Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
hineingelangen kann.
Ankwin ist allein da drin. Eine Falle!
Plötzlich hören sie ein Geräusch, das an das Brüllen eines wilden Tieres erinnert. Durch die Ritzen sieht man gelbes Licht, Flammen. Es brennt! ...
Lavielles Augen fixierten einen Punkt, der weit in der Vergangenheit lag, dann klärte sich ihr Blick. »Na ja, Krieger. Verlieren sie im Kampf einen Arm, zeigen sie dir stolz ihren Stumpf, aber sind sie krank, erfährst du es nicht, bis sie tot sind.«
Frei
(Brakenburg, 3. Tag)
Ankwin genoss die frische Luft. Sein Schimmel schien genauso aufgekratzt zu sein wie er. Es war ein herrlicher Morgen. Endlich hatte er seine Prüfung ablegen dürfen. Er war schon seit Monaten bereit dafür gewesen. Nur Regorie, dieser Miesepeter, hatte ihn einfach nicht prüfen wollen. Er wäre noch kein Prüfling.
Letzten Vollmond war es dann endlich so weit gewesen. Natürlich war ihm alles auf Anhieb gelungen. Die Reit- und Waffendisziplinen hätte er mit zusammengebundenen Händen bestanden. Den Bären hatte er schneller bezwungen als andere einen lahmen Esel. Die Fährte des Wildhüters war auch nicht wirklich ein Problem gewesen. Nur der Kampf gegen den alten Regorie selbst steckte ihm jetzt noch in den Knochen.
Als er daran zurückdachte, rieb er sich unbewusst den Waffenarm. Sein Waffenmeister hatte ihm seinen Schild immer wieder wie angeschmiedet entgegen gehalten. Viermal hatte er ihm das hölzerne Rund zertrümmern müssen, bis Regorie die ersten Anzeichen von Ermüdung zeigte. Er hatte deutlich den Unterschied zwischen den früheren Übungs- und Lehrkämpfen und diesem letzten Prüfungskampf gespürt.
Sein alter Lehrmeister war ihm zwar trotz seiner bemerkenswerten Zähigkeit körperlich unterlegen gewesen, aber er hatte tief in die Fintenkiste gegriffen. Etliche blaue Flecken auf Ankwins Gesicht, Rücken und Unterarmen waren stumme Zeugen der großen Erfahrung seines Lehrmeisters.
Die Wunde auf seiner linken Brust, die ihm Regorie ganz zum Schluss beigebracht hatte, war sogar genäht worden. Der Alte hatte nur gesagt ‚Die soll dich immer an deine Verwundbarkeit erinnern.’
Ankwin musste bei diesen Erinnerungen laut lachen. Seine ebenmäßigen Zähne strahlten der Sonne entgegen. Dies war nun der dritte Tag auf seiner Reise in die große Stadt. Das letzte Gasthaus war angenehm gewesen. Sie hatten ihn zwar nicht gekannt, doch hatten sie ihn, wie er es gewohnt war, als Adligen behandelt.
Nun war er gespannt auf seinen Onkel Bungad. Ihn hatte er zuletzt gesehen, als er fünf gewesen war. Er hatte ihn als Riesen mit mächtigem Bart in Erinnerung, der lachen konnte, dass die Wände wackelten und einen Unterkiefer hatte, der jeder Bratenkeule beim bloßen Anblick das Fürchten leerte.
Ankwins Vater hatte entschieden, dass er die nächsten Jahre bei Bungad verbringen sollte, um die Welt ganz kennenzulernen. Ankwin war nie weiter als einen Zweitagesritt von Zuhause weg gewesen. Er war in allen Künsten des Kampfes, die der Hof seines Vaters zu bieten hatte, unterrichtet worden und das waren nicht wenige. Vom Stadtleben hatte er jedoch keine Ahnung. Bungad war laut seinem Vater also genau der Richtige, um einem jungen Adligen die Königsstadt zu zeigen und ihn am Hofe einzuführen. Unterbewusst fasste er an die Tasche, in der der Brief seines Vaters an seinen Onkel verstaut war.
Von dem Hügel, auf dem er gerade angekommen war, hatte Ankwin einen herrlichen Blick ins Untere Land. Das Untere Land war eine große, fruchtbare Ebene, die von der Küste bis zu den Ausläufern des Gebirges verlief. Man benötigte eine Woche, um sie mit dem Pferd zu durchqueren. So hatte man Ankwin zumindest erzählt.
Für ihn war es das erste Mal, dass er diese große Ebene sah. Für einen Moment ließ er seinen Blick von Links nach rechts schweifen. Weit im Osten türmten sich große Kumuluswolken auf, als würden sie für einen Krieg rüsten. Ihre Unterseite verwischte mit dem Himmel darunter. Sie schienen sich von unter her aufzulösen. Es regnete dort.
Die Ausläufer der Wolken reichten bis in den Süden, wo an einigen Stellen die Sonne das Graublau mit dicken, hellen Strahlen durchbrach. Sie fingerten über das Ackerland und ließen es unwirklich aussehen.
Zum Westen hin lösten sich die Wolken auf und die große Scheibe tauchte die tiefgrünen Wälder in ein warmes Licht. Nach dem Sonnenstand musste es kurz vor der Mittagszeit sein. Mitten in dem Ackerland, das von Weiden, einzelnen Bäumen und Hecken durchzogen war, erhob
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