Ankunft
du was erleben«, schimpfte Maddie und stemmte die Fäuste in die Hüften. »Ozzie hat schon angeboten, dich mit einem Gummiknüppel bewußtlos zu schlagen, wenn du nicht auf der Stelle in dein Quartier gehst und dich hinlegst.«
Seine vorläufige Unterkunft bestand indessen aus
dem Arbeitszimmer gleich links von der Tür, und tau-melnd bewegte er sich in die Richtung. Im Kerzen—
schein sah er, daß man an dem Raum etwas verändert
hatte. Halt suchend stützte er sich am Türrahmen ab, während sein ruhebedürftiges Gehirn versuchte, den
Wandel zu begreifen.
»Nun, bei all dem Gerumpel, das du hier gesammelt
hast, paßte kein Bett hinein, das groß genug für dich und Mairi gewesen wäre«, erklärte Maddie, »deshalb haben wir euer Schlafzimmer nebenan eingerichtet. Nebenan ist hier.« Sie verpaßte ihm einen leichten Schubs, und Mairi, die immer noch seine Hand hielt, führte ihn in das angrenzende Zimmer.
Nachdem die Tür geschlossen war, knöpfte Mairi
Reds Jacke und das Hemd auf und zog ihn aus, ehe sie ihn rücklings auf das Bett drückte. Aus Gewohnheit hob 185
er erst einen Fuß und dann den anderen, damit sie ihm die Stiefel ausziehen konnte; dieses Ritual hatte sich bei ihnen eingebürgert, seit sie verheiratet waren. Mit vor Schwäche ungeschickten Fingern nestelte er an seinem Gürtel herum, um sich der Hose zu entledigen.
Zuerst tobte er und war wütend, weil man ihn belogen und verhätschelt hatte, obwohl es so viel zu tun gab.
Doch Brian heuchelte Entrüstung und gab sich verschnupft, da sein Vater ihm offenbar nicht zutraute, das kostbare Vieh angemessen zu versorgen. Mairi servierte ihm einen dampfenden Becher Klah, dazu frisch gebackenes Brot mit – seine Augen glänzten bei dem Anblick – einem großen Stück Butter, das er mit niemandem zu teilen brauchte. Besänftigt verzieh er den Verschwörern und wollte wissen, ob sich die Leute langsam häuslich einrichteten. Falls es Beschwerden gäbe, sollten sie ihm bis zum Abend Bescheid sagen.
Man hatte eine Gemeinschaftsküche eingerichtet und
wechselte sich mit der Zubereitung der Hauptmahlzeit ab. Gegessen wurde an provisorischen Tischen – Holz-platten auf Sägeböcken in der großen Halle. In der riesigen Kaverne schienen sich die Menschen, die sich zum Abendessen niedersetzten, zu verlieren. Leicht hätten fünf mal so viele Leute Platz gefunden.
Ehe das Fleisch aufgetragen wurde, erhob sich Red
Hanrahan von seinem Sitz am Querbalken der T-förmig aufgestellten Tische.
»Viele von euch haben sicher schon von den Feuerechsen erfahren, daß Alianne, die Reiterin der goldenen Drachenkönigin Chereth, bei der Geburt ihres Kindes 186
starb. Kurz darauf verschied auch ihr Drache.« Er legte eine Pause ein, damit diejenigen, die noch nicht
informiert waren, den Schock verarbeiten konnten. »Wir wollen aufstehen und in einer Schweigeminute der
Toten gedenken.«
Zwar dämpfte die schlimme Nachricht die Stimmung,
so daß an einen vergnüglichen Abend nicht mehr zu
denken war; doch als Madeleine die köstlichen Torten auftrug, die sie eigens für den Empfang in der Burg hatte backen lassen, hatten sich die meisten Leute von dem ersten Schreck erholt.
»Man sollte nicht meinen, daß die Drachen so stark
mit ihren Reitern verbunden sind«, sinnierte Kes Dook, der in Reds Nähe saß. »Sicher, die Partnerschaft hält ein Leben lang … aber die Königin war doch noch so jung.
Hätte nicht jemand anders Aliannes Stelle einnehmen können?«
»Offenbar nicht«, entgegnete Red und spielte mit seinem Becher Quikal. Er sehnte sich nach einem guten
Tropfen Wein und fragte sich, ob Rene Mallibeau wohl jemals die richtigen Südhänge finden würde, die er
brauchte, um die wertvollen Rebstöcke anzupflanzen, die bis jetzt noch ein behütetes Dasein in den
hydroponischen Anlagen fristeten. »Sowie eine Prägung erfolgt ist, sind Drache und Reiter voneinander
abhängig. Der Drache kann ohne diesen speziellen
menschlichen Partner nicht überleben.«
»Aber der Weyr hält doch ständig Ausschau nach geeigneten Kandidaten für eine Gegenüberstellung. Hätte 187
man nicht wenigstens versuchen können, eine neue
Königinreiterin zu finden?«
»Vielleicht ging alles viel zu schnell«, mischte sich Betty Sopers ein. Ihre Augen waren vom Weinen gerö-
tet. Sie hatte Alianne sehr gut gekannt. »Es passiert so selten, daß eine Frau im Kindbett stirbt…« Erwartungsvoll heftete sie den Blick auf die beiden Ärzte am Tisch.
Kolya schaute
Weitere Kostenlose Bücher