Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
geschnittenen Mund und eine kehlige aber doch sonore Stimme erscholl deutlich und ohne zu brüllen über den Platz. »Garock.«
Es hatte geklungen, als wäre eine schwer beladene Eselskarre über einen Stein gefahren.
»Nun ...«, Plikon hatte gerade fortfahren wollen, als ihn ein tiefer Ton unterbrach.
Der riesenhafte Berisi-Krieger begann, Laute von sich zu geben, die aus den Tiefen seiner Seele zu stammen schienen. Zuerst waren es nur tiefe brummige Summlaute, die aber schon bald in einen sonderbar betonten Gesang mit fremdartigem Rhythmus übergingen. Er schaute über die Menge hinweg in den Himmel und schien eine Geschichte zu erzählen.
Die Bürger Brakenburgs wusste damit nur wenig anzufangen, zumal sie kein Wort verstanden. Wieder wurden Unmutsbekundungen laut. Garock wurde mit einer überreifen Birne an der Brust getroffen, doch er sang unbeirrt weiter. Der Richter wechselte ein paar halblaute Worte mit dem Gerichtsdiener und, als dieser sich gerade in Bewegung setzen wollte, konnte man spüren, dass das Lied dem Ende zuging.
Als der Gerichtsdiener beim Hauptmann der Wache war, kam Garock zum Ende und der Diener war nun unschlüssig, ob er seinen Auftrag weiter ausführen sollte. Schließlich ging er weiter und flüsterte dem Hauptmann etwas ins Ohr.
Nach einem letzten ausklingenden Summen öffnete Garock wieder seinen Mund. »Garock-Kaa.«
Plikon wusste sich keinen rechten Reim darauf zu machen. Er hatte zwar etwas über die Berisi nachlesen können, aber bis auf die Begrüßungsformel hatte er keine weiteren brauchbaren Informationen finden können. Der Hüne hatte sich vermutlich gerade mit seinem vollen Namen vorgestellt, vielleicht waren auch noch Teile seiner Familiengeschichte dabei, da, soviel wusste er, die Berisi nichts aufschrieben.
Innerlich durchaus gerührt von dem Gesang des Hünen, wahrte er äußerlich Fassung. Er wollte schließlich nicht den Eindruck erwecken, für den Angeklagten Sympathien zu hegen. »Nun denn, werter Garock-Kaa, ich danke Euch für diesen aufschlussreichen Gesang.« In der Menge waren ein paar Lacher zu hören.
»Da Ihr wohl nicht in unserer Sprache antworten wollt und wir auf weiteren Gesang aus Zeitgründen verzichten müssen, genügt mir ein Nicken oder ein Kopfschütteln. Seid Ihr damit einverstanden?«
Garock blickte den Magier mit zusammengekniffenen Augen nachdenklich an, als wolle er die Kampfkraft eines kleinen, aber bedrohlich fauchenden Raubtieres einschätzen, dann nickte er langsam.
»Werter Garock-Kaa, gebt Ihr zu, die fünf Schausteller getötet zu haben?«
Garock schüttelte langsam den massigen Kopf und ein Raunen ging durch die Zuschauer.
»Gebt Ihr zu, zwei Soldaten dieser Stadt im Kampf getötet zu haben?«
Garock nickte und sofort wurden Forderungen nach der Todesstrafe laut. Plikon hob beschwichtigend die Arme und wandte sich erneut seinem riesigen Gegenüber zu.
»Versuchtet Ihr auf dem Weg in die Stadt mehrmals zu fliehen?«
Garock verneinte mit einem leichten Kopfschütteln. Die Zuschauer wurden unruhiger. Es waren Rufe wie ‚Lügner‘ oder ‚Blödsinn‘ zu hören.
»Habt Ihr Eure Bewacher mehrmals angegriffen?«
Das Nicken des Hünen ließ die Zuschauer wieder lauter werden, sodass Bungad mit dem Stock klopfen musste.
»Gebt Ihr zu, den Hauptmann der Landpatrouille getötet zu haben, obwohl Ihr Euch schon ergeben hattet und in Gefangenschaft ward?«
Garock nickte mit unverändertem Gesichtsausdruck und die Menge lohnte ihm seine Offenheit mit unzähligen Obstgeschossen.
Der Hauptmann der Wache ließ die Zuschauer mehrere Schritte zurückdrängen, was einen Augenblick dauerte.
Plikon hatte die Masse und seinen Angeklagten jetzt genau da, wo er sie haben wollte. Er setzte zu seiner letzten Frage an und er kannte die Antwort bereits. »Erkennt Ihr dieses Gericht an?«
Garock schüttelte den Kopf.
Die Menge geriet außer sich. Selbst ehrbare Bürger und hohe Beamte unter den Zuschauern bekundeten nun laut ihren Unmut und ihre Forderungen nach einer harten Strafe. Die Lanzenträger, die den Menschen zum Gerichtsplatz hin den Weg versperrten, hatten alle Hände voll zu tun und schwankten beachtlich. Es wurden wieder ein paar faule Früchte geworfen, doch keine traf dieses Mal.
Richter Bungad stieß zornig mit seinem Stock auf den Granit. »Ruhe, sonst lasse ich den Platz räumen. Brakenburg soll sich so verhalten, wie es einer Stadt mit Kultur und Wohlstand geziemt.«
Anfangs hatte er gebrüllt, doch am Ende seines
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