Ankunft
suchte. Ebas von Natur aus helle Haut wies keine Blässe auf, die einen Schock angezeigt hätte, und die Wunden an seinen Schultern und auf der Brust waren bereits versorgt.
»Klar. Mit meinem Kopf und dem Mundwerk ist alles
in Ordnung«, versetzte Eba mit einem schiefen Grinsen.
Er schob sich das letzte Stück Fisch in den Mund und warf den angespitzten Zweig fort. Dann langte er nach dem Funkgerät. »Wer spricht am anderen Ende?«
»Zur Zeit Zi Ongola. Sie schicken uns einen großen
Schlitten, der die Schwerverletzten aufnimmt, und
Kaarvan kommt mit der Venturer, um das geborgene Gepäck zu befördern.«
Eba schaute auf das nun wieder ruhige Meer, alles
mögliche an Treibgut schaukelte auf den Wellen oder wurde mit der Flut an Land gespült. Schon bald würde der flache Strand mit Gegenständen übersät sein, dann mußte er einen Trupp zusammenstellen, der die Sachen aufs Trockene schleppte. Die Augen mit der unverletzten Hand abschirmend, spähte er seewärts, wo Delphine 98
von einem kieloben treibenden Boot zum nächsten
flitzten, während ihre menschlichen Partner immer noch nach Überlebenden suchten.
»Dieses verflixte Weibsbild«, schimpfte er leise, als er Darts schlanken Leib mit der charakteristischen
Zeichnung erkannte; Theo klammerte sich an den Delphin und ließ sich von ihm mitschleppen. Die Salben-pflaster auf Theos Schürfwunden mußten höllisch schmerzen. War sie verrückt, daß sie sich so in Gefahr brachte?
»Die Delphine leisten großartige Arbeit, nicht wahr?«
schwärmte Eba. »Vielleicht wären wir alle mit ihnen zusammen im Wasser viel sicherer gewesen.«
»Die Delphine hätten sich pudelwohl gefühlt, aber
nicht alle Menschen«, erwiderte Jim. »Außerdem könnt ihr Bauernlümmel den Atem nicht so lange anhalten wie die Delphine.« Kameradschaftlich klopfte er Eba auf die Schulter und humpelte davon, um die Häupter seiner Schützlinge abermals zu zählen. Er hoffte, die Gruppe möge vollständig sein. Bislang wurden noch fünf Personen vermißt, drei davon Kinder. Er beruhigte sich mit dem Gedanken, daß alle Rettungswesten trugen und eine reelle Überlebenschance hatten.
Doch Eba hatte nicht ganz unrecht, wenn er meinte,
daß sie im Wasser bei den Delphinen sicherer gewesen wären. Ausgerüstet mit Atemgeräten und imstande, an der Seite ihrer maritimen Freunde unter den gewaltigen Wogen hindurchzutauchen, ohne von Brechern zerschmettert zu werden, hatten die Delphineure dem Sturm mit Leichtigkeit getrotzt.
99
Nun hingegen riskierten sie ständig ihr Leben, indem sie bewußtlos oder verletzt im Wasser treibende
Personen retteten. Noch ehe der Sturm abflaute, waren Teams zu den sinkenden Schiffen hinabgetaucht und
hatten noch an Bord befindliche, teils engeklemmte
Passagiere geborgen. Viele Leute verdankten ihr Leben dem beherzten Eingreifen der Delphineure, die notfalls selbst auf die Atemgeräte verzichteten, um Halbertrunkene mit dem rettenden Sauerstoff zu versorgen.
Erst während der turbulenten Stunden nach dem Unwetter zogen sich die Delphineure zum Teil ernsthafte Verletzungen zu. In seiner Verzweiflung war Pha sogar hoch auf den Strand gerutscht, um Gunnar Schultz zu einem Arzt zu bringen; als Gunnar sich in eine Kabine schlängelte, um ein dort eingeklemmtes Kind zu retten, schnitt er sich tief in den Schenkel. Efram, Ben und Bernard schleiften Pha am Schwanz zurück ins Wasser, wobei der Delphin sich quietschend beklagte, sie würden bei dieser Tortur sein Gemächt beschädigen.
Noch ehe der große Schlitten von Fort eintraf, wußte Jim, daß es wie durch ein Wunder keine Toten gegeben hatte. Die fünf vermißten Personen waren mit ihrer Ketsch ein gutes Stück entfernt auf Strand gelaufen und tauchten nach einer Weile bei den übrigen Schiffbrüchigen auf.
Ein Mädchen im Teenageralter hatte sich den Arm
gebrochen, ein anderes litt an einer ausgekugelten
Schulter, die von den herbeieilenden Ärzten wieder
eingerenkt wurde. Ein paar Verletzte befanden sich indessen in einem kritischen Zustand – durch die Strapa-100
zen und die Aufregung hatten zwei Personen einen
schweren Herzinfarkt erlitten und drei einen Schlagan-fall – doch man hoffte, sie mit ansprechender medizinischer Behandlung durchbringen zu können.
Die Delphine hatten sämtliche gesunkenen Schiffe
geortet, und nun markierten Bojen deren Position. Die meisten Kähne ließen sich heben, dafür waren drei
kleinere Schiffe, die durch den Sturm an den Strand geworfen worden waren,
Weitere Kostenlose Bücher