Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Bestattung ging. Theodus biss sich auf die Lippen. Er fühlte, dass er hier kurz vor einem Durchbruch stand und doch konnte er genauso spüren, wie ihm die Zeit für die Bestattung davon rannte.
Saroh stand an einer unscheinbaren Tür, blickte Theodus an und ließ die Augäpfel unmerklich zur der Tür rollen, dann ging er, als wäre nichts geschehen, zu einem Tisch und begann ihn abzuräumen.
Das war das Zeichen. Theodus steckte seinen Zeigefinger in den Schnapsbecher, befeuchtete die Fingerkuppe und leckte den Finger ab. Dann stand er auf und schob bedächtig den Stuhl an den Tisch. Zeit, sich den Dämonen der Vergangenheit zu stellen.
Der alte Magier durchmaß den Raum mit ruhigem Schritt, sein Herz jedoch schlug schnell und heftig in seiner Brust. Einerseits wusste er ganz genau, was er zu tun hatte. Zumindest wusste er ganz genau, was er nicht tun durfte – der Versuchung nachgeben.
Sein Verstand war auf seiner Seite, doch sein Herz klopfte, weil sich sein Körper in einem Zustand der freudigen Erwartung befand. Er wusste exakt, was er wollte.
Theodus war wütend auf sich selbst und auf den Gastwirt und zugleich beschwingt, da die ersehnten Muscheln ganz in der Nähe waren. Diese sonderbare Mischung der Gefühle war ihm zuwider, da sie ihm den Verstand vernebelte. Hinzu kam der schlimmste Gegner des klaren Verstandes. Unter der Wut und der Beschwingtheit hatte sich Angst breitgemacht, wie ein großer dicker Teppich, der die Schritte jedes klaren Gedankens in seinem Bewusstsein dämpfte.
Ihm war klar, dass eine Entscheidung nicht mehr lange auf sich warten lassen würde.
Mit leisem vertrautem Quietschen öffnete sich die Tür und gab den schummrigen Gang dahinter frei. Nach wenigen Schritten stand Theodus wieder vor einer Tür, diese war allerdings weitaus massiver als die Erste. Er klopfte und einige Momente pochenden Blutes später öffnete man ihm die Tür.
Der recht kleine Raum hatte sich seit seinem letzten Besuch nicht verändert. Die Decke war so niedrig, dass sogar Theodus den Kopf einziehen musste. Plötzlich musste er an Garock denken und, als er ihn sich in diesem Raum vorstellte, musste er kurz lächeln. Hätte er damals gewonnen, wäre Garock vielleicht tot und er hieße immer noch Theodus Plikon.
Die linke Wand des Räumchens bestand nur aus Büchern und einem Fenster, rechts war ein dunkler Schrank zu sehen. Es gab noch eine zweite Tür, die gegenüber der Ersten lag. Bestückt war der Raum mit einem kleinen Tisch und zwei Stühlen. Mehr benötigte man als Rauschhändler nicht.
Wagos selbst hatte sich seit seiner Zeit an der Universität wenig verändert. Er hatte immer noch das gleiche ausdruckslose Gesicht, nur wirkte er aufgedunsener und die dunklen Augen saßen tiefer in den Höhlen. Er trug einen sehr teueren Hausmantel, wie ihn eigentlich nur die Magiermeister der ganz alten Schule trugen und hatte ein Mützlein mit einer Quaste auf dem Kopf, dass ihn bei Lichte betrachtet, endgültig lächerlich machte. So sahen ihn allerdings fast ausschließlich seine speziellen Kunden und die hatten wenig Interesse an seinem Äußeren oder litten meist so unter dem Entzug, dass sie ihn gar nicht richtig wahrnahmen.
Wagos stand bei dem Tischchen und setzte nach dem ersten vorsichtigen, abschätzenden Blick wie immer sofort ein gewinnendes Lächeln auf. Er und bat den alten Mann mit raumgreifenden Bewegungen herein.
»Theodus, werter Freund, gut siehst du aus, so voller Leben. Wie kann ich einem meiner besten Kunden helfen? Benötigst die wieder ein paar Muschies«, so bezeichnete Wagos immer die heiligen Muscheln, »oder darf es diesmal etwas anders sein? Ein paar Rauschpilze vielleicht oder Kräuterwahn?« Selbstherrlich ließ er sich auf den Stuhl gegenüber fallen.
Theodus spürte deutlich, wie sich seine Nasenflügel blähten und seine Lunge begierig die Luft ein sog. Sein Magen krampfte. Er schmeckte den leichten aber eindringlichen Duft der Verwesung, der in dem kleinen Raum hing. Nur ein Abhängiger konnte das. Zu allem Übel trat ihm kalter Schweiß auf die Stirn und der Raum wurde auf einmal schrecklich stickig. Er ballte die Zehen in seinen Stiefeln, um sich die Anspannung nicht anmerken zu lassen.
»Nein, nichts von alledem. Diesmal will ich nur Informationen.«
Die Überraschung war Wagos nur kurz anzusehen, denn eigentlich war es nichts Ungewöhnliches. Da er sich in entsprechenden Kreisen bewegte, kam ihm auch allerhand zu Ohren, das sich hie und da zu Geld machen ließ. Oft
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