Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
Vom Netzwerk:
Rat hin spähte er nach oben durch seine halbtransparente Kopfbedeckung und sah, wie die Echsen flammenspeiend durch die Luft schwirrten und das Deck der Southern Cross von Fäden frei hielten. Da die Beplankung aus Teakholz bestand, das er auf der Buenos Aires nach Pern befördert hatte, als Teil der zulässigen persönlichen Fracht, freute er sich ganz besonders, daß es dank der Echsen keinen Schaden nahm.
    Nicht mehr lange, und das vernehmliche Prusten,
    Quietschen und Klicken der übermütig springenden
    Delphine verriet ihm, daß die Gefahr vorbei war.
    »Wir gehen mal schnell auf Inspektionstour«, verkündete Theo, die Hand aus dem Wasser streckend, damit Dart sie in Schlepp nahm. »Peri«, wandte sie sich an den Delphineur, der in ihrer Nähe schwamm, »du nimmst alles, was backbord treibt, in Augenschein, während ich mich um eventuell aufgetretene Schäden in Richtung Steuerbord kümmere.«
    »Gebt mir sofort Bescheid, wenn ihr auf jemanden
    trefft, der Verbrennungen erlitten hat, und ob irgendein Schiff havariert wurde«, rief Jim ihnen hinterher.
    Froh, daß sie die Attacke so gut überstanden hatten, schwang sich Jim zurück an Bord, legte den Hut griffbereit ab, rubbelte sich mit einem Lappen trocken und befahl, die Segel erneut zu hissen.
89
    »Der Feind griff an und … wurde verspeist«, murmelte er grinsend, während er das Steuerruder losband, das er so befestigt hatte, daß das Schiff auf einem diagonalen Kurs von der Fädenwolke weggetrieben wurde. Seltsamerweise fühlte er sich nach dieser kurzen Episode mit den Fäden besser – und er gestand sich ein, daß er Theos Gesellschaft immer mehr schätzte. Sie war ein … guter Kumpel. Abermals schmunzelte er. Über ein solches Kompliment würden sich die meisten Frauen gewiß nicht freuen.
    Die zweite Krise wirkte sich wesentlich gefährlicher aus. Um ein Haar sank eine sechs Meter lange Ketsch, weil unter der Wasserlinie eine Planke brach. Lediglich das rasche Eingreifen der Delphine rettete das Schiff, das buchstäblich auf dem Rücken der Tiere an Land getragen wurde. Da die Ladung der Ketsch zur Haupt-sache aus unersetzlichen orange codierten Waren bestand, war die Bergung um so wichtiger.
    An diesem Tag gingen sie frühzeitig vor Anker,
    damit nicht nur die geborstene Planke ersetzt werden konnte, sondern weil man auch die Segel und das Takelwerk auf Schäden durch die ätzenden Sporen prüfen wollte. Kein Mensch war verletzt worden, und nun waren auch die Skeptiker, die an der Wirksamkeit der Kulihüte gezweifelt hatten, von deren Schutzfunktion überzeugt.
    Obwohl die Mannschaft der Ketsch zusammen mit
    den Kunststoffexperten die ganze Nacht hindurch arbeitete, ging die Flottille erst gegen Mittag des nächsten Tages in See. Ein achterlicher Wind trug dazu bei,
90
    verlorene Zeit aufzuholen und Jims Frustration zu
    lindern. Er vermißte Theo in der Plicht, doch sie hatte die erste Freiwache und schlief. Es war ein Jammer, daß sie den Beginn dieses herrlichen Tages versäumte.
    Nichts auf der Welt konnte erhebender sein, als mit einem guten Schiff bei günstigen Winden durch funkelnde, türkisblaue Küstengewässer zu segeln. Er fragte sich, ob Theo dieses Erlebnis genauso genießen würde wie er.
    Der tropische Sturm, der plötzlich aufkam, als sie
    sich Boca näherten, trieb sie nach Sadrid zurück.
    Jims seemännischer Instinkt hatte ihn seit dem frühen Morgen gewarnt, als sie auf einer sanften Dünung
    westwärts segelten. Einer der Fischer von Sadrid hatte ihm erst am Abend zuvor erzählt, daß in diesem
    Küstenbereich schlagartig Sturmböen auftreten konnten.
    Deshalb hielt er wachsam Ausschau nach den Anzeichen, die jeder erfahrene Seemann kennt: Ein dunkler Fleck am Horizont, der von keiner Fädenwolke herrührte, das jähe Fallen des Barometers, eine farbliche Veränderung des Wassers, drückende Schwüle, die das Atmen erschwerte. Und dann bemerkte er, daß die blaugrüne Färbung der Wellen in ein stumpfes Grau—grün überging, und die See kabbelig wurde.
    Er wandte sich an Theo, die wieder bei ihm in der
    Plicht saß. »Theo, ich glaube …«
    Die Böen setzten mit einer Wildheit und Abruptheit
    ein, wie er es selten erlebt hatte. Aus dem Augenwinkel nahm er einen schwarzen Tauchanzug und nackte Beine wahr, als Theo über die Reling hechtete und in den sich 91
    hochtürmenden Wogen verschwand. Er packte das
    Ruder fester. Die Zeit reichte nicht einmal, um den Bug in den gigantischen Brecher zu drehen, der die Southern Cross

Weitere Kostenlose Bücher