Ankwin - Tod eines Kriegers (German Edition)
Onkel allerdings sah er nirgends. Da sich hinter ihnen anscheinend der einzige Ausgang befand, würden sie sich in der Felsspalte verstecken müssen, bis sein Onkel die Höhle verließ. Sie mussten ihn später stellen.
Mit Bermeer und Garock wusste der Bärenfelsener zwar erfahrene Kämpfer an seiner Seite, doch er war sich unsicher, wie Bermeer sich in einem offenen Kampf schlug. Außerdem wusste er nicht, was er diesem Theodus zutrauen konnte und Lavielle wäre bei einem offenen Kampf auf jeden Fall in Gefahr.
Langsam zog er sich wieder hinter die Brüstung zurück. Mit Gesten versuchte er die anderen zurück in den Gang zu schicken und ihnen zu bedeuten, dass er hier bliebe, um die Gesellschaft zu belauschen, als plötzlich eine ihm wohlbekannte Stimme das Gemurmel zerriss.
»Verehrte Gäste, hohe Bürger Brakenburgs.« Aufmerksam drehten sich die Männer in der Mitte der Halle in Richtung der Empore. Ankwin, der wie die anderen wieder über die Brüstung blickte, glaubte zunächst, die Menschen blickten zu Ihnen herauf. Doch anscheinend musste sich sein Onkel genau unter ihnen befinden.
»Ich habe versprochen, Euch heute Nacht zu zeigen, zu was ich dank des herrlichen Fundes fähig bin. Vorbei ist die Zeit eines schwachen Königs, vorbei ist die Zeit eines schwachen Brakenburgs, vorbei die Zeit eines schwachen Landes. Wir haben uns hier versammelt, um zu bekunden, dass wir endlich zur Tat schreiten und das Joch dieses jämmerlichen Herrschers abwerfen werden.«
Erster zaghafter Beifall unterbrach den Richter. Vorsichtig spähte Ankwin über die Brüstung nach unten, konnte aber außer einem Tisch, einem Schatten und einer gestikulierenden linken Hand, nichts erkennen. Doch diese Hand kannte er, allein der vielen Ringe wegen. Für Ankwin zerbrach eine Illusion, das Trugbild eines liebenswürdigen, großen Onkels, dem er vertraut hatte. Mit Sorge dachte er an seinen Vater, der dies alles irgendwann einmal erfahren musste.
»Trotz der flammenden Niederlage, die wir heute ertragen mussten, gehen wir gestärkt daraus hervor. Und ich kann Euch versichern, dass ich das genauso meine. Lasst mich etwas zitieren aus einer Schrift, die uns stützen wird: ‚Gordobir wird herrschen auf der Welt, wie es bestimmt ist von Anbeginn. Seine Diener bereiten seinen Weg. Seine Feinde werden zertreten im Staub und der König seiner Feinde wird blind sein‘. Morgen wird der König fallen und sein gesamtes Geschlecht ausgelöscht werden. Wie uns unsere Gäste aus dem Westen und aus dem Osten noch einmal versichert haben, werden sie nicht einschreiten und unseren Pakt einhal ...«
Der Richter schien in seinen Worten durch irgendetwas unterbrochen worden zu sein. Für einen Moment waren nur die im Luftzug lodernden Fackeln zu hören.
»Ich spüre die Gegenwart von Verrätern unter uns.« In diesem Augenblick wurde sie von dem Magier unten in der Halle entdeckt. »Verrat, greift sie!«
Sofort entstand ein großes Durcheinander und alles passierte gleichzeitig. Die Gesandten und Adligen wurden von ihren Wachen unter die Empore und in die Ausgänge an den Seiten gedrängt. Gleichzeitig rannten sofort zwei Wachen die Stufen der Empore hinauf. Der Magier schloss die Augen und vollführte sonderbare Bewegungen mit den Armen.
Ankwin sprang, das Schwert bereits in der Hand, über die Brüstung auf den Tisch hinunter.
Theodus sprach völlig unverständliche Worte und richtete seinen Arm auf den gegnerischen Magier. Sofort schien dieser in seiner Bewegung erstarrt zu sein. Seine Augen verengten sich und Schweiß trat auf seine Stirn. Auch Theodus schien jetzt ebenfalls in seiner Bewegung erstarrt zu sein. Nun kam es darauf an, wer den stärkeren Geist besaß, wer das Myriton intensiver studierte hatte, welcher Magier mehr Übung besaß und auch wem das Myriton geneigter war. Die beiden Magier trugen ein Duell aus, das mit Helfern und Mächten ausgefochten wurde, die man weder in Worte fassen noch mit dem Verstand begreifen kann.
Bermeer rannte den herbeieilenden Soldaten entgegen. Garock zögerte einen Moment und blickte Lavielle an, doch diese rief sofort »Halte den Magier auf, von ihm geht die größte Gefahr aus.«
Auch Garock begann zu laufen. Während Bermeer sich mit den Füßen voran den Schilden der beiden Angreifer entgegen warf und diese mit ihm die Treppe wieder hinunter polterten, lief Garock ein Stück die Empore entlang. Er sprang während der Vorwärtsbewegung auf die Brüstung und nach zwei Schritten auf derselben
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