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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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wirklich nichts mehr ein, womit ich die sturen Ochsen ins Wasser hätte treiben können.«
    »Na ja, wer Angst hat, fängt von selbst an zu rennen.« Sean hörte sich in der Tat eigentümlich an. Seine Stimme klang gepreßt, doch in der herrschenden Dunkelheit konnte Red keine Regung im Gesicht des jungen Mannes ablesen.
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    In diesem Augenblick gesellte sich Mairi zu ihnen.
    »Wie kommt es, daß du so völlig unverhofft hier auf-tauchst?« erkundigte sie sich. »Mit Sorka ist doch hoffentlich alles in Ordnung, oder?«
    Obwohl Sorka, die Reiterin von Königin Faranth, bereits wieder ein Kind erwartete, verliefen bei ihr die Schwangerschaften und Geburten genauso komplika-tionslos wie bei ihrer Mutter.
    »O ja, Gott sei Dank«, entgegnete Sean hastig und
    hob beschwichtigend die Hände. »Wir wollten euch in der neuen Burg begrüßen, aber da wart ihr noch nicht eingetroffen. Maddie erzählte mir, daß ihr Hilfe ange-fordert hättet. Ich dachte mir schon, daß Carenath vielleicht ganz gelegen käme.«
    Red lachte erschöpft und wischte sich mit seinem
    durchnäßten Taschentuch die Regen-und Schweißtropfen vom Gesicht. »Wo hast du ihn zurückgelassen? Ein Drache ist schwer zu verstecken, selbst in einer Nacht wie dieser.«
    »Carenath?« rief Sean. In seiner Stimme schwang ein leicht amüsierter Unterton mit, der Red jedoch keinesfalls über Seans innere Anspannung hinwegtäuschen konnte. »Zeig Red und Mairi, wo du bist.« Keine fünfzig Meter entfernt strahlte plötzlich ein blaugrünes Licht auf, funkelnd und langsam kreisend. Es waren die Facettenaugen eines Drachen. Red schloß die Schenkel und festigte den Griff um die Zügel, doch King ließ den Kopf so tief hängen, daß er die schillernden Augen gar nicht wahrnahm. »Danke, Car!« Daraufhin erloschen die wie Juwelen blitzenden Lichter.
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    »Steht er mit geschlossenen Augen da?« wunderte
    sich Mairi.
    »Nein, er schirmt sie mit einem Flügel ab«, erklärte Sean. Seine sonst so forsche Stimme wirkte leblos und apathisch. »Wenn ihr genau hinschaut, könnt ihr sie hinter der Membran gerade noch erkennen.«
    »O ja, jetzt sehe ich sie«, rief Mairi entzückt aus.
    »Hör mal, Red, unter anderem flog ich hierher, weil ich wissen wollte, ob ihr heil angekommen seid. In dieser Gegend wird morgen früh ein Fädenregen erwartet, und darauf müßt ihr euch vorbereiten.«
    Red seufzte. Nach der Tortur der Furtüberquerung
    hatte er eigentlich vorgehabt, den Rest der Nacht am Ufer zu verbringen und anderntags in aller Frühe auf-zubrechen.
    »Bis zu den Höhlen ist es nicht mehr weit«, meinte
    Sean.
    »Ich weiß, mein Sohn, ich weiß.« Red schwieg, um
    Sean die Gelegenheit zu geben, sich seinen Kummer
    von der Seele zu reden, denn ganz offensichtlich be-drückte ihn etwas. Zu seinem Schwiegersohn hatte er ein gutes Verhältnis, und daran sollte sich nichts ändern.
    »Ist dein Snapper schon wieder zurück?« erkundigte
    sich Sean.
    »Nun sag schon, was ist bei euch im Weyr passiert?«
    mischte sich Mairi kurzerhand ein. Sie griff nach Seans Arm und spähte ihm forschend ins Gesicht. »Mir kannst du doch nichts vormachen …«
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    Sean senkte den Kopf und wischte sich mit dem
    freien Arm das Gesicht ab. »Früher oder später würdet ihr es ja doch erfahren«, entgegnete er mit rauher
    Stimme.
    Mairi umarmte den Reiter des Bronzedrachen. »Erzähl, was vorgefallen ist, Sean«, forderte sie ihn freundlich auf und trocknete ihm mit ihrem Taschentuch die tränennassen Wangen.
    Red rückte näher an den Weyrführer heran.
    »Alianne ist bei der Geburt ihres Kindes gestorben«, erwiderte Sean, dem die Tränen nun ungehemmt über
    das Gesicht flössen. »Die Blutung ließ sich nicht mehr stillen. Ich habe Basil geholt.«
    »O mein Gott!« flüsterte Mairi entsetzt.
    »Das ist noch nicht alles.« Sean zog die Nase hoch, rieb sich die Augen und ließ seinem angestauten Kummer freien Lauf. »Chereth… ging… ins Dazwischen.
    Wie Duluth und Marco.«
    »Ach, Sean, mein lieber Junge.« Mairi drückte seinen Kopf an ihre Schulter. Red legte einen Arm um den ge-beugten Rücken des jungen Mannes.
    Es hatte viele Verwundungen gegeben, einige davon
    so schwer, daß sechs Drachen ihre Fähigkeit zu kämpfen verloren hatten, doch nur vier Todesfälle. Eine Bi-lanz, auf die Sean als Weyrführer zu Recht stolz sein durfte. Aber der Verlust einer Königin galt als echte Tragödie. Kein Wunder, daß Snapper und die anderen Feuerechsen so unverhofft verschwanden – sie

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