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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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einmal
    schaukelten überall Kunststoffkegel auf den Wellen.
    Jim, seine fünf Mann Besatzung und die vier Delphineure hätten den Fädenfall in der Kajüte aussitzen können, doch sie wollten den ängstlicheren Gemütern ein gutes Beispiel geben. Ausgestattet mit Kulihüten und am Boot befestigten Sicherheitsleinen aus Plastik, sprangen sie ins Wasser. Ihre Rechnung ging auf, und etliche der noch Zaudernden taten es ihnen nach. Die vier Delphine blieben so lange es ging untergetaucht, um dann laut prustend und quietschend Luftsprünge zu vollführen.
    »Bald können wir schlemmen!« freute sich Dart.
    »Daß es nur nicht in Völlerei ausartet, du Vielfraß!«
    warnte Theo. »Ihr schmecken die Fäden am besten,
    wenn sie sich mit Wasser vollgesogen haben«, erklärte sie den anderen.
    Jim schüttelte sich vor Ekel, doch das sah niemand, weil der Rand des Kulihutes bis an die Wasserfläche reichte und sein Gesicht verbarg. Einmal schob er den Hut nach oben, um die Lage zu peilen, doch energisch zog Theo ihn wieder herunter.
    »Wenn die Fäden deinen langen Zinken verbrennen,
    verlierst du dein gutes Aussehen«, hänselte sie ihn, wobei ihre Stimme unter ihrem eigenen Hut gedämpft
    klang.
    Jim befühlte seine Nase, die ihm noch nie besonders lang vorgekommen war.
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    »Man sieht ohnehin nur Kulihüte und Fäden«, erklärte Theo.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich hab selbst mal einen Blick riskiert. Ein Jammer, daß ich hier festsitze. Es hat Spaß gemacht, mit einem Schlitten durch den Fädenvorhang zu düsen.« Kleine Kräuselwellen bewegten sich von ihr fort, als hätte sie die Achseln gezuckt.
    »Welche Tätigkeit gefällt dir besser – die Arbeit mit den Delphinen oder ein Job als Pilotin?«
    »Ich bin genug geflogen, obwohl die Bekämpfung der
    Fäden interessanter war als das übliche Routinezeug, mit dem ich mich abgeben mußte«, erwiderte sie
    nachdenklich, während sie sich auf ihn zu treiben ließ.
    Ihre Beine berührten einander; in dem klaren Wasser bemerkte er, daß seine Beine viel länger waren als die ihren. Eine leichte Strömung driftete sie von den anderen fort, bis die Sicherheitsleinen sich strafften. »Der Umgang mit den Delphinen ist etwas ganz besonderes.
    Dart ist super«, bekannte sie. Jim hörte heraus, wie stolz sie auf ihre Freundschaft mit ihrem meeresbewoh-nenden Partner war. »Überhaupt nicht zu vergleichen mit dieser einseitigen Kameradschaft, die sich manchmal zwischen einem Haustier und seinem Herrn entwickelt. Obwohl ich sehr an einem Hund hing, den ich früher mal auf der Erde hatte. Doch der Zusammen-schluß mit Dart übertrifft alles, was man von irgendeinem anderen Tier auch nur ansatzweise erwarten kann.«
    »Hast du es schon mal mit einem Drachen versucht?«
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    »Nein. Man muß warten, bis man aufgefordert wird,
    diesem illustren Zirkel beizutreten.« Theo schnaubte durch die Nase. »Und sie wollen junge Reiter. Außerdem sagte ich schon, daß ich genug geflogen bin.«
    »Du bist nicht alt…«
    Theo lachte aufrichtig amüsiert. »Für dich vielleicht nicht, Großpapa«, erwiderte sie, doch er nahm ihr die Frotzelei nicht übel. Schließlich war er bereits über sechzig, doppelt so alt wie sie, und hätte beinahe ihr Großvater sein können … wenn er sich nicht für einen Beruf entschieden hätte, bei dem er auf Heirat und Familie verzichten mußte. Ein Monat Heimaturlaub nach sechzehn oder siebzehn Monaten Dienst im All
    reichte nicht aus, um eine Ehefrau und Kinder
    zufriedenzustellen. Zeitlebens hatte er sich lediglich mit lockeren Beziehungen und flüchtigen Affären begnügen müssen.
    Er spürte, wie die Fäden auf seinen Hut niederpras—
    selten und zuckte unwillkürlich zusammen; doch das
    Zeug rutschte von dem glatten Kunststoff herunter und landete zischend im Meer. Er schwenkte die Beine aus der Gefahrenzone, als die Fäden in die Tiefe sanken, wo sie von Dart, anderen Delphinen oder Fischen verschlungen wurden, die in Schwärmen angeflitzt kamen, um sich an dem Mannasegen gütlich zu tun.
    Die Freßgier nahm den Fischen die Scheu, und Jim
    spürte das Scheuern der Schuppen an seiner Haut. Das erste Mal war er überrascht. Theo, die ihm seine Verblüffung anmerkte, quittierte seine Reaktion mit einem 88
    vergnügten Lachen. Sie selbst war an Kontakte dieser Art längst gewöhnt.
    Zum Schluß fühlte er sich im Meer so geborgen, als
    säße er in einem von Menschen angefertigten Unter—
    stand. Die Feuerechsen trugen dazu bei, das Risiko zu mindern. Auf Theos

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