Tod zu tun. Vermutlich waren alle Vermissten tot, und wenn nicht, brauchten wir die Hilfe der Polizei, um sie lebendig wiederzusehen.
Es stellte sich heraus, dass jeder seine Angehörigen vermisst gemeldet hatte, ohne zu erwähnen, dass es sich um ein Werwesen handelte. »Aber verstehen Sie doch: Bei der Polizei wurden ein einundzwanzigjähriger Collegestudent, ein fünfundvierzigjähriger Ehemann, eine alleinstehende Frau in den Dreißigern und ein verheirateter Mann in den Dreißigern als vermisst gemeldet. Für die Polizei gibt es keine offensichtliche Verbindung zwischen den Fällen, weil sie nicht weiß, dass es sich um Werwesen handelt. Sie alle leben über die ganze Stadt verteilt, das heißt, dass sich jeweils eine andere Dienststelle mit dem Vermisstenfall befasst. Die werden nie auf eine Verbindung kommen, außer wir sagen ihnen, worin sie besteht.«
Janet Talbot nickte als Erste. »Andy stand kurz vor der medizinischen Zwischenprüfung. Wenn die erfahren, was er ist, wird er nicht mehr Arzt werden können. Aber im Augenblick ist mir am Wichtigsten, dass er überlebt. Darum bin ich für die Einschaltung der Polizei.«
»Ich kann nicht für Amber sprechen«, sagte Christine, »bin mir aber ziemlich sicher, dass sie einverstanden wäre.«
»Eigentlich sollte ich zuerst die anderen fragen, aber zum Teufel damit. Finden Sie Rebecca für uns, selbst wenn Sie dafür die Bullen informieren müssen«, sagte Boone.
Wir drehten alle den Kopf zu Nilisha MacNair. »Nein. Wenn das rauskommt, sind wir alle ruiniert.«
Olivia nahm ihre Hand. Ethan ging vor ihr auf die Knie. »Mutter, welche Rolle spielt das noch, ohne Vater?«
Ich rechnete nicht mit ihrer Zustimmung, nachdem ihr Mann sie betrogen hatte, doch sie nickte und erklärte sich einverstanden. Mit der Liebe ist es manchmal schon seltsam. Doch wie auch immer ihr Motiv aussah, es bedeutete, dass ich mit Dolph reden konnte und nicht einmal zu lügen brauchte.
45
Dolph nahm beim zweiten Klingeln ab. »Dolph.« Er meldete sich nie mit der Bezeichnung des Reviers oder seiner Abteilung, sondern nur mit seinem Namen, und selbst den Nachnamen ließ er noch weg. Ob sich
Weitere Kostenlose Bücher