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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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recht neu zu sein.
    Der junge Krieger erwiderte den Blick des Dämons abwägend. Die Flechten auf dem Stein verliehen der Oberfläche eine Farbe, dass man hätte meinen können, er lebe. Ankwin starrte ihn an und schien auf eine Begrüßung durch die Fratze zu warten. Schließlich blies sein Pferd durch die Nüstern und wieherte leise. Ankwin wurde aus seinen Gedanken gerissen und wandte den Blick vom Haus weg zu seinem Hengst.
    »Ist ja gut, mein Dicker, hast ja recht.«
    Noch während er mit Weißwind sprach, hob der den Arm zum Türklopfer um sich anzukündigen. Überrascht drehte er sich zur Tür, da er ins Leere gegriffen hatte.

Fragmente
    (Brakenburg im Herbst)
    Theodus verharrte in der Bewegung. Er stand mitten in einem der langen Kreuzgänge der Universität. Für einen Moment war sein Blick völlig leer. Eine Wandmalerei rückte in sein Bewusstsein - ein schwarzer Drache saß vor einer Höhle. Er wurde von einem Ritter in roter Rüstung angegriffen. Der alte Mann wusste nichts damit anzufangen. Was hatte er gewollt? War er ein Lehrling der großen Künste? Nein. War er der Universitätsdiener? Für eine Weile stand er so auf dem Gang, unschlüssig, in welche Richtung er sich bewegen sollte.
    Eine Gruppe junger Adepten kam leise aber heftig diskutierend auf ihn zu. Als sie auf seiner Höhe waren, verstummten sie für einen Moment, nickten alle in seine Richtung und begrüßten ihn im Chor »Guten Morgen, Meister Theodus.«
    Entgeistert nickte Theodus zurück. Kichernd entfernten sich die jungen Männer, während sie ihn verstohlen über ihre Schultern ansahen.
    Er war also Lehrmeister hier. Er sah an sich herunter. Der Talar eines Lehrmeisters, ziemlich abgewetzt, zerknittert und oft geflickt. Er wollte ins Archiv! Er hieß Theodus! Er wollte das Geheimnis um Ankwin lüften.
    Er biss sich auf die Unterlippe. Verflucht! Sein Gedächtnis ließ ihn immer häufiger im Stich. Er wusste ganz genau, dass das nicht vom Alter kam. Er war zwar schon weit über sechzig Winter alt, aber hier in Brakenburg war das Hauptkloster der Heiler. Die Versorgung hätte besser nicht sein können.
    Er gab sich zu oft dem Laster der heiligen Muschel hin. Ihr Genuss würde ihn mit der Zeit in den Wahnsinn treiben. Das hatte ihm die Heilerin beim letzten Mal gesagt. Er würde damit aufhören, noch heute. Die herrlichen Klänge hatten ihm lange genug die Sinne verwirrt. Vermaledeite Schalentiere! Warum war er nur so schwach gewesen? Theodus verfluchte den Tag, an dem er die heilige Muschel zum ersten Mal angerührt hatte. Es war Herbst gewesen, so wie jetzt, wenige Tage nachdem Lavielle mit Garock zusammen die Stadt verlassen hatte.
    Mit einem entschiedenen Ruck riss er sich aus seiner Starre und hastete den Gang entlang. Nach nur wenigen Schritten drehte er in der Bewegung und ging in die entgegengesetzte Richtung. Das Archiv lag schließlich im Westflügel. Er lief auf die immer noch feixenden Adepten zu. Dann wurde ihm bewusst, dass diese Schüler seine Schüler waren und er jetzt eine Vorlesung über die Kraft der Erde und die Kraft des Geistes geben musste. Welch eine Ironie.
    Der Ärger über sich selbst löste die Entschlossenheit in seinem Gesicht ab. Während er auf sie zu lief, legte er sich einen Schlachtplan zurecht. Er würde ihnen einfach sagen, er hätte eine wichtige Besprechung. Nein, die hatte er angeblich schon die letzten beiden Male gehabt. Davor war er unpässlich gewesen. Wie er es drehte und wendete, diesmal musste er wieder in den Hörsaal. Soviel zum Schlachtplan.
    Seine Verärgerung wich nun einer Unsicherheit. Ihm war klar, dass mittlerweile jeder hier wusste, dass er ein unzuverlässiger, mittelmäßiger Meister war, der einfach nur alt wurde. Gerüchteweise wussten sie bestimmt auch über die Muschel bescheid.
    Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er der hohen Kunst der Magie und der mit ihr verbundenen Wissenschaft neue Anstöße gegeben. Inzwischen rettete er sich von Vorlesung zu Vorlesung, von Pflichtveranstaltung zu Pflichtveranstaltung. Er zehrte nur noch von dem kläglichen Rest eines Fachwissens, von dem er wohl schon mehr vergessen hatte, als die meisten Magier überhaupt je lernen würden.
    Sein Privatleben bestand im Wesentlichen aus dem Genuss der Muschel, Essen, wenn er dazu kam, und Schlafen. Freunde oder Familie hatte er schon lange nicht mehr. Die einzige Person, die sich Sorgen um ihn zu machen schien, war seine Haushälterin Miretta. Allerdings war er sich nie ganz schlüssig, ob sie sich

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