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Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)

Titel: Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Mayer
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aus Mitleid oder aus echter Zuneigung um ihn sorgte. Ach, Miretta – er hätte sie damals doch zur Frau nehmen sollen.
    Sie war jetzt bestimmt zu Hause, wischte irgendetwas, so wie sie es immer tat, und machte ihm halblaute sorgenvolle Vorwürfe, die niemand hörte. Vielleicht sollte er wieder einmal nach Hause gehen. Er besaß schließlich ein ganzes Haus. Wie lange war er wohl schon nicht mehr dort gewesen?
    Als er die große Unruhe seiner Schüler gewahr wurde, zwang er sich räuspernd, seine Gedanken zu unterbrechen. Mit unsicherer Stimme versuchte er, die durcheinanderredenden jungen Männer zur Ruhe zu rufen.
    Nach zweimaligem Drehen der Sanduhr, was ihm mit Sicherheit länger vorgekommen war als den Adepten, drängte er mit ihnen zur Tür. Keiner achtete auf ihn oder nahm Rücksicht.
    Sie liefen in alle Richtungen auseinander und plötzlich stand Theodus wieder alleine da. Er fröstelte. Völlig ausgelaugt schleppte er sich zu seinem Zimmer. Er ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen, schob den Riegel nach rechts und wankte achtlos über die am Boden liegenden Pergamente zum Tisch. Kraftlos sank er auf seinen Stuhl.
    Eigentlich hatte er jetzt im Archiv sein wollen. Unschlüssig und unzufrieden verzog er das Gesicht. Morgen würde er ganz früh ins Archiv gehen und die Unterlagen heraussuchen, ganz bestimmt. Und morgen würde er auch die Muschel nicht mehr anrühren, nie mehr. Er könnte nach Hause gehen, in seinem eigenen Bett schlafen. Und Miretta würde er wiedersehen. Sie machte sich bestimmt unendliche Sorgen. Morgen, ja morgen würde er ganz früh ins Archiv gehen.
    Er nahm die beiden Muschelhälften und sah sie an. Der Perlmut leuchtete verheißungsvoll in allen Farben. Er würde ihrem Klang nur ganz kurz lauschen, nur bis er soviel Kraft hatte, nach Hause zu gehen. Theodus setzte die Muschel an die Ohren.
    Seine Augäpfel drehten sich leicht nach oben und die Lider flatterten. Die sphärischen Klänge raubten ihm augenblicklich die Sinne.
    ... der Geruch von Rauch liegt in der Luft. Deutlich spürt er die Magie, die Schwarze im Haus und die Grüne Lavielles davor.
    Ein kurzer Blickwechsel mit Bermeer und Theodus ist klar, er muss nach vorne. Er muss Lavielle unterstützen. Eilig rennt er um das Haus.
    Der Riese und die Heilerin suchen die Fassade ab und sie ruft immer wieder ‚Ankwin’.
    Die Tür muss geöffnet werden! Er muss die Tür öffnen! Theodus schließt die Augen und beginnt den Urquell zu suchen, die Macht der Mächte. Sie fließt durch seine Füße in die Waden, will nach oben. Seine Arme vollführen jahrelang einstudierte Gesten. Seine Lippen formen uralte von unzähligen Generationen überlieferte Gebetsformeln.
    Doch auf einmal spürt er die mächtige Entladung Schwarzer Magie. Ein Tier brüllt. Theodus schlägt die Augen auf und sieht, wie sich die Tür öffnet.
    In Lavielles Gesicht und selbst ihm Antlitz des menschlichen Steins Garock ist das Entsetzen deutlich zu sehen. Ein rotschwarzer Schwall aus Blut und Leibern strömt durch die Tür. Ankwin scheint, darin schier zu ertrinken. Die grauenhafte Flut reißt Garock und Lavielle mit und auch Theodus wird erfasst. Der Magier verliert den Boden unter den Füßen.
    Er geht in dem blutigen Strom unter. Er schnappt nach Luft, doch er schmeckt nur das salzig bitterverbrannte Grauen. Der alte Mann schlägt wie wild um sich, versucht an die Oberfläche des Stroms zu gelangen. Er will die Augen öffnen, doch es gelingt nicht.
    Panik steigt in ihm auf. Theodus, Meister der magischen Künste, Bezwinger jeden Gefühls und Herr über seine Sinne verliert jeden klaren Gedanken und jeden Bezug zur Realität. Er treibt ohne Orientierung durch den reißenden Fluss der Verdammnis. Er verzweifelt und lässt jede Hoffnung fahren.
    Neeee iiiiiiiiin! ...
    Theodus riss in einer letzten Kraftanstrengung die Augen auf. Die linke Wand war voll von Blut und die Tür, die quer in der Wand saß, spiegelte sich darin.

Onkel Bungads Haus
    (Brakenburg, 3. Tag)
    Die Hand, mit der Ankwin hatte klopfen wollen, schwebte vor einem steinernen Gesicht. Es war eher eine versteinerte Miene und zwar die eines alten Hausdieners, der Ankwin ungeachtet der immer noch erhobenen Hand von oben bis unten musterte. Schließlich sah er den unruhigen mit dem Mantel bedeckten Hengst an.
    »Ihr seid ohne Zweifel Ankwin, Sohn Ruthegarns. Seid willkommen im Hause Bungads. Mein Name ist Miron.« Etwas steif drehte er den Kopf zu Seite, ohne den jungen Krieger aus den Augen zu

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