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Ankunft

Ankunft

Titel: Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne McCaffrey
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welche replizieren kann.« Sie versuchte, in
    gelassenem Tonfall zu sprechen, doch ihre Stimme
    klang in ihren Ohren gereizt.
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    Mihall beugte sich über sie. »Sehr gern«, erwiderte er. Aber die Wärme, die sie flüchtig in seinen Augen erkannt zu haben glaubte, war jetzt einer distanzierten Kälte gewichen. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich auf dem Absatz herum und ließ sie einfach stehen.
    Ich könnte schreien, erklärte sie Alaranth. Mit meinem dummen Geschwätz habe ich mich blamiert. Ich schäme mich so.
    Eine längere Pause trat ein, und sie glaubte schon, ihr Drache sei zum Antworten zu schläfrig.
    Mach dir keine Sorgen. Das war nicht Alaranths Stimme.
    Brianth?
    Er hat recht. Ändern kannst du ohnehin nichts mehr, erfolgte Alaranths nicht sehr hilfreiche Erwiderung.
    »Wo ist Torene hingegangen?« übertönte Davids
    Stimme die angeregten Gespräche.
    »Ich bin hier«, meldete sie sich. Der Eifer, mit dem sich die Gruppe vor ihr teilte und sie an den Tisch vor-treten ließ, trug viel dazu bei, ihre Frustration und Selbstvorwürfe zu lindern.
    Torene hatte den Wachdrachen gebeten, sie zu
    wecken, sowie in Telgar der Tag anbrach. Gerade als Sonja Klah ausschenkte, betrat sie die Wohnhöhle ihrer Eltern. Zu Torenes Erstaunen goß ihre Mutter drei Becher voll, und auf dem Tisch stand eine dritte Schale mit dampfendem Haferbrei.
    »Woher wußtet ihr, daß ich kommen würde?«
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    »Das war doch wohl klar, oder?« entgegnete Sonja
    und drückte ihre Tochter an ihren üppigen Busen.
    Voller Stolz und Freude schloß sie sie in die Arme, die durch lebenslange Arbeit in den Bergwerken muskel-bepackt waren. »Telgar sagt, es gäbe sogar vier Weyr, und einer davon soll hier bei uns sein.«
    »Da droben«, korrigierte Volodya seine Frau, indem
    er nach Nordosten zeigte. Dann erhob er sich von seinem Platz, gab Torene einen Kuß und umarmte sie beinahe genauso stürmisch wie seine Frau, achtete jedoch darauf, daß er ihre Rippen nicht quetschte. »Und dich hat man dem Weyr an der Ostküste zugeteilt.«
    »Ja. Dem Benden-Weyr«, erklärte sie und hoffte, daß wenigstens dieser Name eine Überraschung sein würde.
    »Ach!« Ihre Mutter strahlte über das ganze Gesicht
    und schloß ihre Tochter noch einmal in die Arme, ehe sie sich die Tränen aus den Augen wischte.
    »Gut gemacht. Gut gemacht!« lobte Volodya, setzte
    sich wieder an den Tisch und schaufelte sich den
    Haferbrei in den Mund. »Nimm Platz! Iß! Du mußt bei Kräften bleiben.«
    »Wie viele Kopien soll ich euch anfertigen?« fragte Sonja verschmitzt und schubste Torene in Richtung des freien Stuhls.
    »Ach, Mutter!«
    »Es ist dein gutes Recht, mich darum zu bitten,
    dushka. Du bist immer so bescheiden. Und wer außer uns besitzt einen funktionierenden Replikator? Möchtest 294
    du zusätzlich Vergrößerungen von jeder Bodenerhe—
    bung? Wieviel Stück insgesamt?«
    »Mutter …« setzte Torene zu einem Protest an, doch
    dann mußte sie lachen.
    »Setz dich endlich hin und iß!« bestimmte ihr Vater und deutete energisch auf den Stuhl. »Über Kopien reden wir später. Zuerst frühstückst du, danach erzählst du uns all die Neuigkeiten, die wir in Telgar normalerweise nicht erfahren.«
    Als Torene sich verabschiedete, mit zwei Schalen
    voll Haferbrei im Magen und mehr Klah, als ihr kurz vor einem Eintritt ins Dazwischen lieb sein konnte, trug sie eine Plastikröhre voller Kopien mitsamt Vergrößerungen bei sich – mehr, als sie von sich aus verlangt hätte. Ohne viel Umstände hatte Sonja von jeder Aufnahme, die die Gegend um den Benden-Weyr darstellte, vier Kopien angefertigt. Es handelte sich um die Original-Karten sowie um spätere Vermessungen, wobei jeder Blickwinkel auf die Vulkankegel berücksichtigt worden war. Torene vermutete, daß ihre Eltern sich so großzügig erwiesen, weil sie sich über den Namen des neuen Weyrs freuten, der die Erinnerung an Paul Benden wachhielt.
    Doch als sie ihren Verdacht laut äußerte, hielt ihre Mutter ihr entgegen: »Nein, wir tun es für dich,
    dushka.« Zum Abschied drückte sie ihr einen herzhaften Kuß auf die Wange. »Wir sind stolz auf unsere Tochter, die eine Drachenkönigin reitet. Paß gut auf sie auf, Alaranth.«
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    Alaranth wandte ihnen den Kopf zu, und im Schatten
    der hohen Berggipfel von Telgar glühten ihre Facettenaugen; dann duckte sie sich, um Torene das Aufsitzen zu erleichtern.
    Wer sollte sonst auf dich achtgeben? erwiderte Alaranth, während sie kehrtmachte und vom Felssims in das

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