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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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Tiere zutiefst verstörte.
    Er zerbrach sich den Kopf, wie er sie sonst noch antreiben konnte, Snappers Treulosigkeit verfluchend, denn die Feuerechse hatte sich bei den aufgeschreckten Ziegen als Hüter bewährt. Plötzlich brach am fernen Ufer ein Tumult aus. Pferde wieherten und buckelten, während ihre überraschten Reiter versuchten, sie zu bändigen. Die Rinder muhten in panischer Angst. Für diesen Aufruhr konnte es nur einen Grund geben.
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    Den wilde Kapriolen schlagenden Hengst zügelnd,
    spähte Red hinauf in den regenverhangenen Nacht—
    himmel. Wenn er sich anstrengte, konnte er gerade noch die schemenhaften Umrisse eines Drachen ausmachen,
    dessen bronzefarbene Haut von den erlöschenden
    Biwakfeuern matt erhellt wurde.
    »Sean!« donnerte er aus Leibeskräften, derweil er mit King enge Volten ritt, um ihn am Durchgehen zu hindern.
    »Tut mir leid, Red!« ertönte Seans Stimme von irgendwo da droben.
    Im Galopp, obwohl es Kraft kostete, die Zügel des
    erschrockenen Hengstes mit nur einer Hand zu halten, formte Red mit der anderen einen Trichter vor dem
    Mund. »Es braucht dir nicht leid zu tun. Du kannst dich nützlich machen. Versuch, dieses bockende
    Ochsengespann in die Gänge zu bringen. Wir haben
    nicht die ganze Nacht lang Zeit, denn das Wasser
    steigt.«
    »Dann macht mir Platz!« Seans Stimme hallte zu ihm
    herunter. »Ich zähle bis zehn…« Jedes weitere Wort
    verwehte in der Dunkelheit.
    »Okay, Freunde!« brüllte Red den Männern zu, die
    das erste Gespann führten. »Sean wird die Tiere antreiben. Macht euch auf was gefaßt! Und immer schön links halten! Was auch immer passiert, bleibt auf der linken Seite!«
    Die Zügel fest im Griff, lockerte er die Trense, gab gleichzeitig Schenkeldruck und lenkte King in Richtung des Steinturms; das Pferd sollte den heranfliegenden 173
    Drachen nicht sehen. Er schaffte es gerade noch, den Hengst mit dem Kopf zum Wasser zu wenden, als ein
    gigantisches geflügeltes Wesen aus dem tröpfelnden
    schwarzen Himmel auf das zögerliche Ochsengespann
    herabstieß.
    Allein der Geruch des Drachen hätte genügt, um die
    Tiere in Panik zu versetzen. Die Ochsen brüllten vor Entsetzen und rannten los, weg von dem grausigen Geschöpf, das von oben auf sie herunterstürzte.
    Sean mußte Katzenaugen haben, dachte sich Red,
    denn er sauste mit Carenath in exakt dem Winkel auf die Ochsen zu, daß die Tiere automatisch die korrekte Richtung durch die Furt einschlugen. Trotz der schweren Last, die sie zogen, blieben sie am anderen Ufer nicht stehen, sondern stampften blindlings weiter, bis Red sich fragte, ob es wirklich so klug gewesen war, die Tiere mit Hilfe des Drachen anzutreiben.
    »Wir landen gleich, Red, dann können wir uns unterhalten«, tönte Seans Stimme aus der Dunkelheit. Wieder begann King zu buckeln und zu steigen, doch nicht mehr so hysterisch wie zuvor.
    Vielleicht lag es an der Entfernung, der Finsternis oder der allgemeinen Situation, daß Seans Stimme so merkwürdig klang. Doch Red verscheuchte diesen Gedanken und konzentrierte sich auf die vor ihm liegenden Aufgaben. Vielleicht war er ja schon wieder Großvater geworden …
    Nun mußte nur noch der kleinere der beiden schweren Lastschlitten den Strom kreuzen. Die Zugtiere waren immer noch aufgeregt durch das Erscheinen des
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    Drachen und begierig, den Ort des Schreckens zu verlassen. Doch sowie sie sich im Wasser befanden, trafen Reds schlimmste Befürchtungen ein.
    Die Räder verschwanden völlig in den Fluten, und
    der hochbeladene Schlitten begann zu driften. Die im Joch gehenden Tiere wurden von den Beinen gerissen, und nur das beherzte Eingreifen der Reiter, die die linke Kette bildeten, verhinderte, daß der Schlitten mitsamt den Gespannen stromabwärts trieb. Den ganzen langen Weg durch die Furt mußte der Schlitten mit Tauen gesichert werden, bis endlich, kurz vor Erreichen des Ufers, die Räder wieder griffen.
    Endlich fand Red die Zeit, seinen ausgepumpten, er—
    lahmenden Hengst ins verlassene Lager zurück zu reiten, um sich mit Sean zu treffen und Mairi beim Lö-
    schen der Biwakfeuer zu helfen. Sean ging ihr bereits zur Hand. Mairis gescheckte Stute stand an einen Fels-block gebunden da, gelassen und stoisch wie immer, ungerührt von der Nähe eines Drachen.
    »Danke, Sean«, sagte Red und bot seinem Schwiegersohn die Hand. Sandige Finger griffen nach den seinen, und Red blickte kurz in Seans sandbestäubtes Gesicht, ehe dieser feuchten Sand auf ein Feuer häufte. »Mir fiel

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