Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
frischen Rasur sah man deutlich einen grauen Bartschatten. Unter zwei feinen aber dichten Augenbrauen ruhten zwei kräftig strahlende blaue Augen. Ihre Blicke trafen sich.
Für einen Moment musste die Heilerin an Ankwins Augen denken und spürte einen leichten Stich, der vom Herz in Richtung Magen fuhr. Dann war es vorbei.
Obwohl Garock hinter ihr ging, wusste sie genau, dass er ihre Gefühle spürte. Doch spürte sie auch seine und Garock konnte manchmal ganz schöne eifersüchtig sein. Lavielle lächelte unmerklich. Dann fiel der Heilerin wieder ein, wie Farig vorhin mit ihnen gesprochen hatte. So sprach er wohl mit dem gemeinen Volk oder zumindest mit Fremden. Ihr Blick wurde steinern. Auch wenn sie mehr als einen Gedanken an ihn verschwendete, so hatte sie doch eins gelernt. Männer dieses Formats hatten immer genug Selbstbewusstsein. Man musste es nicht auch noch fördern.
Das außergewöhnliche Trio ging langsam weiter. Als sie dem Aufseher gegenüberstanden, nickte er knapp. Anschließend drehte er sich um, ging die wenigen Stufen nach oben und stieß die beiden Türflügel nach innen auf. Die drei Freunde traten hinter Farig in die große Halle. Es war eher ein großer Audienzraum, in dem sich in der hinteren linken Ecke ein großer Kamin befand. Daneben stand ein Page und schürte das Feuer, das noch nicht lange brannte. Dieses Feuer und ein paar frische entzündete Fackeln tauchten den hohen Raum in ein unstetes Licht. In der anderen Ecke war eine geschlossene Tür zusehen.
Mittig hing das Wappen des Burgherrn. Es schien etwas zu üppig und zu bunt und wollte nicht recht in den Raum passen. Unter dem Wappen Stand ein nicht weniger üppiger Thron und auf dem saß ein Mann – ein recht kleiner Mann. Üppig war auch er, allerdings nur, was den Bauchumfang und die Kleidung anbetraf.
Ein glänzendes Wams, der unförmig ausgebeult war und weitere dicke Kleiderschichten darunter erahnen ließ. Darüber trug der Adlige einen etwas mitgenommenen Pelz, vermutlich aus Luchsfell.
Seine Beine steckten in dicken Strümpfen und die Füße in kaum getragenen dünnen Fellstiefeln. Sein pechschwarzes Haar schien vor Fett beinahe zu triefen, klebte nach hinten gekämmt an seinem Kopf und fand in äußerst sorgsam um das Gesicht gelegten Locken seine Krönung.
Ein kleiner spitzer Bart zierte das Kinn und außer einem dicken Leberfleck auf der rechten Wange war an dem Gesicht nichts Besonderes, nur die Augen glitzerten listig hinter den nur wenig geöffneten Lidern.
Brenkus I. lungerte beinahe gelangweilt auf seinem Thron herum und die Vermutung lag nahe, dass er gerade ganz andere Beschäftigungen im Sinn hatte.
Farig beugte das rechte Knie und senkte das Haupt. »Hoher Herr, Heilerin Lavielle a Shan savé mit Gefolge.«, der Satz hinterließ eine kleine weiße Atemwolke.
Garock verzog wie immer keine Miene, doch um Bermeers Augen spielte bei der Vorstellung, Lavielles Gefolgsmann zu sein, ein belustigter Zug.
Farig trat zur Seite und nun trafen sich die Blicke des Fürsten und der Heilerin.
Für einen Moment, der ungewöhnlich lang erschien, passierte nichts, dann erhob sich Brenkus von seinem Thron, schritt Lavielle entgegen und wollte, allerdings ohne sich zu verbeugen, ihre Hand küssen. Diese blieb ungerührt an ihrer Körperseite.
»Verzeiht meine Unhöflichkeit, hoher Brenkus, doch wie Ihr unschwer erkennen könnt, schmückt mich der Schmutz körperlicher Arbeit, einen Schmuck, der Euch nicht geziemt.«
Etwas dümmlich lächelnd verneigte sich der Fürst, anscheinend ohne den Seitenhieb verstanden zu haben.
»Hohe Schwester der Heilung, seid willkommen auf meiner bescheidenen Burg. Ihr müsst mir alles erzählen, was Euch widerfahren ist. Doch, um dem einen angemessenen Rahmen zu geben, stehen Euch meine Waschmöglichkeiten natürlich in vollem Umfang zur Verfügung. Farig, veranlasse er das Nötige.«
Ein knappes Nicken und der Aufseher verschwand in der hinteren Tür und nach dem sie wieder geschlossen war, hörte man augenblicklich viele gebellte Befehle, die durch die Tür allerdings merklich gedämpft wurden.
Der Fürst versuchte milde zu lächeln, doch geriet ihm die Miene eher weinerlich. Bermeer begann, die Lippen zu schürzen, um nicht breit zu grinsen. Er hatte schon viele Landadlige gesehen, die glaubten, höfische Etikette zu haben, doch dieser Brenkus war ein besonders plumpes Exemplar. Seine listigen Augen waren Bermeer allerdings auch nicht entgangen.
Der Fürst ließ kurz seinen Blick
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