Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Satzes hatte er kaum mehr als geflüstert und doch hatte man ihn verstanden.
Der Richter blickte kurz zu Plikon und dieser setzte erneut an. »Werter Garock, so Ihr das Gericht nicht anerkennt, erklärt sich Eure Haltung, allerdings wird sie der Urteilsfindung keinen Abbruch tun. Sie zeigt lediglich, wo Ihr steht und wo Brakenburg.«
Mit schäumenden Wutbezeugungen bekräftigten die Zuschauer Plikons letzte Äußerung. Hätte er seinen Gefühlen freien Lauf gelassen, so wäre wohl ein breites Grinsen auf seinem Gesicht zu sehen gewesen, doch der junge Magier ging mit einer knappen Verbeugung in Richtung des Richters scheinbar ungerührt zu seinem Platz.
Nun war er sich sicher, dass er gewinnen würde. Er würde gewinnen und er könnte dem alten Uharan sagen ‚Ich habe getan, was Ihr verlangtet.’ Als er saß, schwor er sich, dass er nicht mehr Plikon heißen wollte, wenn er diesen Prozess verlöre.
Er blickte kurz zu der jungen Verteidigerin und dieser Blick musste wie ein weiterer Schlag für sie gewesen sein. Aufrecht stand sie da in ihrer weißen Robe. Steinern war ihr Blick. Trotz des wallenden Gewandes konnte man ihr ansehen, dass ihr ganzer Körper angespannt war. Sie verzog keine Miene. Nur ein leichtes Zucken, das um ihre Mundwinkel spielte, verriet Plikon, dass er ganze Arbeit geleistet hatte.
Es dauerte eine Weile, bis sich das Volk wieder beruhigt hatte. Bungad sah sich anscheinend nicht gezwungen, ein Machtwort zu sprechen, so blieb es also nur an den Soldaten, für Ruhe zu sorgen.
Offensichtlich fand der Richter Gefallen an dem neuen Verteidiger und ließ ihm seine Schau. Vielleicht wollte er auch wissen, wie die junge Frau mit dem Druck der Massen zu Recht kam. Er saß lässig in seinem hohen Stuhl und lehnte sich auf die linke Seite. Sein Kinn ruhte auf dem Daumen, während sein Zeigefinger die Lippen verdeckte. Es schien beinahe so, als mustere er die Situation und vor allem Lavielle durch seine Augenbinde hindurch.
Diese war schlau genug, nicht gegen den Lärm anbrüllen zu wollen. Es kostete sie zusehends mehr und mehr Mühe, sich zurückzuhalten und dennoch wartete sie, bis auch der letzte Ruf aus dem Publikum verhallt war. Sie ärgerte sich darüber, dass sie nicht rechtzeitig an mehr Informationen über die Berisi gekommen war. In all dem Trubel hatte sie das vergessen.
Die Argumentation Plikons konnte sie zerlegen, aber sie spürte instinktiv, dass sie Garocks Fluchtversuche irgendwie abschwächen musste.
Langsam stand sie auf und mit jedem Schritt zur Mitte des Platzes hin fiel mehr und mehr ihre Anspannung von ihr ab. »Hohes Gericht, werter Herr Plikon, aufrechte Brakenburger, werter Herr Garock-Kaa.«
Sofort war wieder Gemurmel aus der Menge zu hören. Bungad musste schmunzeln.
Schon in ihrem ersten Satz hatte sie Plikon einen Seitenhieb verpasst, in dem sie ihn in der Anrede mit dem Angeklagten gleichsetzte. Dieser hatte sich jedoch nichts anmerken lassen.
Die junge Novizin hob wieder an, zu sprechen. »Wie ich schon bei der Übernahme der Verteidigung anmerkte, wurde der Gefangene misshandelt und seine Wunden wurden nicht nur unzureichend sondern gar nicht versorgt.«
Wieder Zwischenrufe, Lavielle wartete geduldig.
»Natürlich räume ich ein, dass die Soldaten aus nur zu verständlichen Gründen einen Groll gegen Herrn Garock-Kaa hegten und sich zu einem gewissen Übereifer hinreißen ließen.
Natürlich räume ich auch ein, dass es bei manchen Situationen eines Gefangenentransportes durchaus nötig sein kann, ein hohes Maß an Gewalt anzuwenden, um wieder die Kontrolle über den Gefangenen zu erhalten.
Und dennoch ist Herr Garock lange genug in dieser Stadt und unter Kontrolle«, das letzte Wort hatte sie sehr langsam ausgesprochen, »dass man ihm längst die nötige Behandlung hätte zukommen lassen müssen.
Mir stellt sich also die Frage, ob die Stadtwache Brakenburgs ihre Gefangenen unnötig misshandelt oder keine Kontrolle über sie hat.
Weiterhin stellt sich mir die Frage, warum ein aufrechter Mann, ein Krieger, der eingesperrt und misshandelt wird, eine Gerichtsbarkeit anerkennen sollte, die genau dies zulässt, zumal Ihr, Herr Plikon, ja schon anmerktet, dass das der Urteilsfindung keinen Abbruch tut, er also schon verurteilt ist?«
»Die junge Verteidigerin möge Ihre Zunge zügeln, bevor sie das Gericht in Frage stellt.« Bungad schien ruhig, doch Lavielle konnte seinen leichten Zorn spüren.
»Verzeiht, hohes Gericht, ich wollte lediglich erklären, warum
Weitere Kostenlose Bücher